Von dröhnenden Motoren und friedlichen Menschen am 23. Hangar Rockin’

Sekunden nach dem Betreten des Festgeländes des Hangar Rockin’ in St. Stephan fühlte man sich vergangenen Freitag und Samstag auch gleich in die 50er-Jahre zurückversetzt. Nicht nur die Fahrzeuge, auch die Menschen und die Musik liessen ein Gefühl aus dieser Zeit aufkommen, welches nur noch ein kleiner Teil der Besucherinnen und Besucher selbst erlebt hat, sich die anderen jedoch vollkommen damit identifizieren können.

Ganz im 50-iger Style. Wo heute Lederkombis zum Einsatz kommen, reichte früher eine Jeans-Latzhose.

Ganz im 50-iger Style. Wo heute Lederkombis zum Einsatz kommen, reichte früher eine Jeans-Latzhose.

© Ueli Zürcher

Schon die Anreise der Besitzerinnen und Besitzer eines Oldtimers war für die Simmentaler Bevölkerung eine Attraktion. So verfolgten doch etliche am Freitagnachmittag und Samstagmorgen vom Balkon oder direkt vom Strassenrand aus, wie sich die sauber rausgeputzten Autos durch die unzähligen Kurven des Simmentals Richtung St. Stephan bewegten.

Katalysator? Fehlanzeige. Auch wurde kein Ranking erstellt, welches Auto den tiefsten Treibstoffverbrauch vorweist. Die Eigentümerinnen und Eigentümer waren einfach stolz, ihre Fahrzeuge den zahlreich angereisten Besucherinnen und Besucher zu präsentieren und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

1/8 Mile Show Race als Höhepunkt am Samstag

Beidseitig der Rennstrecke über die 1/8 Mile (201 Meter) säumten sich die Schaulustigen, als kurz nach 13 Uhr zum ersten Mal der Start freigegeben wurde und die beiden Konkurrenten alles gaben, um mit ihren Fahrzeugen als erstes die 1/8 Mile zu passieren. Gestartet wurde in drei Kategorien: Hot Rods, Autos älteren Jahrgangs, welche für hohe (Start)-Geschwindigkeiten optimiert wurden, sowie Motorräder und Roller; diese natürlich auch mit Jahrgängen weit vor dem 21. Jahrhundert.

War es für einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer lediglich der Fun-Effekt, welcher zählte, rückten andere gleich mit einem oder mehreren Betreuern an, um möglichst nichts dem Zufall zu überlassen, damit die Konkurrenz ausgebootet werden konnte. Erfreulicherweise verliefen die Rennaktivitäten unfallfrei.

Die Zuschauermenge war begeistert und fühlte sich in der mit benzin- und gummigetränkten Luft, sowie um die dröhnenden Motoren sichtlich wohl.

Es war faszinierend zu sehen und dabei zu überlegen, wie die Automobilpioniere ab Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts begannen, die Autos auf Leistung und Komfort weiter zu entwickeln, dies mit den damals bescheidenen technischen Möglichkeiten. Dass diese Bijous für die heutigen Besitzerinnen und Besitzer wohl nahezu Familienmitglieder sind, ist selbsterklärend.

Teilnehmende aus halb Europa, aber auch aus der Region

Studierte man die Kennzeichen der sauber aufgereihten Oldtimer konnte schnell festgestellt werden, dass diese aus halb Europa ins Obersimmental angereist waren. Doch da gab es auch welche, für die das Festival quasi vor der Haustüre stattfand. Dies waren zum Beispiel Nathalie, Christina und Angela, wohnhaft an der Oeschseite und in Aeschi. Die drei Frauen waren mit dem Plymouth Belvedere von Nathalie angereist, und von Kopf bis Fuss im 50er-Jahre-Style gekleidet.

Sie sind ausgesprochene Liebhaberinnen dieser Zeit und verrieten, dass sogar ihre Wohnungseinrichtung im Retrostyle erfolgte. Am Hangar Rockin’ waren sie schon bis zu 15-mal, nehmen aber auch regelmässig an vergleichbaren Anlässen im In- und Ausland teil. Damit nicht genug, die drei aktiven Frauen organisieren selbst ein kleines Festival Namens «Little Swiss Riot» in Oberwil bei Büren, welches die Besucher zurück in die 50er entführt, und Ende August stattfindet.