Hohliebi – von Eigeninteressen und Glaubwürdigkeit

Hat man die Kommunikation der Gegnerschaft in der Vergangenheit und nun in den letzten zwei Wochen wieder gelesen, so entsteht der Eindruck, dass die verantwortlichen Behördenmitglieder, die Führungs-Verantwortlichen des grössten Arbeitgebers und die junge Generation der Unternehmer an der Lenk bzgl. dem Vorgehen an der Hohliebi unfähige und ahnungslose Scharlatane und Spekulanten sind, welche die Bevölkerung bewusst hinters Licht führen wollen und ihr falsche Fakten vorgaukeln. Von Vorwürfen der Intransparenz, von Versäumnissen, dem Brechen von Vereinbarungen und falschen Zahlen ist die Rede.

Es stellt sich mir die Frage, ob die Glaubwürdigkeit der Verantwortlichen an der Lenk wirklich so gering ist und ob die Gegner allesamt die einzig wahren Wohltäter sind, die der Lenker Bevölkerung die Augen öffnen müssen, oder überwiegen vielleicht die Eigeninteressen, die in den Leserbriefen nicht transparent kommuniziert werden?

Die heute bekannten Fakten wurden seitens der ehemaligen Projektträger aus meiner Sicht vollständig und transparent auf den Tisch gelegt. Aufgrund meiner Erfahrung mit anderen Projekten gleicher Art darf ich sagen, dass ausführlicher und genauer informiert wurde als in vielen anderen Tourismusgemeinden in der Schweiz. Dennoch werden alle Argumente von der Gegnerschaft zerpflückt und teilweise mutwillig in falschen Zusammenhängen wiedergegeben. Es bringt deshalb nichts, diese mit einer Replik zu entkräften. Vielmehr geht es um die Glaubwürdigkeit der beiden Parteien.

Glauben wir wirklich, dass es sich eine Gemeindebehörde leisten kann, falsche Zahlen zu kommunizieren, in der Lage ist, geltendes schweizerisches Recht im Planungsverfahren auszuhebeln oder ein Risiko einzugehen, dass die Gemeinde in den Ruin treiben würde? Dies obwohl kantonale Behörden von Anbeginn im Projekt involviert sind (Amt für Raumplanung) und der Kanton Bern Vertragspartei und schlussendlich Aufsichtsbehörde der Gemeinde ist. Wohl kaum!

Betreibt die Lenk Bergbahnen reine Panikmacherei und Schwarzmalerei, wenn sie sagt, dass sie massgebliche Mehrerträge generieren muss, um die anstehenden Investitionen zu tragen? Trauen wir den Verantwortlichen, die der grösste Arbeitgeber in der Region sind und die Bergbahnen innert weniger Jahren zu einer der finanziell erfolgreichsten Bahnunternehmen in der Schweiz gemacht haben, wirklich zu, dass sie nicht einschätzen können, welche Erträge sie benötigen, um den Ersatz der Metschbahn und Betelbergbahn sicherzustellen? Wohl kaum!

Auf der anderen Seite steht die Gegnerschaft, die sich grösstenteils aus Anwohnern der Hohliebi, auswärtigen Ferienwohnungsbesitzern und nicht direkt tourismusabhängigen Kreisen zusammensetzt. Leider kann ich über deren Leistungsausweis für die Lenk wenig sagen, da mir kein entsprechendes Engagement bekannt ist. Glauben wir wirklich, dass ihnen vor allem das Wohlwollen der Lenk am Herzen liegt? Ich wage dies zu bezweifeln. Vielmehr bin ich der Meinung, dass Eigeninteressen hier im Vordergrund stehen. Wäre es nicht fairer, wenn diese Exponenten hinstehen würden und sagen: Es stört uns, dass ihr vor unseren Ferienchalets eine Überbauung erstellen wollt, die uns vielleicht liebgewonnene Gewohnheiten und den wunderschönen freien Blick auf den Wildstrubel raubt? Wahrscheinlich schon!

Für die Wahrung dieser Eigeninteressen hätte ich grundsätzlich noch Verständnis. Für den Missbrauch und die bewusst willkürliche Interpretation der Fakten und die inkonsequente Haltung (so hat z.B. ein Mitglied der IG-Lenk einen grossen Teil der eigenen Grundstücke für den Bau von Zweitwohnungen veräussert) sowie die indirekte Diskreditierung der Verantwortlichen hingegen nicht.

Fakten, Zahlen und Grundlagen, die zum heutigen Zeitpunkt vorliegen und dem normalen Projektstand vergleichbarer Projekte in der Schweiz entsprechen, wurden auf den Tisch gelegt. Ein Grossteil der Gegenargumente der Gegnerschaft können entkräftet werden. Aber selbst ausführliche Diskussionen so z.B. zwischen UP Lenk und Initiativkomitee haben anscheinend nicht gereicht, das Verständnis zu wecken. Es geht im vorliegenden Fall schon lange nicht mehr um Fakten, sondern um Gesichtsverlust, Glauben und Glaubwürdigkeit.

Ob die Lenker Stimmbevölkerung glaubt, dass eine touristische Ansiedlung notwendig ist und ob die Glaubwürdigkeit der Verantwortlichen bzw. der Gegnerschaft grösser ist, wird sie am kommenden Wochenende an der Urne bestimmen.

Als unabhängiger (aber nicht neutraler), interessierter Beobachter bin ich mir sicher, dass die Lenk eine Ansiedlung braucht. Unabhängig bin ich deshalb, weil ich nicht mehr auf der Gehaltsliste einer Projektpartei stehe. Neutral bin ich nicht, weil ich als ursprünglicher Projektleiter noch immer grosses Herzblut für das Projekt verspüre, aber vielmehr weil ich von ganzem Herzen überzeugt bin, dass eine solche Ansiedlung für die Lösung der anstehenden Investitionsaufgaben (z.B. Turnhalle, Hallenbad, Bergbahnen), zur mittelfristigen Sicherung von Arbeitsplätzen und der Besitzstandwahrung notwendig ist. Manfred Fiegl, Bertschikon