Sind Ausländer Menschen 2. Klasse?

Die Ausschaffungsinitiative wird an unserem Küchentisch seid Tagen heiss diskutiert. Wir sind weder Kriminell, noch planen wir eine Straftat zu begehen, trotzdem sind wir allein durch die Tatsache einen deutschen Pass zu haben betroffen.

Nur ein Beispiel (mit etwas Phantasie lassen sich viele Beispiele finden): Was passiert mit einem von uns, wenn er bei einem Wettersturz in den Bergen Zuflucht in einer verschlossenen Hütte sucht? Wenn er Pech hat, wird er wegen Einbruchs verurteilt.

Wenn die Ausschaffungsinitiative durchkommt wird er automatisch und ohne Prüfung ausgeschafft und darf die Schweiz nicht mehr betreten.

Wir hätten nur eine Möglichkeit wenn wir weiterhin als Familie zusammenleben möchten: Die Schweiz, unser Leben, unsere Arbeit, unsere Freunde, ebenfalls zu verlassen.

Die Ausschaffungsinitiative trifft nicht nur Detlef, den Kinderschänder oder Jörg K., den Vergewaltiger, durch den Automatismus kann sie jeden, der keinen Schweizer Pass besitzt ins Unglück stürzen.

Wird so die Verhältnismässigkeit zwischen Tat und Strafe gewahrt? Möchte die Schweiz die ganze Familie bestrafen? Warum wird durch ungeprüfte Ausschaffung doppelt bestraft?

Wir hören und lesen immer wieder, dass wir Gäste in der Schweiz sind und dankbar sein dürfen hier zu sein. Leider werden nur selten die Vorteile erwähnt, die der Schweiz durch unser hiersein entstehen.

Ein Gast ist zu Besuch, wir sind mehr als Gäste – wir bringen uns voll ein, durch Arbeitskraft, Steuern und Beiträge in die Sozialkassen, know how, wir leben hier und nehmen am Leben teil! Nicht nur wir profitieren vom Leben in der Schweiz-, die Schweiz profitiert ebenso von uns! Wir wurden angeworben, da in der Schweiz ein Mangel an Fachkräften herrscht und es ausserdem sehr schwer scheint Schweizer Fachkräfte für das Leben im Simmental zu begeistern, wir waren dafür begeistert.

Die Frage, ob beispielsweise das Spital, für dessen Erhalt zu recht seid drei Jahren gekämpft wird, die letzten Jahre ohne ausländische Fachkräfte offen gewesen wäre, kann sich jeder selbst beantworten.

Wir leben seid sechs Jahren hier, unser Sohn hat nur noch wenig Erinnerungen an Deutschland, heute kickt er für den FCO und jubelt für die Schweizer Nati. Er fühlt sich als Schweizer, wir Eltern fühlen uns hier angekommen und zu Hause. Wir müssten nicht besser integriert werden, denn wir sind bestens integriert. Durch die Ausschaffungsinitiative werden wir als Menschen 2. Klasse behandelt für die bei Verfehlungen ohne Prüfung drakonische Strafen verhängt werden.

Unser Vertrauen in die Schweiz hat gelitten, unsere Skepsis gegenüber der Schweiz ist gestiegen.

So wurden wir durch diese Initiative gegen unseren Willen desintegriert.

Wir hoffen, dass unsere Nachbarn, Kollegen und Freunde ihren gesunden Menschenverstand benutzen werden, wenn sie zur Abstimmung gehen! Familie Ganter, Zweisimmen