Jakob Wampfler berichtete aus seinem Leben
Ein Tausender von Bundesrat Blocher
Im Rahmen einer Kurswoche mit Oberländer Dicht- und Erzählkunst im Hotel Sunnehüsi in Krattigen trat unter anderen der Diemtiger Autor Jakob Wampfler vor die Zuhörer. In seinem Buch «Vom Wirtshaus ins Bundeshaus» berichtet der ehemalige Alkoholiker und Kiffer seine über zwei Jahrzehnte dauernde Sucht und über die wundersame Genesung. Seine Ausführungen ergänzte er mit selbstverfassten Gedichten. Der Vortrag wurde mit gehaltvollen Liedern des Diemtig-Chörlis unter der Leitung von Hans Stucki umrahmt.

Jakob Wampfler berichtet aus seinem Leben.
Die Woche der Oberländer Dicht- und Erzählkunst in Krattigen, organisiert von Luise Schranz aus Achseten und Elisabeth Aebischer aus Zweisimmen, stiess einmal mehr auf ein reges Interesse. Der Saal im Hotel Sunnehüsi war zum Bersten voll, als Jakob Wampfler am vergangenen Montag aus seinem bewegten Leben erzählte. Der scheue, ängstliche, verschüpfte und von Minderwertigkeitsgefühlen geplagte Schüler und Jugendliche aus Zwischenflüh geriet schon früh in Lebenskrisen, die er mit Hilfe grosser Mengen an Alkohol und Drogen zu meistern glaubte. «Die Trunkenheit und das Bekifftsein gab mir ein Gefühl der Dazugehörigkeit, machte mir Mut und befreite mich für einige Stunden von meinen Ängsten. Aber beim Erwachen am anderen Tag waren alle Probleme immer wieder da.», bekannte der jetzt 50-Jährige offen. Die Flucht aus Lehrstellen und Kursen, abgebrochene Weiterbildungen sowie längere Aufenthalte in Spitälern und psychiatrischen Kliniken waren die Folge.
Es geht nicht ohne massive Hilfe
«Ich habe ein Sauleben geführt. Aus diesem Teufelskreis kommt kann man nicht alleine herauskämpfen, man braucht massive Hilfe,» weiss er heute. Trotz vieler gut gemeinter Vorschläge von Eltern, Verwandten, Vorgesetzten, Ärzten, Psychiatern und Geistlichen «stürzte» Jakob Wampfler immer wieder ab. Sein Körper wurde zur Ruine und das Überleben hing nach mehreren Suizidversuchen mit Überdosaen von Tabletten mehr als einmal an einem dünnen Faden. Dass er nach all diesen Schwierigkeiten am 1. April 1992 eine Stelle als Postbote im Bundeshaus antreten konnte, zeugt vom Vertrauen, das man dem Diemtigtaler trotz allem entgegenbrachte. Aber auch diese Arbeitsstelle hätte er um ein Haar «versaut». Im August 1999 stand er nach weiteren Alkoholexzessen vor der fristlosen Entlassung. Nur dem Einsatz eines Professors hatte er zu verdanken, dass er weiterhin im Justiz- und Polizeidepartement wirken durfte. Er nahm diese allerletzte Chance wahr.
Einen anderen Christoph Blocher kennen gelernt
Heute ist der mit dem Diemtigtal immer noch eng verbundene «Granitschädel» dankbar für alle erhaltene Hilfe: «Vor allem meine Eltern haben mich trotz meines Verhaltens nie fallen gelassen. Gott hat mich schlussendlich gerettet, ich bin heute frei von meinen Süchten, fühle mich gesund und darf meinen Auftrag, andere vor dem Alkohol- und Suchtmittelkonsum abzuhalten, nachkommen». In Predigten, Vorträgen vor Schulklassen und an Tagungen berichtet er offen und schonungslos über diese überaus schwierige Lebensphase und über seine wundersame Befreiung. Sein Buch «Vom Wirtshaus zum Bundeshaus» hat ihm dazu viele Türen geöffnet. So auch die Türe zum Arbeitszimmer seines damaligen Chefs Christoph Blocher. Nach einem zwanzigminütigen Gespräch mit dem Vorsteher des Justiz- und Polizeidepartementes habe ihm dieser zur Deckung der Unkosten im Zusammenhang mit dem Druck seines Buches eine Tausendernote übergeben. Dieses Erlebnis hat Jakob Wampfler bis heute nicht losgelassen: «Ich habe Herrn Blocher von einer völlig anderen Seite kennen lernen dürfen und stand anschliessend völlig sprachlos im Vorraum des Chefzimmers». Ernst Hodel

Diemtigchörli unter der Leitung von Hans Stucki.