The Fried Seven brachten die Goldenen Zwanziger

Hot Jazz in der katholischen Kirche

The Fried Seven brachten am Samstag, 29. November den Jazzsound der 1920er Jahre ins Simmental – virtuos und energiegeladen.

Bandleader Pablo Castillo an der Trompete und seine Bandkollegen von The Fried Seven brachten Schwung in die katholische Kirche Zweisimmens.

Bandleader Pablo Castillo an der Trompete und seine Bandkollegen von The Fried Seven brachten Schwung in die katholische Kirche Zweisimmens.

© Armin Berger

Die katholische Kirche in Zweisimmen war am Samstagabend nahezu ausverkauft. Nicht wegen eines aussergewöhnlichen Gottesdienstes – sondern wegen The Fried Seven, einer jungen Band aus Amsterdam, die sich dem Hot Jazz der 1920er- und 1930er-Jahre verschrieben hat. King Oliver, Jelly Roll Morton, Louis Armstrong: Das sind die Referenzen, an denen sich die sieben Musiker orientieren. Und das tun sie mit einer Präzision und Spielfreude, die das Publikum von der ersten Note an in ihren Bann zog.

Von Armstrong bis zur Zugabe

Die Band bewegte sich in ihrem gewohnten Repertoire – Stücke im Stil von King Oliver, Jelly Roll Morton und Louis Armstrong, die den Sound der 1920er- und 1930er-Jahre prägten. Die Musik floss mit kurzen Ansagen und kleinen Geschichten ineinander, und spätestens bei der Zugabe, die allen Musikern noch einmal die Gelegenheit gab, richtig aufzudrehen, war klar, dass hier nicht bloss Nostalgie zelebriert wurde, sondern lebendiger, mitreissender Jazz.

The Fried Seven haben sich in den letzten Jahren zu Favoriten der europäischen Jazzszene entwickelt – und das aus gutem Grund. Ihr Album «Late to the Party», 2024 bei Rivermont Records erschienen, zeigt eine Band, die den Spagat zwischen historischer Authentizität und frischer Interpretation meistert. Da wunderte es auch nicht, dass bereits in Zweisimmen die CDs ausverkauft waren und die Bandmitglieder eifrig für das «ohnehin viel bessere» Vinyl die Werbetrommel rührten, das noch ausreichend verfügbar war. In Zweisimmen bewies die Gruppe, dass der charakteristische, hundert Jahre alte und modern interpretierte Sound auch in einer modernen, nüchternen Kirchenumgebung funktioniert – vielleicht sogar gerade deshalb, weil keine überbordende Dekoration vom Wesentlichen ablenkte.

Wer heissen Jazz mag – wirklich heissen Jazz –, der bekam an diesem Abend genau das serviert.