Jagd im Simmental: Vom Wald auf den Teller

Die Jagdvereine leisten das ganze Jahr einen wesentlichen Beitrag zur Waldpflege und Erhaltung der Lebensräume. Doch wie wird man Jägerin? Was sollte ein Jagdrucksack enthalten und was machen Wildschweine eigentlich im Simmental?

Christian Zurbrügg, Katrin Buchs und Roland Hirschi.

Christian Zurbrügg, Katrin Buchs und Roland Hirschi.

Die «Wilden Wochen» an der Lenk stehen im Zeichen von Genuss, Regionalität und Tradition. Die Köche der Restaurants und Hotels zaubern schmackhafte Wildgerichte auf die Teller, vorwiegend aus einheimischem Wild. Am Samstag, 27. September, hatte Lenk-Simmental Tourismus zum Vortrag «Jagd im Simmental» eingeladen. Eine Jägerin und zwei Jäger erzählten im Kulturhaus an der Lenk vom Weg des Rehpfeffers und anderer Köstlichkeiten vom Wald auf den Teller. Der Vortrag wurde von eindrucksvollen Naturaufnahmen untermalt. Mit viel Herzblut und Leidenschaft brachten die drei dem Publikum die lokale Jagd näher.

Die goldene Jahreszeit

Volker Herzog, Marketingleiter und stellvertretender Geschäftsführer von Lenk-Simmental Tourismus, begrüsste die Anwesenden herzlich: «Wir sind in der goldenen Jahreszeit – landschaftlich wie kulinarisch.» Die Anregung zu einem Jagdvortrag sei letzten Herbst bei einem Wildessen auf der Iffigenalp entstanden. Wie sehr diese Idee auch das Publikum begeisterte, zeigte der voll besetzte Saal des Kulturhauses – jeder Stuhl war belegt.

Angesteckt vom Jagdfieber

Katrin Buchs aus der Lenk wurde durch ihren Bruder Christian Zurbrügg mit dem «Jagdvirus» angesteckt. Sie erzählte lebhaft von ihrem ersten Jagderlebnis, nach welchem sie beschloss, die Jagdausbildung zu absolvieren. Der auf dem Hondrich angesiedelte Lehrgang dauerte zwei Jahre und vier Monate – ein umfangreiches Unterfangen, das zahlreiche Jagdbegleitungen, Schiesstrainings, unzählige Hegestunden sowie eine praktische und eine theoretische Abschlussprüfung umfasste.

Der Seeländer Roland Hirschi jagt seit 35 Jahren im Simmental. Er öffnete seinen Jagdrucksack und zeigte den Inhalt: Jacke, Hut, Verpflegung, Jagdmesser, Schnur, Feldstecher mit Distanzmesser, Plastiksäcke für die Leber und eine Blache gegen den Regen. Auch das Jagdpatent gehört dazu sowie die Bracelets, mit denen die erlegten Tiere gekennzeichnet werden.

Ein grosser Hirschbestand

Christian Zurbrügg erläuterte die verschiedenen Jagdpatente und zeigte die Einteilung des Kantons Bern in 17 Wildräume. Er gab eine Übersicht über die Biologie der Wildtiere – Gämse, Reh, Rothirsch, Dachs und Fuchs – die im Wildraum 13 (Obersimmental und Saanenland) gejagt werden dürfen. «Der Hirschbestand muss zum Schutze des Waldes reguliert werden», betonte er. Noch vor 15 Jahren waren nur fünf Rothirsche zum Abschuss freigegeben, dieses Jahr waren es 158. Der Weg des Wildbrets vom Wald auf den Tisch wurde ausführlich erläutert: «Wildbret ist lokales, nachhaltiges und ganz naturbelassenes Fleisch», sagte Zurbrügg. Aus Respekt vor der Würde des erlegten Tieres erfolgt der Abtransport entweder im Rucksack oder auf dem Hornschlitten.

Das engagierte Publikum stellte zahlreiche Fragen – etwa zur Verwendung von Schrot oder Kugel oder zum Wildschwein. Diese Art breitet sich zunehmend auch in höheren Regionen aus. Dort stehen neben Würmern und Schnecken auch Krokuszwiebeln auf dem Menu. «Die Schweine haben das ganze Jahr Futterzugang und vermehren sich ungehemmt. Mais ist eine Lieblingsspeise», erklärte Roland Hirschi. Die Jagd gestalte sich äusserst schwierig, und die rasiermesserscharfen Stosszähne der aggressiven Jungschweine seien eine grosse Gefahr für die Jagdhunde.

Der abwechslungsreiche Abend im Kulturhaus führte die Bedeutung der Jagd in der Region vor Augen – als Naturerlebnis und Tradition, als Beitrag zum Schutz des Waldes und nicht zuletzt als kulinarische Bereicherung.