Basiskurs der Feuerwehren Obersimmental–Saanen

Das Feuerwehr-Handwerk in drei Tagen erlernt!

48 Teilnehmer lernten im Basis-Kurs der Gebäudeversicherung des Kanton Bern (GVB) in Zweisimmen die Grundausbildung zum Feuerwehrmann. Ein Top-Kurs der seinesgleichen sucht. Teilnehmer und Ausbildner waren vom Kurs begeistert.

Die «Grossmutter-Eimerspritze»: eines der besten Kleinlöschgeräte für die Bekämpfung eines Brandherdes in der Entstehungsphase.

Die «Grossmutter-Eimerspritze»: eines der besten Kleinlöschgeräte für die Bekämpfung eines Brandherdes in der Entstehungsphase.

Am letzten Mittwochmorgen – kaum eingerückt – läuft der Berichterstatter als Feuerwehrrekrut mit einem Schlauchwagen durchs Dorf Zweisimmen. Meine Gruppe beginnt mit dem Leitungs-Dienst und lernt, wie die Schläuche auf- und abgerollt werden, legt danach eine Leitung vom Hydranten und übt das Spritzen mit den verschiedenen Strahlrohren.

Bei der zweiten Übung gilt es eine Leiter korrekt aufzustellen und wir üben, wie eine Person aus grosser Höhe dar-über gerettet wird.

Die Teilnehmer sind vorwiegend etwas über 20-, wenige bis über 40-jährig. Die meisten wohnen im Simmental oder kommen aus dem Saanenland. Einige weitere aus dem Oberland absolvieren, wegen Verhinderung in ihrer Gegend, den Kurs hier als «Gäste». Ein Grossteil von ihnen lernte einen handwerklichen Beruf.

Eimerspritze oder Pulverlöscher

Der zweite Tag beginnt mit einem Theorieblock. Kurskommandant Otto Tritten erklärt die Grundsätze der Feuerwehr und wie mit dem Feuer umzugehen ist.

Anschliessend üben wir im Regionalen Ausbildungszentrum (RAZ) Müliport an sechs verschiedenen Posten. Die Themen sind Selbstrettung/Seildienst, Motorspritze, Kleinlösch-Geräte, Unfall/Lebensrettende Sofortmassnahmen und der Einsatz am Feuer.

Hier lernen wir, wie die verschiedenen Materialien brennen und wie diese am besten zu löschen sind. Dass dabei die legendäre Eimerspritze vom Zivilschutz nach wie vor eines der besten Löschgeräte ist, erstaunte nicht nur mich. In der Entstehungsphase eines Brandes kann dieser damit sehr einfach gelöscht werden. Mit dem Pulverlöscher wird zwar in einer Wohnung sehr schnell ein Feuer gelöscht, doch ist die Wohnung danach so verstaubt, dass eine aufwendige Reinigung nötig wird. Hier schneidet der Schaumlöscher wesentlich besser ab.

Ist das im Nothelfer-Kurs gelernte noch präsent? Einige merken, dass auch die Erste-Hilfe-Massnahmen regelmässig trainiert und repetiert werden müssen. Die nötige Lektion erhalten diese von den Samariterlehrern von Zweisimmen.

Vollbrand im Brandhaus

Beim simulierten Vollbrand im Brandhaus merke ich sofort, dass dieser nicht einfach schnell mit Wasser gelöscht werden kann, trotz Wasserschlauch und Zerstäuber. Wie in einer Sauna wird die Hitze wegen des Wasserdampfes rasch unerträglich. Auch der Rauch macht uns zu schaffen, denn wir haben keinen Atemschutz.

Die Schadensvermeidung ist bei der Feuerwehr oberstes Gebot. Es macht wenig Sinn, wenn die Feuerwehr den Kleinbrand sofort mit Wasser löscht, das Gebäude danach aber wegen des grossen Wasserschadens saniert werden muss. Eine brennende Friteuse kann einfach mit einer Löschdecke gelöscht werden. Durch das vergessene Schliessen der noch geöffneten Türe wird aber das ganze Gebäude mit Rauch gefüllt. Das wäre einfach zu verhindern gewesen. Dies und vieles mehr lernen wir eins zu eins realitätskonform kennen. Für uns war das erklärte meist gut umsetzbar. Gab es trotzdem noch Fragen, konnten die Klassenlehrer gut zu verstehende Erklärungen nachschieben.

