Heisse Temperaturen und cooler Sound am Mittsommerfestival Lenk

Kaum waren die letzten Jodel- und Alphornklänge anlässlich des Bernisch-Kantonalen Jodlerfestes verklungen, ging es vergangenen Freitag und Samstag bereits weiter mit Livemusik an der Lenk. Die Organisatoren des Mittsommerfestivals luden bei prächtigem Wetter zur 9.Ausgabe des kleinen und feinen Openairs vor der grandiosen Kulisse der Simmenfälle und dem Wildstrubel ein.

JJ, Malick und Kali (vorne), zusammen Opération Zéro aus Bern, mischten sich auch gleich mal unter das Publikum.

JJ, Malick und Kali (vorne), zusammen Opération Zéro aus Bern, mischten sich auch gleich mal unter das Publikum.

© Ueli Zürcher

Kein Platz in der 38. Reihe, keine verdeckte Sicht auf die Bühne, kein Gerangel, um möglichst nahe bei den Künstlerinnen und Künstlern zu sein. Beim Mittsommerfestival konnte jede Besucherin und jeder Besucher im Golden Circle sein, wenn sie dies auch wollten. Andere brachten Liegestühle mit, kühlten sich bei der Gischt der Simmenfälle ab, oder versammelten sich um das grosszügig angelegte Lagerfeuer zu späterer Stunde. An welchem anderen Festival kann man das?

Festival-Musik für jeden Geschmack

Den Organisatoren ist es gelungen, Künstlerinnen und Künstler auf die Bühne zu holen, welche die Gäste in die verschiedensten Musikrichtungen verführten. Rockmusikfans, die am Freitag schon früh angereist waren, konnten sich auf einen rockigen Start in das Mittsommer-Wochenende freuen. Marije, die Schweizer Künstlerin mit niederländischen Wurzeln war für den ersten Act auf der kleinen Bühne zuhinterst im Simmental engagiert und rockte, was das Zeug hält, wenn auch erst vor einem kleinen Publikum.

Folk-Pop-Reggae mit Singer-Songwriter Shem Thomas

Barfuss, mit schlichtem Outfit und Gitarre begrüsste anschliessend Shem Thomas die Liebhaber von Folk-Pop und Singer-Songwriter-Musik im Zirkuszelt. Shem ist durch seine Teilnahme an der Casting-Show The Voice of Switzerland vor zwölf Jahren bekannt geworden. «Dort durfte man nur Cover-Songs singen», so Shem und interpretierte «Father and son» von Cat Stevens faszinierend auf seine ganz eigene Art. Mit der Berner Künstlerin Jaël hat er einen hoffnungsvollen Song gemeinsam produziert: «We can», der auch solo nur von Shem vorgetragen sehr schön anzuhören ist. Sein grösster Erfolg war bisher «Crosswords», mit dem er in den nationalen Charts auf Platz 2 landete. Viele meinten daraufhin, er sei ein schottischer Songwriter. «Nein, ich bin ein Schweizer mit St. Galler Dialekt», so Shem Thomas lachend. Mit seiner warmherzigen Art hatte er das Publikum ganz und gar bei sich. Wenn man ihn heute hört, kann man sich gar nicht vorstellen, dass er seinen ersten Song 1994 geschrieben hat, als er in einer Punkband Schlagzeug spielte und sang. Shem motivierte die Leute zum Mitmachen und am Simmenfall bereitete sich immer mehr Festival-Feeling aus.

Balkan-Gipsy mit Kolotoˇc und Piratenrock mit Basement Saints

Die Vielfältigkeit der verschiedenen Musikstile zeigte sich bei den letzten beiden Auftritten: Geige, Posaune und Trompete gaben der Band Kolotoˇc den Gipsy-Flair – zwischen Balkan und Pop, welcher geprägt ist durch den charakteristischen Gesangsstil von Sängerin Maja Rohlenová in tschechischer Sprache. Kolotoˇc heisst Karussell und so haben die zwei Musikerinnen und fünf Musiker ihr Publikum immer wieder musikalisch mitgenommen.

Mit ihrem selbst ernannten Piratenrock rockten danach Basement Saints in die Freitagnacht hinein. Das Schweizer Trio war zum zweiten Mal am Mittsommerfestival und eindeutig erkennbar sind ihre musikalischen Vorbilder Deep Purple, Uriah Heep und The Doors. Mit viel Energie und nur drei Instrumenten, Gitarre, einer Hammondorgel und einem Schlagzeug, bringen sie eine unglaubliche Show auf die Bühne. Wer noch nie eine original 1960er-Jahre Hammond-Orgel mit Leslie-Lautsprecher live auf der Bühne gesehen hat, sollte sich Basement Saints nicht entgehen lassen.