Nationalrat Erich von Siebenthal nimmt Stellung
Lothar war kein Glücksfall
Mit dem zehnten Jahrestag von Lothar haben sich einseitige Meldungen über die positiven Auswirkungen von Lothar zunehmend gehäuft. Als Vizepräsident der Berner Waldbesitzer und damit des grössten produktiven Waldbesitzerverbandes der Schweiz ist es mir ein Anliegen diese schönfärberische Darstellung von Lothar zu korrigieren.
Tatsache war und ist
Lothar war immer noch vorab eine Katastrophe. Waldbesitzer haben in Summe hunderte von Millionen an Vermögen über Nacht verloren. Durch die Käfer-Epidemie verdoppelte sich die Schadholz Fläche von Lothar. Wir haben noch heute Käferholzbestände, die wegen ungenügender Aufräumstrategie entstanden sind. Die Aussagen, dass es ein Glücksfall oder ähnliches war, können nur Personen machen, die nicht fähig oder vergesslich sind, nachzuvollziehen was es heisst, wenn innerhalb von Minuten enormen Schaden am Privateigentum zugefügt wird. Wenn sich heute die Verwaltung ob der Biodiversität freut, so tut sie dies, weil Waldbesitzer das Holz nicht verkaufen konnten und es Mangels guter Rahmenbedingungen im Wald liegen lassen mussten. Es ist klar darauf hinzuweisen, dass der Staat hier schon vor Jahrzehnten hätte feststellen können, dass die Schweiz zum Zeitpunkt von Lothar zu wenig Verarbeitungsbetriebe hatte. Das Bahnlogistische Chaos, das bei Lothar herrschte ist nur ein Symptom eine verfehlten Prioritäten Setzung in der Schaffung international günstiger Rahmenbedingungen für Sägewerke und damit für den Wald.
Die Freude über erhöhte Biodiversität ist also Freude über Schaden der Waldbesitzer. Nicht genug – blickt man in die heutige Politik des BAFU und der Direktion Leuenberger (UVEK), so ist die Situation noch schlimmer geworden. Die Bahnlogistik wurde für Rundholz reduziert. Das BAFU arbeitet an weiteren Biodiversitätsstrategien und Grundanforderungen an den naturnahen Waldbau weiter, ohne dabei zu bedenken, dass Klima- und Energiepolitische Aufgaben wohl die grössten Herausforderungen der Zukunft sein werden. Oder werden wir künftig das Holz aus Tschechien und anderen europäischen Staaten importieren, damit wir auf die Waldnutzung in der Schweiz verzichten können? – Dies ist jedenfalls nicht die Absicht der Waldbesitzer. Eine jahrhundertelange nachhaltige Nutzungstradition prägt die Schweiz. Die heutige Forst- und Umweltpolitik ist einseitig und sektoriell.
Vielleicht sollten wir heute darüber berichten, inwiefern sich die Rahmenbedingungen für die Verarbeitung des Ökorohstoffes Holz in der Schweiz verändert haben – anstatt die Waldbesitzer mit weiteren – in deren Wirkung bis heute nicht nachgewiesenen – politischen Aushandlungsprozessen um Biodiversität zu belasten. Stossend an der ganzen Geschichte ist zudem, dass diese Leistungen vom BAFU selbst noch in etlichen Fällen als entschädigungslos geplant werden. An dieser Stelle sei klar festgehalten, dass der Bund auf seinem eigenen Waldareal durchaus tun und lassen kann, was er will. Im restlichen Wald hat er aber die Eigentumsrechte zu respektieren. Der Wald ist kein Selbstbedienungsladen, sondern gehört zumindest im Kanton Bern überwiegend privaten Waldbesitzern, die Steuern zahlen und nicht den Lohn aus Steuergeldern verdienen.
Damit der Schweizerwald auch in Zukunft unser Rohstoff Lieferant bleibt, müssen die Rahmenbedingungen so gestellt werden, dass die Bewirtschaftung gewinnbringend sein kann. Damit die notwendige Pflege auch in Zukunft gewährleistet ist.
Holz unser Rohstoff. Erich von Siebenthal