Zürcher Büro gewinnt Architektur-Wettbewerb für das Behinderten-Wohnheim Obersimmental-Saanen
Behindertenwohnheim: Das Siegerprojekt steht fest
Im vergangenen Jahr entschieden sich die Verantwortlichen, das neue Wohnheim für Behinderte für die Regionen Saanen und Obersimmental in Lenk zu erstellen. 21 Architekturbüros reichten im Rahmen eines öffentlichen Wettbewerbs ihre Gestaltungsvorschläge ein. Die Jury hat sich nun einstimmig für das Projekt des in Zürich tätigen, deutschen Architekten-Duos Volker Bienert und Susann Kintat entschieden. Noch bis am 7. Juli sind die Wettbewerbseingaben an der Gutenbrunnenstrasse 6 in Lenk ausgestellt.

Das Siegerprojekt im Modell: Der hintere, grössere Bau beinhaltet die 24 Wohnplätze. Im Vordergrund kommt der Beschäftigungstrakt zu stehen.
Die Zielsetzungen für den Wettbewerb waren ehrgeizig: Das neue Altersheim soll – in vier Wohngruppen unterteilt – 24 Wohnplätze aufweisen. Es soll ein Lebensort sein, in dem die BewohnerInnen Sicherheit, Beständigkeit, Vertrautheit und Wärme finden. Drei Ateliers sollen eine Tages und Beschäftigungsstruktur vermitteln und die Wettbewerbsteilnehmer hatten zu prüfen, wieweit das erhaltenswerte Bauernhaus Burgbühl weiter genutzt und einbezogen werden könnte. Zentrale Wettbewerbsaufgabe war auch die Gestaltung eines kostengünstigen Baus, verbunden mit einer künftigen guten betriebswirtschaftlichen Situation.
In vier Durchgängen zum Resultat
Unter dem Vorsitz des Thuner FA/SIA-Architekten Heinz Brügger hatte eine siebenköpfige Jury (mit den einheimischen Ruth Kilchör, Urs Kühne und Jürg Ziörjen) die Qual der Wahl. Die 21 fristgerecht eingereichten Projekte wurden nach den Kriterien Konzept, Architektur, Gestaltung, Nutzung, Funktionalität, Flexibilität, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit beurteilt. Der Berner Architekt Rolf Bohrer hatte den Wettbewerb «organisiert» und die eingegangenen Arbeiten einer Prüfung hinsichtlich der Vollständigkeit unterzogen.
In der ersten Jury-Runde schieden neun Projekte aus. In der zweiten Runde scheiterten sieben weitere Projekte (darunter die beiden von den lokalen Architekturbüros «archart» und FSW gestalteten Projekte). Im dritten Rundgang bestimmte die Jury die Ränge 3 bis 5. Die dafür vorgesehene Preissumme von 20 000, 15 000 und 10 000 Franken ging an zwei Architekturbüros aus Zürich und an eines aus Bern. Schlussendlich gab das Preisgericht dem Projekt «Philemon und Beaucis» der Bienert Kintat Architekten Zürich den Vorzug vor dem Projekt «Huusplatz» der MJ2B Architekten AG aus Murten. Dem Siegerprojekt wurden 40 000, der zweitplatzierten Eingabe 35 000 Franken zugesprochen.
Zwei Baukörper ersetzen das Bauernhaus
Der Jury-Vorsitzende Heinz Brügger begründete den einstimmigen Juryentscheid: «Die Stärken liegen im gelungenen Bezug zum Landschaftsraum. Es beansprucht wenig Landwirtschaftsfläche, beeinträchtigt das Ortsbild kaum, verfügt über eine klare Trennung von Wohn- und Arbeitsräumen, kann kostengünstig erstellt werden und ist wirtschaftlich zu betreiben.» Einzelne, von der Jury festgestellte Mängel können in der Projektphase bereinigt werden. Das Architekten-Duo Volker Bienert und Susann Kintat hatte in der jüngsten Zeit an verschiedenen Architekturwettbewerben erfolgreich teilgenommen. Im letzen Jahr gewannen die beiden Deutschen den Wettbewerb für die Erweiterung der Schulanlage Wanderfeld in Wabern (Gemeinde Köniz) und für den Neubau des Heims Rütibühl in Herrliberg (ZH). Dort handelt es sich – wie in Lenk – um ein Wohn- und Beschäftigungsheim für Behinderte.
Konzentration auf einen Standort
Die Präsidentin des Vereins Behindertenwerkstätte Obersimmental und Saanenland, Ruth Kilchör, ist sehr zufrieden: «Endlich ist es soweit. Die Standortsuche war ein langer Prozess. Nun sind wir unserem Ziel, die drei Wohnstandorte Schärmtanne Schönried, Kuhnenhaus St. Stephan und Burgbühl Lenk zu vereinen, deutlich näher gekommen. Dies wird in Zukunft einen effizienteren Betrieb ermöglichen und zur Reduzierung des bisherigen beträchtlichen jährlichen Defizits beitragen.»
Eröffnung ist auf Ende 2015 vorgesehen
Urs Kühne, Jurymitglied und Präsident der Baukommission, zeigte sich beeindruckt von der professionellen Vorbereitung des Wettbewerbs durch Rolf Borer und von der hohen Kompetenz der Fachpreisrichter: «Nun wird das Projekt weiterbearbeitet und wenn alles rund läuft, sollte ein Baustart Mitte des nächsten Jahres möglich sein. Ende 2015 hoffen wir zur Eröffnung einladen zu können».
Geringfügige Zonenplanänderung notwendig
Für den Lenker Bauinspektor Jakob Trachsel, der die Arbeiten einer ersten Prüfung hinsichtlich der Vollständigkeit und der baurechtlichen Anforderungen beurteilt hatte, ist dieser Zeitplan realistisch: Heute sind beim Burgbühl rund 3000m² als ZÖN (Zone für öffentliche Nutzung) eingezont. Die Gemeinde wird im Rahmen der aktuellen Teilrevision der Ortsplanung diese Fläche um maximal 1000m² zu erweitern haben, im Gegenzug aber evtl. eine Teilfläche aus dieser Zone entlassen können. Die Verhandlungen mit dem kantonalen Amt für Gemeinden und Raumordnung sind aufgenommen worden. Jürg Ziörjen hatte der Jury als Vertreter des Gemeinderates beigewohnt: «Es war eine spannende Aufgabe und wir haben uns – aus der Fülle der guten, aber zum Teil schwer umsetzbaren Ideen – für ein «stimmiges» Projekt entschieden. Die dafür notwendige Zonenplanänderung wird an einer Gemeindeversammlung beschlossen werden müssen, dürfte aber unbestritten sein.» Ernst Hodel

Einheimische Jurymitglieder und Experten: Jürg Ziörjen, Urs Kühne, Ruth Kilchör, Beat Pignolet, Patrick Anderegg und Jakob Trachsel.