Urnenabstimmung Hohliebi Lenk rückt näher

Am Freitag, 14. Mai 2010 haben das Initiativkomitee Hohliebi Lenk und die UP Lenk zusammen mit der Gemeinde in die Aula Lenk eingeladen. Den gegen 200 Anwesenden wurde die vom Initiativkomitee und der Unabhängigen Partei UP gemeinsam ausgearbeitete Informationsschrift zur Abstimmung vom 13. Juni 2010 über die Initiative Hohliebi vorgestellt.

Die Zuhörer wurden von Peder Plaz, als Mediator im Auftrag von der UP und dem Initiativkomitee, über das Resultat der gemeinsamen Gespräche orientiert. Er hat vorgängig bei der Ausarbeitung der Botschaft in Form einer Informationsschrift, die den Lenkern vor kurzem zugestellt worden ist, mitgewirkt.

Zur Vorgeschichte

Seit 2006 wird nach Lösungen gesucht, um an der Lenk zusätzliche vermietbare Betten schaffen zu können. Die Suche nach einem Investor für ein grösseres Projekt gestaltete sich relativ schwierig.

Mehr als 30 Firmen wurden angefragt. Einzig die Firma Landal Green Parks, ein seit vielen Jahren international tätiger Tourismusanbieter, ist bereit, an der Lenk zu investieren. Für ein Projekt mit bewirtschafteten Betten wurde der Standort Hohliebi ausgewählt, was jedoch eine Änderung der Nutzungsplanung bedingte. Das Stimmvolk lehnte dies am 2. Juni 2009 knapp ab.

Eine Gruppe Lenker, das Initiativkomitee, lancierte eine Initiative und verlangte, dass das Geschäft erneut zur Abstimmung kommt. Dagegen reichte die UP Beschwerde ein, die abgewiesen wurde.

Den beiden Gruppierungen ist es gelungen, gemeinsam eine Botschaft für die Urnen-Abstimmung vom 13. Juni 2010 auszuarbeiten.

Der Stimmbürger soll damit Gelegenheit erhalten, die Grundsatzfrage zu beantworten, ob ein Feriendorf in der geplanten Weise erwünscht ist oder nicht.

Warum ein Feriendorf?

Die Ferienregion Lenk-Simmental soll mit bewirtschafteten Betten u. a. zur Stärkung der Ertrags- und Erneuerungskraft der Bergbahnen, des Detailhandels, der Skischulen und Tourismusorganisationen sowie zur Erhaltung der Arbeitsplätze beitragen. Basierend auf Erfahrungswerten könnten so etwa 12 Millionen Franken mehr Umsatz erwirtschaftet werden.

Ein Hotelneubau im Gebiet Hohliebi wäre möglich: Eine grosse Fläche ist bereits dementsprechend eingezont und kann viergeschossig überbaut werden. Nur hat sich kein Investor für ein Hotel gefunden.

Eine andere Möglichkeit ist der Bau von Chalets mit Wohnungen. Die Käufer (die Firma Landal rechnet vor allem mit privaten Investoren aus Deutschland, Grossbritannien und den Benelux-Staaten) sind vertraglich und grundbuchlich verpflichtet, ihre Wohnungen an Dritte zu vermieten. Sie selber dürfen sie nur an 30 Tagen pro Jahr nutzen. Die Anwerbung der Gäste übernimmt das in diesem Bereich erfahrene und international tätige Unternehmen Landal, die Verwaltung, Administration und den Unterhalt des Feriendorfes eine lokal ansässige Betreibergesellschaft. Damit die Investition betriebswirtschaftlich rentiert, müssen rund 120 Wohnungen mit etwa 800 Betten gebaut werden. Die Kosten dafür liegen zwischen 40-50 Millionen Franken. Lenk rechnet daher bei einer Jahresauslastung von rund 55 Prozent mit zusätzlich gegen 100000 Logiernächten: 60 Prozent davon im Winter und 40 Prozent im Sommer, was einer Steigerung der Übernachtungen von 17 Prozent im Winter respektive 16 Prozent im Sommer entspricht.

