Unfall am Grydsteg-Bahnübergang

Zwei Todesopfer bei Kollision Auto–Zug

Bei einer Kollision zwischen einem Personenwagen und einem Zug zwischen Reidenbach und Weissenbach (Gemeinde Boltigen) am Freitagmorgen erlitten zwei Personen tödliche Verletzungen. Die Hauptstrasse und die Bahnstrecke mussten für längere Zeit gesperrt werden.

Das total demolierte Unfallauto und im Hintergrund die BLS-Komposition.

Das total demolierte Unfallauto und im Hintergrund die BLS-Komposition.

Am Freitag, 6. Februar 2009, kurz nach 7 Uhr wollte ein mit zwei Personen besetzter Personenwagen in der Weissenbachebene von der Hauptstrasse her rückwärts über den mit einem Andreaskreuz versehenen Bahnübergang fahren, um ein Wendemanöver durchzuführen. Bei diesem Rückwärtsfahren wurde das Fahrzeug auf dem Bahnübergang vom Zug Zweisimmen-Spiez seitlich erfasst und fortgeschleudert. Das Auto kam mit Totalschaden auf der nahen Hauptstrasse zum Stillstand. Eine Person wurde aus dem Fahrzeug geschleudert und blieb tödlich verletzt auf der Strasse liegen. Die zweite Person, die bei der Kollision ebenfalls tödliche Verletzungen erlitten hatte, blieb im Fahrzeug eingeklemmt und musste durch die Feuerwehr geborgen werden. Bei den beiden Todesopfern handelt es sich um zwei Männer aus der Region von 20, respektive 47 Jahren. Als Folge des Unfalls mussten die Hauptstrasse und die Bahnstrecke der BLS AG längere Zeit gesperrt werden. Für Zugsreisende wurde ein Busersatz eingerichtet. Im Einsatz standen die Feuerwehren Boltigen und Zweisimmen, die Strassenrettung Zweisimmen, ein Care-Team sowie ein Ambulanzteam und ein Notarzt. Der genaue Unfallhergang und die Unfallursache sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Soweit die Meldung des Untersuchungsrichteramts IV Berner Oberland.

Gefährlichkeit des Grydsteg-Bahnübergangs ist bekannt

Nachdem im Jahr 2002 ein Ehepaar aus Deutschland auf diesem Bahnübergang ums Leben gekommen ist, nahm der Gemeinderat von Boltigen mit der BLS Kontakt auf. Die Gemeinde veröffentlichte am 27. Mai 2003 folgende Medieninformation: «Seit dem tödlichen Unfall auf dem unbewachten Bahnübergang Gryden vom Juli 2002 steht der Gemeinderat mit dem Bahnbetreiber BLS in Kontakt. Nach Mitteilung der BLS soll die Sicherung eines Bahnüberganges (Barrierenanlage) total Fr. 460000.– kosten. Hieran hätte die Gemeinde 75% somit Fr. 345000.– zu zahlen. Unweit des unbewachten Bahnüberganges Gryden befindet sich auch der unbewachte Bahnübergang Reidenbach. Die Sanierung beider Übergänge verursacht sehr grosse Kosten, umsomehr beim Übergang Gryden die Staatsstrasse mit Einspurstrecken ausgestaltet werden müsste.

Da die beiden Übergänge lediglich eine Distanz von ca. 800 Meter aufweisen, muss befürchtet werden, dass das Bundesamt für Verkehr die Schliessung des Bahnüberganges Gryden verfügt. Bei Schliessung des Grydenüberganges ist schliesslich die Erschliessung des dauernd bewohnten Gebiets Gryden wie der Zugang zur Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Grundstücke nicht gelöst.

Zur Findung einer Lösung des Erschliessungsproblems Gebiet Gryden inkl. Sanierung der beiden Bahnübergänge hat der Gemeinderat eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Dieser gehören auch Vertreter der betroffenen Grundeigentümer an».

Wo steht man heute?

Der Boltiger Gemeinderatspräsident Andreas Hutzli Boltigen nahm gegenüber dem Obersimmentaler zum aktuellen Stand dieser Planung Stellung: «Ende 2008 wurde beim Bundesamt für Verkehr ein umfangreiches Sanierungsprojekt eingereicht. Die verschiedenen Abklärungen hatten in der Zwischenzeit ergeben, dass es nicht, wie zuerst geplant, mit einer Verbesserung der Sicherheitsmassnahmen (Blinklicht, usw.) getan ist. Für die BLS standen und stehen die Aufhebungen aller sieben Niveau-Übergänge, die mehrheitlich der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung dienen, im Vordergrund. Hierzu mussten Durchfahrtsrechte vereinbart werden und der Abtausch von Grundstücken wird notwendig werden. Das grösste Sicherheitsrisiko bilden die beiden öffentlich genützten Übergänge. Für das ganze Gebiet im Bereich von Klein-Weissenbach bis zur sogenannten «Schinti» besteht darum Handlungsbedarf.

Über eine neue Simmenbrücke am südlichen Dorfeingang von Weissenbach (bei den Militärbaracken in der Wysseney) soll ein neuer, für Lastwagen befahrbarer Güterweg das Gebiet Klein-Weissenbach erschliessen. Dieser Güterweg ist bis ins Gebiet «Schinti-Rütti» geplant. Eine neue Bahnunterführung soll sodann den Anschluss Richtung Reidenbach bewerkstelligen.

Gemeinde erhofft den Baubeginn im 2010

Dass die Ausarbeitung eines derart grossen Projektes nicht von einem Tag auf den andern realisiert werden kann ist verständlich. Gemäss Gemeinderatspräsident Hutzli waren neben den Anliegen der Bewohner und der Grundeigentümer zahlreiche Abklärungen einzubeziehen (Abstand der Strasse zur Simme, Grundwasser, Kostenberechnungen, Kostenverteiler, Durchfahrtsrechte, usw.). Die Landerwerbsverhandlungen stehen vor dem Abschluss. Noch in diesem Jahr soll das Auflageverfahren abgeschlossen werden können und im kommenden Jahr (2010) hofft man auf einen Baubeginn. Ernst Hodel

Das sind die Pläne des Sanierungsprojekts, wie es Ende 2008 beim Bundesamt für Verkehr eingegeben worden ist.

Das sind die Pläne des Sanierungsprojekts, wie es Ende 2008 beim Bundesamt für Verkehr eingegeben worden ist.

Das Andreaskreuz, der einzige Hinweis auf den Bahnübergang.

Das Andreaskreuz, der einzige Hinweis auf den Bahnübergang.