Diemtigtaler Alpen unter der Lupe

Das Forschungsprojekt AlpFUTUR untersucht die Zukunft der Schweizer Alpen. Aus dem Kanton Bern wurde das Diemtigtal als Fallstudienregion ausgewählt. Ein Alpaufzug im Diemtigtal bildet den Startschuss für die neue Arbeit der Forschenden.

Diemtigtaler Alpen unter der Lupe

Die Alpweiden sind ein wichtiges Merkmal der Kulturlandschaft. Diese beträgt rund ein Achtel der Landesfläche beziehungsweise ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche der Schweiz. Charakteristisch sind die hohe Artenvielfalt, die traditionelle landwirtschaftliche Bewirtschaftung und die Vielfalt der Landschaftstypen. Doch die Nutzung des Sömmerungsgebietes verändert sich zunehmend. Auslöser ist der Wandel im Bereich der Agrarstrukturen, des Klimas und der gesellschaftlichen Ansprüche. Der Wandel zeigt sich beispielsweise darin, dass ertragsreiche Flächen intensiver genutzt werden, während sich die Alpwirtschaft aus anderen Teilen des Sömmerungsgebietes zurückzieht und Flächen verbuschen und verwalden.

Forschungsschwerpunkt im Diemtigtal

Um während der ganzen Projektdauer (2010 bis 2013) die Praxisnähe sicherzustellen, werden in sechs Fallstudienregionen in der ganzen Schweiz Betriebsbeispiele betrachtet und neue Praktiken und Strategien getestet. Weitere Fallstudiengebiete finden sich ausser im Diemtigtal auch im Oberwallis, im Vallée de Joux, in Obwalden, im Unterengadin und im Misox. Im Quervergleich mit den anderen Fallstudiengebieten repräsentiert das Diemtigtal eine Region, in der die Alpwirtschaft nach wie vor eine grosse Bedeutung hat. Eine Aufgabe von Alpen steht kaum zur Diskussion, der Alpkäse ist eine anerkannte Spezialität der Region und es werden neue Verbindungen zum Tourismus und zum Regionalen Naturpark geknüpft.

An der Hauptversammlung des Alpvereins, die kürzlich in Diemtigen stattfand, wurde deutlich, wie dynamisch die Alpwirtschaft im Diemtigtal ist. Es steht zwar noch nicht definitiv fest, welche der 17 AlpFUTUR Teilprojekte im Diemtigtal aktiv werden. AlpFUTUR kann eine Chance für das Diemtigtal sein, seine Alpwirtschaft ins rechte Licht zu rücken und diese weiter zu entwickeln. Dazu braucht es – zusätzlich zum Enthusiasmus der Forschenden – auch das Engagement der Älpler und Älplerinnen und die Unterstützung der Behörden von Gemeinde und Kanton.

Grosse Herausforderungen für Älpler

Die Veränderungen wirken sich auf Kulturlandschaft, Artenvielfalt und Naturgefahrensituation aus und stellen die Älpler und Älplerinnen und die Bergbevölkerung vor neue Herausforderungen. Deshalb sollen fehlende Grundlagen erarbeitet, Perspektiven aufgezeigt und Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis erarbeitet werden. In 17 aufeinander abgestimmten Teilprojekten werden sich Forschende aus elf Institutionen in der ganzen thematischen Breite mit der Alpwirtschaft auseinandersetzen: Wirtschaftlichkeit, Nutzungsintensität, Bewertung der Sömmerungsbeiträge, künftige Nachfrage nach Alpungsplätzen, Qualität des Käses, mögliche neue Produkte und Produktionsverfahren, Betriebszusammenlegungen, Alpgebäude und -strassen etc. Dabei werden die künftigen Ansprüche der Bäuerinnen und Bauern, des Alppersonals und der übrigen Gesellschaft einbezogen. Die Koordination und Leitung des Verbundprojekts liegt bei der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Den Forschenden ist auch der Kontakt mit der Bevölkerung und den Bewirtschaftenden wichtig. PD/Ernst Hodel