3-facher Brandschutz/Löschangriff

Beim 3-fachen Brandschutz wird gelernt, was wir in Gefahrensituationen, — z. B. Unfall mit auslaufenden brennbaren Flüssigkeiten — für Vorsichtsmassnahmen treffen müssen. Wir verhindern oder löschen das Feuer nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Schaum und Pulver. Das Wasser dient zur Kühlung, der Schaum wird zum Löschen und als Schutz eingesetzt und mit Pulver wird ein Wiederaufflammen verhindert.

Abschlussübung im Dorf

Am Freitagnachmittag können wir das Gelernte im Verband umsetzen und zeigen, wie hoch der Ausbildungsstand ist. Wir «retten» und löschen ein «brennendes» Haus mitten im Dorf. Die Ausbildner sind mit uns zufrieden. Ganz stolz nehmen wir den Kommentar des Ausbildners entgegen, der meint: «Da könnte sich manch eine der vielen Orts-Feuerwehren im Kanton eine Scheibe des hier gelernten Wissens und Könnens abschneiden». Die Übungskritik ist positiv und wird mit einigen «Profitipps» und Ermahnungen zur Selbstsicherheit, sowie dem persönlichen Mitdenken mit auf den Weg gegeben: «Passt gut auf euch auf, denn auch der beste Einsatzleiter kann nicht alle Gefahren jedes Einzelnen sehen. Die eigene Sicherheit geht vor», ist eines der Hauptgebote, um ein alter Feuerwehrmann werden zu können. Ein einziger Wermutstropfen bleibt: das Gelernte sollte regelmässig geübt, aber hoffentlich nie angewendet werden müssen.

Nicht wie Profis – aber genauso gut

Keiner der Ausbildner, nicht einmal Kurskommandant Otto Tritten aus Lauenen, sind Profis. Sie gehen grösstenteils alle ihren Berufen nach, stehen aber im kostengünstigen Milizsystem der Feuerwehren bzw. der Gebäude-Versicherung des Kantons Bern zur Verfügung und sind ihr unterstellt. Genau dies machte es wohl aus, dass die Herzblut-Feuerwehr-Instruktoren bei den Auszubildenden weder Langeweile noch Teilnahmslosigkeit aufkommen liessen.

Top-Infrastruktur in Zweisimmen

Die Organisatoren durften sich über hohen Besuch freuen. Der höchste Feuerwehrmann des Kantons Bern, Oberst Peter Frick (Leiter Feuerwehren), war von Organisation, Infrastruktur und Motivation begeistert. Viel Anerkennung gab es für das RAZ Zweisimmen. Konzentriert auf einen bedarfsgerechten Ausbildungsplatz präsentieren sich die Übungsanlagen auf kompaktem Raum. Die Dorfnähe lässt praktische Anwendung sowohl an bewohnten wie unbewohnten Gebäuden zu. Diese Infrastruktur wussten die Verantwortlichen zu schätzen. Sie sprechen der Bevölkerung von Zweisimmen den bestens Dank dafür aus. Der Dank gebührte ebenso den mithelfenden Personen der Feuerwehren aus dem Obersimmental für deren Einsatz beim Ausbildungskurs sowie den Samariterlehrern des Samaritervereins Zweisimmen. Wer gerne bei seiner Ortsfeuerwehr mithelfen möchte, ist jederzeit willkommen. Die Kommandanten freuen sich über jeden Neuzugang – auch von Frauen. Ein Ausbildner scherzend: «Diejenigen Frauen, welche den Feuerwehr-Mann stellen, sind top motiviert und fachlich sehr gut.» Fabian Kopp

Mit biologisch abbaubarem Schaum in Aktion: Der Dreifach-Löschangriff aus Wasser, Schaum und Pulver.

Mit biologisch abbaubarem Schaum in Aktion: Der Dreifach-Löschangriff aus Wasser, Schaum und Pulver.

Der Einsatzleiter sowie die Klassenlehrer hatten für die Feuerwehr-Neulinge zum Abschied viel Lob und einige «Profi-Tips». Ironie des Schicksals: An diesem Ort stand am 10. Februar 2009, kurz nach 2.30 Uhr die Feuerwehr in einem Ernsteinsatz. Die leerstehende Liegenschaft wurde durch den Brand zerstört und musste abgerissen werden.

Der Einsatzleiter sowie die Klassenlehrer hatten für die Feuerwehr-Neulinge zum Abschied viel Lob und einige «Profi-Tips». Ironie des Schicksals: An diesem Ort stand am 10. Februar 2009, kurz nach 2.30 Uhr die Feuerwehr in einem Ernsteinsatz. Die leerstehende Liegenschaft wurde durch den Brand zerstört und musste abgerissen werden.