Eine weitere Enttäuschung: Jugi kommt nicht nach Zweisimmen
Zweisimmen muss eine weitere Absage zur Kenntnis nehmen. Die Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus realisiert ihre neue Jugendherberge für das westliche Berner Oberland nicht auf dem ehemaligen Terminus-Areal am Bahnhofplatz in Zweisimmen, sondern am bisherigen Standort in Saanen. Der Bauverzicht für Zweisimmen erfolgte trotz der Unterstützung der Gemeinden Zweisimmen und Saanen, den Tourismus-Verantwortlichen, den Bergbahnen der Destination Gstaad-Saanenland und der Valiant Bank als Landeigentümerin.

Keine JUGI in Zweisimmen; das Terminus-Areal am Bahnhofplatz Zweisimmen bleibt weiterhin unüberbaut.
Der Entscheid des Stiftungsrates fiel offenbar schon im vergangenen Frühjahr. Die für den Bau von Jugendherbergen zuständige Schweizerische Stiftung für Sozial-Tourismus zuständige Organisation hält Saanen – wo sie schon jetzt einen Betrieb führt – für den besseren Standort für den Bau einer modernen Jugendherberge mit 160 Betten. Das berichtete der «Berner Oberländer» in der vergangenen Woche. Für eine offizielle Kommunikation dieses Entscheids an die Bevölkerung hielt sich offenbar niemand zuständig.
Standort Zweisimmen wird nicht weiterverfolgt
Für den Geschäftsführer der Stiftung, René Dobler aus Zürich, ist der Entscheid naheliegend: «Nachdem verschiedene offene Fragen rund um den Standort Saanen geklärt werden konnten (Platzverhältnisse, Landbedarf, Zusammenarbeit mit dem angrenzenden Hotel Spitzhorn) war es klar, dass wir am bisherigen Standort bleiben würden. Wir waren in der Phase der Abklärungen aber offen für alternative Standorte und das Angebot aus Zweisimmen war durchaus interessant.
Ernüchterung bei den Initianten
Der Zweisimmer Gemeinderat Mike Schletti, der zusammen mit dem Architekten Sascha Schär die Idee ins Rollen gebracht hatte, zeigte sich ernüchtert: «Ich kann den Entscheid verstehen, aber wir durften lange Zeit davon ausgehen, dass unser Vorschlag auf Interesse stösst. Die Unterstützung der Gemeinden, der Tourismus-Organisationen, der Bergbahnen und der Landeigentümerin war da, auch wenn sich in der Phase der Abklärungen niemand konkrete finanzielle Zusagen machen wollte. Nach der Absage haben wir die Situation mit dem Gstaader Tourismusdirektor Roger Seifritz eingehend analysiert und mögliche Perspektiven ausgeleuchtet. Vorderhand werden wir aber keine weiteren Schritte unternehmen». Für Mike Schletti, als Gemeinderat auch für das Ressort Planung zuständig, steht fest, dass das 3000-m²-Terminus-Areal am Bahnhof Zweisimmen in der eben erst genehmigten Tourismuszone verbleiben wird und deshalb kaum so bald für reinen Wohnungsbau zur Verfügung stehen dürfte.
Valiant: Offen für alles
Valiant-CFO, Rolf Beyeler bedauert die Absage aus Sicht der Landeigentümerin ebenfalls. «Die Valiant Bank stand der Jugendherberge-Idee positiv gegenüber und hätte ihren Beitrag zur Realisierung geleistet. Wir sind auch nach der bedauerlichen Absage offen für Ideen auf diesem zentralen Grundstück», bekundete der ebenfalls in der Arbeitsgruppe mitarbeitende und als Zweitwohnungsbesitzer mit den Verhältnissen in Zweisimmen bestens bekannte Finanzchef der grössten Schweizer Regionalbank.
GST und BDG standen zu Zweisimmen
Der scheidende Gstaader Verkehrsdirektor Roger Seifritz hatte sich bei den Verhandlungen und bei der Ausarbeitung der Angebotsdokumentation persönlich stark engagiert: «Dass Saanen für den Neubau zum Zug kommt, ist auf Grund der Abklärungen nachvollziehbar. Wichtig ist für die Region, dass die SJH ihr Angebot sowohl quantitativ als auch qualitativ stark verbessern kann und damit eine bessere Auslastung erreichen kann. Im heutigen Zustand war die SJH Saanen nicht mehr «up to date» und litt unter schlechten Belegungszahlen. Für den Standort am Bahnhofplatz Zweisimmen sieht der Tourismusfachmann durchaus Chancen und gibt den Rat, zuerst nach einem Betreiber Ausschau zu halten: «Ein gutes Betriebskonzept dürfte die Suche nach Investoren erleichtern». Auch BDG-Direktor Armon Cantieni war Mitglied der Arbeitsgruppe für einen Jugi-Neubau in Zweisimmen. Die Unterstützung durch die Bergbahnen hat klare Gründe. Jedes zusätzliche «warme» Fremdenbett wirkt sich positiv auf den Umsatz der Bergbahnen aus. Ernst Hodel
Das bestehende JUGI-Chalet «Rübeldorf» ausserhalb des Dorfkerns in Saanen. Saanen wird einem Neubau mit 160 Betten weichen.