Kirchturmsanierung in Erlenbach – Arbeiten in schwindliger Höhe sind fertig

Bis vor kurzem umschloss ein stabiles Baugerüst den 40 Meter hohen Turm und die Fassaden der St. Michaelskirche in Erlenbach. Mit einem Kostenaufwand von rund 400000 Franken werden Sanierungsarbeiten am «Chüng» (Kirchturmspitze), ein neues Schindeldach, Renovationen im Bereich des Glockengeläutes, der Turm-Uhr und der Aussenfassaden vorgenommen. Im Innern der Kirche wurden die Wandmalereien einem «Lifting» unterzogen. Zum Abschluss der Arbeiten gibt es am Bettags-Sonntag vom 19. September ein grosses «Turmfest».

Noch warten die Glocken der St. Michaels-Kirche von Erlenbach auf die Reinigung und auf den Ersatz ihrer Klöppel.

Noch warten die Glocken der St. Michaels-Kirche von Erlenbach auf die Reinigung und auf den Ersatz ihrer Klöppel.

Ausgelöst wurden die Renovationen an und in der Kirche Erlenbach durch einen Kirchengänger. Der zuständige Kirchgemeinderat nahm die Anregung auf, zog Planer und Spezialisten zu Rat und klärte die Finanzierungsmöglichkeiten ab. Seit anfangs Mai sind nun Handwerker und Spezialfirmen damit beschäftigt, das im 13. Jahrhundert erbaute Erlenbacher Gotteshaus einer sanften Renovation zu unterziehen.

«Chüng» mit Blattgold überzogen

Hans-Peter Feuz sieht sich in diesen Wochen gleich dreifach mit der Kirchen-Renovation konfrontiert. Als Mitglied des Kirchgemeinderats, als Präsident der Baukommission und als Mitarbeiter der Firma Werner Tschabold AG in Erlenbach hat er im wahrsten Sinn des Wortes den Überblick. In vierzig Metern Höhe arbeitete er mit seinen Kollegen an der Wasser- und wetterfesten Umschliessung des «Chüngs», der Dokumentenkugel an der Kirchturmspitze. Diese war anlässlich der aktuellen Sanierung – wie schon bei den früheren Renovationen 1904, 1955, und 1974 – mit neuen und aktuellen Erlenbacher Dokumenten versehen worden. Die Lokalchronisten Hans Hofer und Peter Wiedmer hatten dazu extra einen Rückblick auf die vergangenen fünfzig Jahre verfasst. Nun bleibt der «Chüng» – von Spezialisten mit einer 9/1000 Millimeter dicken Schicht aus Blattgold überzogen – bis zu einer nächsten Öffnung in einigen Jahrzehnten verschlossen. Gleichzeitig wurden das Kreuz auf der Turmspitze und der Windanzeiger wieder funktionstüchtig gemacht. Festgeklemmt hatte dieser seit einiger Zeit die unterschiedlichen Windrichtungen nicht mehr anzeigen können. Kreuz und Windfahne waren zum Zweck der Renovation per Heli nach Därstetten ausgeflogen worden.

Glocken-Aufzug zum Abschluss

Einige Höhenmeter weiter unten, im Glockenturm wurde ebenfalls gearbeitet. Neue Bretter verstärken die Bodenkonstruktion. Die drei Glocken aus dem Jahr 1897 wurden gereinigt und mit neuen Klöppeln versehen. Die kleinste Glocke aus dem 15. Jahrhundert wurde ebenfalls per Heli ausgeflogen und wird derzeit in der Firma Rüetschi in Aarau restauriert. Am Bettag dem 19. September wird die Glocke mit der Inschrift «O rex glorie xpe veni cum pace – oh König der Ehren, Christus, komme mit Frieden» anlässlich des Turmfestes in einem feierlichen Zeremoniell wieder hochgezogen.

70000 neue Holz-Schindeln

Ein Hauptbestandteil der Sanierungsarbeiten betraf das Kirchturm- und Kirchendach. Diverse Holzbalken mussten ausgewechselt und eine komplett neue Lattung erstellt werden. Davon ist allerdings nichts mehr zu sehen. Weit über 70000 Schindeln, in den vergangenen Wintermonaten in einer Kientaler Dachdeckerwerkstätte von Hand hergestellt, zieren nun das neue Dach. Im Innern der Kirche sind derweil Spezialisten mit der sanften Reinigung der historischen Wandbilder beschäftigt. Noch sind die gereinigten und ungereinigten Flächen deutlich voneinander zu unterscheiden. Aber die Kunst ist, diese Arbeiten so auszuführen, dass die Betrachter die historischen Wandgemälde unverändert und in ihrer ursprünglichen Art sehen sollen.

Peter Olf, Denkmalpfleger und Bauleiter

«Die Herausforderung an diesem Umbau bestand darin, die vielfältigen Arbeiten zu koordinieren. Das Baugerüst diente uns auch für einige unvorhergesehene Arbeiten. So konnten wir unter anderem Flickarbeiten an der Fassade ausführen lassen, Konservierungsarbeiten am grossen Eingangswandbild Christophorus ausführen lassen, das Zifferblatt der Turmuhr neu malen und den (einzigen!) Uhrzeiger der Turmuhr neu vergolden lassen. Es ist übrigens eine der wenigen Kirchen, deren Kirchturmuhr nur mit einem Zeiger bestückt ist,» hält der bauführende Architekt Peter Olf fest. Wohnhaft in einem der wunderschönen Bauernhäuser auf Eschlen, hoch über Erlenbach (wo um 1480 auch der berühmte Erlenbacher Dorfpfarrer Peter Kunz geboren wurde) ist er ein Spezialist für denkmalpflegerische Bauten. Zurzeit ist er auch an der Kirchensanierung in Spiez beteiligt. Ernst Hodel

Das Baugerüst wies bis vor kurzem auf umfassende Renovationen der Erlenbacher Kirche hin.

Das Baugerüst wies bis vor kurzem auf umfassende Renovationen der Erlenbacher Kirche hin.

Baukommissions-Präsident Hans-Peter Feuz und Bauleiter Peter Olf inspizierten auf der Spitze des Kirchturms in vierzig Metern Höhe den Arbeitsstand am «Chüng».

Baukommissions-Präsident Hans-Peter Feuz und Bauleiter Peter Olf inspizierten auf der Spitze des Kirchturms in vierzig Metern Höhe den Arbeitsstand am «Chüng».