Feinsinniges Kammerkonzert in der Kirche

Bomsori Kim: Wenn Klang zur Sprache wird

Im Rahmen des Gstaad Menuhin Festival & Academy gastierten die Violinistin Bomsori Kim und der Pianist Kit Armstrong am Montag, 21. Juli in der reformierten Kirche Zweisimmen. Das Duo präsentierte ein fein ausbalaniertes Programm zwischen Romantik, Impressionismus und Virtuosität.

Die südkoreanische Geigerin Bomsori Kim beeindruckte mit einem anspruchsvollen Programm bei ihrem Auftritt im Rahmen des Gstaad Menuhin Festivals in der Kirche Zweisimmen.

Die südkoreanische Geigerin Bomsori Kim beeindruckte mit einem anspruchsvollen Programm bei ihrem Auftritt im Rahmen des Gstaad Menuhin Festivals in der Kirche Zweisimmen.

© Armin Berger

Ein milder Sommerabend, das Kirchenschiff in Zweisimmen gut gefüllt, die Bühne sparsam beleuchtet – und darauf zwei Künstler, die nichts beweisen müssen: Bomsori Kim, die südkoreanische Geigerin und «Menuhin’s Heritage Artist», und der amerikanische Pianist Kit Armstrong, einst Wunderkind unter Lehrer Alfred Brendel, heute Klangdenker mit Hang zur Eigenwilligkeit, begegneten sich an diesem Abend in einem Programm, das nicht auf plakative Effekte setzte.

Schon Robert Schumanns erste Violinsonate bot keinen leichten Einstieg: Keine gefälligen Melodien, sondern dichte, mitunter spröde Musik, in der sich die beiden Stimmen umeinander winden, sich stützen, sich auch mal gegenläufig entfalten. Armstrongs differenzierter Anschlag erwies sich hier als perfektes Gegenüber zu Kims klarer, kontrollierter Tongebung – ohne falsches Sentiment, aber mit Ernst.

Musik zum Zuhören, nicht zum Staunen

Spätestens mit Tschaikowskys inniger «Méditation» wandelte sich die Stimmung. Kim, die zuvor fast kammermusikalisch zurückhaltend agierte, öffnete ihren Ton, liess ihn singen, schwingen, manchmal fast schmelzen. Und doch: Selbst in diesen romantischen Momenten blieb das Spiel eher besinnlich als ekstatisch.

Szymanowskis «Nocturne und Tarantella» – klanglich raffiniert, rhythmisch heikel – verlangten beiden Künstlern einiges ab. Vor allem die Tarantella, ein tanzartiger Wirbel, war virtuos durchgearbeitet, aber nie vordergründig. Wer auf musikalisches Draufgängertum gehofft hatte, wartete vergebens. Dafür bekam man Struktur, Präzision, Durchhörbarkeit – wohltuend im Zeitalter des Dauer-Überschwangs.

Die Künstler Bomsori Kim und und der US-amerikanische Pianist Kit Armstrong wurden nicht nur mit Applaus, sondern auch mit Honig aus der Region verabschiedet.

Die Künstler Bomsori Kim und und der US-amerikanische Pianist Kit Armstrong wurden nicht nur mit Applaus, sondern auch mit Honig aus der Region verabschiedet.

© Armin Berger