Alternative Standorte

Verschiedene Standorte an der Lenk wurden geprüft, kamen jedoch aus den verschiedensten Gründen nicht in Frage (unter anderem zu kleine Parzellen oder nicht zum Kauf zur Verfügung, s. Botschaft Seite 4 f.).

Die Hohliebi ist für den Investor der einzig richtige Standort. Um das Projekt realisieren zu können, braucht es jedoch zusätzliche Fläche, die heute in der Landwirtschaftszone liegt und umgezont werden muss. Im Gegenzug würde auf dem ganzen Areal gemäss den neuen ZPP-Vorschriften nur noch dreigeschossig gebaut.

Die Bewohner der neuen Siedlung könnten zu Fuss ins Dorf und direkt vor der Haustür auf die Skipiste (Ski in, Ski out) und ins Wandergebiet gelangen – ein wichtiger Faktor für Landal.

Ein kleineres Feriendorf wäre nach Ansicht der Investoren nur möglich, wenn die Land- und Investitionskosten tiefer wären, um die Anlage rentabel führen zu können.

Welche Rolle spielt die Gemeinde?

Sagt der Stimmbürger zu der Umzonung (und nur darum geht es) Ja, ist die Gemeinde zuständig für die Zonenplanung und Erschliessung. Die Erstellung der Basis- und Detailerschliessung ist Aufgabe der Gemeinde. Im Gebiet Hohliebi sind die Erschliessungsanlagen zum grossen Teil vorhanden.

Die Gemeinde kauft keine Parzellen. Dies ist Sache des Projektentwicklers. Dieser und der Investor tragen auch die finanziellen Risiken. Um diese möglichst klein zu halten, wird erst mit dem Bau begonnen, wenn mindestens 40% der Wohnungen verkauft sind. Die betriebliche Zusammenarbeit zwischen Landal und den Wohnungseigentümern wird langfristig geregelt werden (s. Botschaft Seite 11 ff.).

Die Sichtweise des Initiativkomitees

Die Initiative bezweckt nur eine Änderung der Zonenplanung. Wird diese vom Stimmvolk angenommen, erhält die Lenk die Möglichkeit, in der Hohliebi neue Gästebetten zu realisieren, die das ganze Jahr über kommerziell vermietet werden und so der Lenk eine Wertschöpfung von 6–8 Millionen Franken bringen. Andere Projekte (z. B. Hallenbad) könnten so leichter finanziert werden. Bei einer erneuten Ablehnung ist eine negative Signalwirkung auf allfällige andere Investoren zu befürchten. Ein anderer Standort als die Hohliebi wäre u. U. denkbar, aber wenig realistisch – ein möglicher Investor wird sich in nächster Zeit kaum finden.

Die Sichtweise der UP

Das Problem der ungenügend genutzten Ferienwohnungen wird mit einer Überbauung Hohliebi nicht gelöst. Hotellerie und Ferienwohnungsvermieter müssten eventuell Einbussen hinnehmen. Das Verkehrsaufkommen im Dorf würde grösser. Es könnte zu einer Dorf-im-Dorf-Kultur kommen. Die medizinische Akutversorgung könnte sich verschärfen. Das Ortsbild veränderte sich. Sagt das Stimmvolk Nein, entsteht nach Ansicht der UP kein zusätzlicher Druck auf Bergbahnen und Restaurants für eine Ausdehnung der Saison-Öffnungszeiten. Der heutige Anteil an Ferienwohnungen (heute über 60 Prozent) wird nicht erhöht.

Schon heute kann in der Hohliebi gebaut werden (Hotelzone, viergeschossig).

Die Argumente Pro und Contra beider Gruppierungen sind detailliert nachzulesen in der Informationsschrift S. 13–15.

Im Anschluss an die Orientierung konnten interessierte Anwesende bei den Vertretern von beiden Parteien und der Gemeinde im persönlichen Gespräch Fragen stellen. Kathrin Moilliet