Volkstheater im Gemeindesaal Zweisimmen
Beleidigti Brötli haben «alles beschtens greglet!»
Die Theatergruppe «Beleidigti Brötli» verwandelt Jahr für Jahr den altehrwürdigen Zweisimmer Gemeindesaal in modernste Erlebnisinszenierung. Speziell die Lachmuskeln werden ganzheitlich verwöhnt. Mit belegten Brötli, köstlichen Kuchen, lustigstem Theater. Die neun Darsteller machten am 16. November aus dem Schwank in drei Akten «alles beschtens greglet» grosse Volkskultur.

Belegte Brötli und Kuchen umhüllen himmlisch ganzheitlich die Lachmuskeln und haben Kultstatus.
© Matthias Kurt
Die Theatergruppe «Beleidigti Brötli» hat ihre Wurzeln im legendären Waldmatte Säli an der Oeschseite. Wie in Sardinenbüchsen gedrängt, genossen damals Zuschauer das Theater vom Chörli Reichenstein. Chörli Reichenstein, Schulhaus Reichenstein sind längstens tempi passati. Das Gute, der Volkstheaterabend, lebt weiter, immer sanft verändert und fein erneuert. Das ist die DNA der Theatergruppe «beleidigti Brötli». Die Wahl vom Stück bildet die grösste Challenge. Mit dem Schwank in drei Akten von Annamarie Berger «Alles beschtens greglet!» war diese in diesem Jahr hervorragend.
Am Samstag füllte sich der Gemeindesaal Zweisimmen schon eine Stunde vor Theaterbeginn. Die Lachmuskeln der Gäste lassen sich traditionell mit belegten Brötli und Kuchen himmlisch umhüllen.
Pünktlich um acht konnte Martin Kriegner ein volles Haus begrüssen Ein einfaches Bühnenbild mit dem Bauernhaus der eben zur Witwe gewordenen Bäuerin Rosi (Christa Fankhauser) und dem Wohnschürli für Schwiegervater Anton (Martin Kriegner) und neuen Fremdenbetten genügt. Den Wildstrubel im Bühnenhintergrund freut es, dass die Autorin die Anfänge von Tourismus, wie er es selbst vor 140 beobachten konnte, mit ins Spiel bringt. Und dann werden Salven von Humor ins Publikum getragen zu Lachexplosionen mit Tiefgang. Der Schalk baut auf Gegensätzen Stadt Land, auf Verwechslungen, auf Neid, Liebesschmerz, bösem Spiel und Hoffnungen.
Theaterneuling Christa Fankhauser spielt die Rosi perfekt. Christa hat schon fünf Site-Alp-Sommer hinter sich und gibt nun wieder Gas als Wintersportverkaufsleiterin. Es ist smart, wie Rosi ihren Schwiegervater Anton stallte und dem ersten Gast auf dem Steinhof, den Schriftsteller Philipp (Fabrice Ludi), für seine frauenfeindlichen Bücher in die Schranken wies. «Heute ist ja Frauenwelttag», sagt sie bestimmt. «Ja, das war früher der Putztag», konterte Philipp. Stütze für Rosi ist deren Mutter Klara (Christine Schenk), die aus Sicht von Anton ein Putzteufel ist und die gute Seele stark spielt. Christine Schenk war wie die souveräne Souffleuse Lilly Zeller schon in der Waldmatte dabei.
Für köstliche Gegensätze auf dem Bauernhof sorgt auch die parfümierte Stadtfrau Sonja (Erika Grunder), die ihr Schatzi, den Schriftsteller, besucht. Als Regisseurin hat Erika Grunder super gewirkt. Aufgewachsen als Stadtmeitschi im Berner Fischermätteli hat sie den Stadt-Land-Gegensatz bestens ins Team getragen und das Team zu köstlichem Volkstheater hochgeschaukelt.
Köstlich sind auch die schneeverzauberten Tischdekorationen aus Rindenholz von Erika. Gewohnt fein hat Schminkerin Monika Müller gewirkt. Nach der traditionellen Tombola spielten die Edelwyss Buebe Diemtigtal, Hansüelu Stocker, Andres Wiedmer und Chlöisu Teuscher lüpfig zum Tanz. Am gut besuchten Sonntag sangen sich neben dem Theater die Jauner Kinderjodler «de Bärge zue» in die Herzen. Der Gemeindesaal und die vielen Gäste hatten grossen Spass an starker Volkskultur.