Vorläufiger Halt für geplantes Ferien-Resort in Zweisimmen

Das Projekt «Ferienresort Halten» oberhalb von Zweisimmen ist ins Stottern geraten. Für das seit zwei Jahren intensiv bearbeitete Tourismus-Projekt hätte Mitte April eine erste von vier geplanten Besprechungen stattfinden sollen. Wenige Tage vor einem ersten «Workshop» mit Grundeigentümern, Planungsteam, lokalen Behörden und kantonalen Fach- und Amtsstellen hat der Investor aus den USA schriftlich den vorläufigen Stopp für die weiteren Projektierungsarbeiten bekannt gegeben. Nun werden Alternativen gesucht.

Noch ist der Zug nicht abgefahren: Eine GOLDEN PASS CLASSIC-Komposition passiert auf seiner Fahrt vom Simmental an die Gestade des Lac Lemans das Gebiet des geplanten Ferien-Resorts «Halten» oberhalb von Zweisimmen.

Noch ist der Zug nicht abgefahren: Eine GOLDEN PASS CLASSIC-Komposition passiert auf seiner Fahrt vom Simmental an die Gestade des Lac Lemans das Gebiet des geplanten Ferien-Resorts «Halten» oberhalb von Zweisimmen.

Lange Zeit sah es gut aus für die Realisation eines grossen Tourismus-Projektes oberhalb von Zweisimmen. Verkaufswillige Grundeigentümer, ein interessierter Investor mit guten Beziehungen zur Feriendestination Gstaad und die positive Grundstimmung der Behörden liessen die Aussicht auf eine Realisation eines «Ferienresorts Halten» in aussichtsreicher und sonniger Lage direkt an der Rinderberg-Skipiste und an der Golden-Pass-Bahn als realisierbar erscheinen.

Detaillierter Planungsstand

Das Gstaader Architekturbüro Jaggi&Partner hatte für den amerikanischen Investor ein detailliertes Vorprojekt für ein Ferienresort bestehend aus einem Hotel und einer grösseren Anzahl von zu bewirtschaftenden Ferien-Appartements ausgearbeitet. In die Planung waren ebenfalls die Tourismus-Organisationen (Gstaad Saanenland/Zweisimmen), die Bergbahnen der Destination und die Montreux-Oberland-Bahn (MOB) einbezogen worden. Die Tourismus-Organisationen waren und sind am Zustandekommen des Projektes sehr interessiert und stehen demzufolge hinter dem Vorhaben. Die Bergbahnen erhoffen sich mit der direkt an den Pisten ihres Zweisimmer Haus- und Einstiegsberges gelegenen «Ski-in/Ski-out-Überbauung» die Generierung von Mehrfrequenzen. Die Golden-Pass-Unternehmung MOB kann sich vorstellen, auf Halten eine Bahn-Haltestelle einzurichten.

Vorläufiger Stopp

Über die Gründe für den kurzfristigen veranlassten Marschhalt des Investors kann nur spekuliert werden. Waren Wirtschaftlichkeitsberechnungen ausschlaggebend? Spielten die nicht ganz einfache Zufahrt oder andere Erschliessungsprobleme eine Rolle? Hatte man Respekt vor dem anstehenden, zeitaufwendigen und vor dem durch ein qualitätssicherndes Verfahren begleiteten Bewilligungsprozedere? Oder hegte man Befürchtungen über den Ausgang einer Volksabstimmung über die Einzonung des Halten-Areals?

Redimensionierung möglich

Seitens der Grundeigentümer und dem Planungsteam macht sich angesichts der Verzögerungen zwar eine gewisse Enttäuschung breit. Sowohl für den Miteigentümer Hans-Ruedi Griessen als auch für Architekt Stefan Jaggi steht aber fest, dass die ausgearbeiteten Dokumentationen eine gute Grundlage darstellen. Sie können sich vorstellen, im Falle einer definitiven Absage auf die Suche nach anderen Investoren zu gehen. Beide denken allerdings auch über eine gewisse Redimensionierung des Projekts und damit der Bettenzahl nach.

Die Position der Gemeinde

Die Behörden von Zweisimmen haben bei den bisherigen Verhandlungen eine Vermittler-Rolle eingenommen. Für Gemeinderatspräsidentin Anne Speiser ist das Ziel klar: «Das Bedürfnis nach einem Hotel ist nach wie vor unverkennbar und zusätzliche warme Betten sehen wir als weiteren Puzzlestein für eine bessere Auslastung der Bergbahnen an, die von der Gemeinde mit viel Geld unterstützt worden sind». Zur bisherigen, zurückhaltenden Informations-Politik hält Anne Speiser fest: «Angesichts des Planungs- und Verhandlungsstandes machte eine Orientierung der Bevölkerung bisher keinen Sinn. Zuerst galt es, verschiedene Varianten und Lösungsansätze zu prüfen. Das Gebiet Halten ist im Einverständnis mit dem kantonalen Amt für Gemeinden und Raumordnung als Tourismus-Zone mit Planungspflicht (ZPP) vorgemerkt. Für eine Aufnahme in die kürzlich genehmigte Ortsplanungs-Revision von Zweisimmen war der Planungsstand auf Halten allerdings zu wenig weit fortgeschritten. Das Halten-Projekt ist sehr anspruchsvoll und sensibel und wird darum durch ein qualitätssicherndes Verfahren und unter Beizug verschiedenster Fachstellen begleitet. Eine Information kann auch zu früh stattfinden, der Stimmbürger möchte immer auch etwas visuelles (Modelle, detaillierte Pläne) vorgelegt bekommen. Sobald das Projekt einen Status erreicht hat, der eine Information als nützlich erscheinen lässt, werden Gemeinde und alle Beteiligten die Bevölkerung detailliert orientieren». Vorerst ist nun im Mai ein weiteres Treffen der Beteiligten geplant. Ernst Hodel