Frühjahrskonzert

Französisch-schweizerisch romantische Impressionen

Delikat liessen die einheimischen Künstler Mathias Stocker und Reto Reichenbach den Palmsonntag ausklingen. In der Reihe der Boltiger Kirchenkonzerte erfreute das eingespielte Team neben Bekannterem mit neu entdeckten Raritäten.

Reto Reichenbach und Mathias Stocker während dem verdienten Applaus.

Reto Reichenbach und Mathias Stocker während dem verdienten Applaus.

Französisch-schweizerisches Programm gab es anlässlich der Reihe der Boltiger Kirchenkonzerte zu geniessen. Passend zum Ausklang des Palmsonntags sorgten Mathias Stocker und Reto Reichenbach in der Kirche Boltigen für ein feinfühliges, delikates Frühlingskonzert. Das einheimische, gut eingespielte Team sorgte neben bekannten Werken und Komponisten für eine Neuentdeckung, wie die französische Komponistin Mélanie Bonis. Gespannt lauschten Zuhörende der 1904 entstandenen Sonate für Flöte und Klavier. Die viersätzige Suite entpuppte sich als delikater Hörgenuss. Aufhorchen liessen die klangvollen silbernen Flötentöne mit sensibler Begleitung, empfindsam und wie Harfenklänge. Ruhe verbreitete sich in langsamen und lebendige Gestaltung überzeugte in schnellen Sätzen. Beim Abschluss des Scherzos schmunzelte sowohl das Publikum wie auch die Spieler.

Vor mehr als 100 Jahren entstanden

Das von der Entstehungszeit her, jüngste Werk, bildete die 1956 entstandene Suite Modale für Flöte und Klavier des 1880 in Genf geborenen Geigers Ernest Bloch. Seinen grössten Teil des Lebens verbrachte er in Amerika. Romantische Tonsprache vermischte sich mit sphärischen Klängen. Bezaubernd wirkte das Zusammenspiel. Ein Zufall bildete, dass drei Werke des Programms kurz nach der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert, vor etwas mehr als 100 Jahren entstanden. Alle drei Komponisten (Roussel, Ravel, Bonis) starben im Jahr 1937.

Virtuoses Know-How
Ausgeprägtes Flötenstück

Den Musikern gelang, in die Epoche des französischen Impressionismus zu versetzen, wie etwa mit dem wenig bekannten Albert Roussel, der sich nach seiner Offizierslaufbahn auf dem Meer, der Musiklaufbahn widmete. Nach einer Indienreise komponierte er vier Stücke für Flöte und Klavier «Joueurs de flûte». Mathias Stocker und Reto Reichenbach gelang mit Spielwitz und intelligenter Phrasierung geschickt die Kontraste herauszuarbeiten. Sie überzeugten im ausgeprägten Flötenstück mit virtuosem Know-How. Reiche Klaviermusik hatte Maurice Ravel zu bieten: Reto Reichenbach interpretierte die Sonatine mit lyrischen Passagen, gespickt mit impressionistisch-französisch gefärbter Harmonik. Die Künstler bedankten den kräftigen Applaus mit einem Bijou einer Zugabe, «Petite Valse» von André Caplet. Heidy Mumenthaler

Das einheimische, gut eingespielte Team: Reto Reichenbach am Flügel und Mathias Stocker mit silbernen Flötenklängen.

Das einheimische, gut eingespielte Team: Reto Reichenbach am Flügel und Mathias Stocker mit silbernen Flötenklängen.