Lebendiges Kulturerbe: 30 Jahre Jungjodlergruppe Obersimmental
Die Jungjodlergruppe Obersimmental ist seit ihrer Gründung ein Erfolgsmodell. Während viele Vereine mit Überalterung und Mitgliederschwund kämpfen, erfreut sich die Nachwuchsgruppe anhaltender Beliebtheit. Was ist ihr Geheimnis?

Die Jungjodlergruppe Obersimmental feierte im Rahmen ihres Brunches in St. Stephan ihr dreissigjähriges Bestehen.
© Charlotte Engstad
Der Brunch der Jungjodlergruppe Obersimmental am Sonntag, 13. April war sehr gut besucht, die Mehrzweckhalle in St. Stephan war voll von erwartungsvollen Besucherinnen und Besuchern. Präsidentin Doris Wampfler begrüsste und der Chor eröffnete den Anlass mit dem Jodellied «Wie baas isch mier da obe» unter der Leitung von Dirigentin Barbara Moor und Hilfsdirigentin Steffi Moor. Das Buffet liess keine Wünsche offen: grosse Körbe voller Brot und Züpfe, Platten mit einer reichhaltigen Auswahl an Aufschnitt und Käse, Joghurt, Eier, warme Rösti, Konfitüren, Torten und leckere Portionendesserts.
Ein Blick in die Vergangenheit
Der Kinderchor, dazumal Jungjodlergruppe Lenk-Matten-St.Stephan genannt, wurde am 11. April 1995 im Restaurant Kreuz in Matten gegründet. Initiantinnen waren Margrith Zürcher und Käthi Wampfler, sie wirkte zehn Jahre als Präsidentin und ist heute Ehrenpräsidentin der Jungjodlergruppe. Die Trägerschaft bildeten die drei Jodlerklubs Lenk, Spillgerten Matten und St. Stephan. Bereits am 4. September desselben Jahres fand die erste Probe statt, mit Ueli Moor als Dirigent und René Müller als Hilfsdirigent.
Malin Bowee und Alina Pfund interviewten Ueli Moor und Käthi Wampfler auf der Bühne: Bei der Gründung hatte es 28 Kinder und das erste Lied, das geübt wurde, war «Mys Älpli» von Margrith Inäbnit. Der erste Auftritt fand ein Jahr danach statt, am Jodlertag an der Lenk. Ueli Moor, der zwölf Jahre lang dirigierte, erinnerte sich an einen Auftritt an der Dirigenten- und Präsidentenkonferenz, wo die gestandenen Herren vor Rührung feuchte Augen bekamen. Im Anschluss sangen er und Käthi Wampfler seine Komposition «Bärgwanderig» zusammen mit dem Jungjodlerchor.
Begeisterter Nachwuchs
Jetzt zählt die Gruppe 35 Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Obersimmental von Boltigen bis zur Lenk. Seit einem Jahr ist Doris Wampfler Präsidentin, auch die Kinder der zweifachen Mutter singen im Chor. Andere Vereine haben Nachwuchsprobleme, was ist das Erfolgsgeheimnis? «Oft bringt ein Kind gleich ein paar Freundinnen oder Freunde mit, zum Beispiel aus der Schulklasse. Und unsere vielen Auftritte machen natürlich auch Lust zum Mitmachen.» Sie freut sich auf das kantonale Jodlerfest an der Lenk. Die Jungjodler werden am Freitagabend singen und sind Teil des Umzugs und des Festakts am Sonntag.
Anelia Teuscher und Selina Gobeli aus Boltigen sind beide acht Jahre alt und seit drei Monaten Mitglieder: «Wir sind dabei, weil wir gerne singen. Die Proben machen Spass, aber heute waren wir ein bisschen nervös.» Anelias Lieblingslied ist «Herbschzyt am Bärg», Selinas ist «Bärgwanderig». Das Letztere ist auch das Lieblingsstück von Lorin Poschung (14) aus Zweisimmen: «Aber mir gefallen alle Stücke gut. Ich habe in der 3. Klasse angefangen. Ein Kollege meiner Mutter singt in einem Jodlerchor und wir sind oft an die Konzerte gegangen. Ich begann, mich dafür zu interessieren. Dann durfte ich Schnuppern und bin geblieben, die Proben gefallen mir sehr gut.»
Ein imponierendes Programm
Das kurzweilige musikalische Programm wurde von Chormitgliedern moderiert und beeindruckte durch aussergewöhnliche Vielfalt. Die verschiedenen Formationen stammten alle aus den Reihen der Chormitglieder – eine beeindruckende Leistung. Jodellieder gesungen vom ganzen Chor wechselten mit unterschiedlichen Kleinformationen und Örgelistücken, Traditionelles und Modernes wurde aufgeführt: «Blueschtfahrt» von Stephan Haldemann und Kompositionen von Ueli Moor wie «E Stimm», «Was i gschpüre» und «Es schöns Daheim»; Tiritomba mit einem Text gedichtet von den Kindern; das Trauffer Lied «Heitere Fahne» und «Älpler & Bluemechind» von Oesch’s die Dritten; ein Schottisch, eine Schnellpolka und ein DJ Medley in verschiedenen Örgeliformationen. Die Gruppe Lengger Bärgstimmi, die zum ersten Mal am Jungjodlerbrunch vor zwei Jahren auftraten und bereits mehrere Auftritte und eine CD-Aufnahme hinter sich haben, bedankten sich bei Barbara und Christian Moor für die Hilfe und Tipps. Die grosse Musikalität, Ausstrahlung und Bühnenpräsenz aller Kinder und Jugendlichen imponierte dem begeisterten Publikum.