Zweisimmen: Initiative für Erlebnisbad Lenk

Bereits zum dritten Mal innert weniger Monaten sieht sich der Zweisimmer Gemeinderat mit seinen Beschlüssen in der Opposition. Gegen die Entscheide zum Küchenausbau im Ferienlager Schwimmbad und gegen die Ausbauten im Zusammenhang mit dem neuen Oberstufenzentrum wurde das Referendum ergriffen. Nun macht sich auch Widerstand gegen den vom Gemeinderat beschlossenen Beitrags-Verzicht an das geplante Erlebnisbad in Lenk bemerkbar. Eine soeben gestartete Gemeinde-Initiative verlangt, dass das Volk an der nächsten Gemeindeversammlung über den 300000 Franken-Beitrag entscheiden kann.

Nicht zuletzt für ihre Kinder machen sich Christina Bittig, Gaby Schmocker und Cornelia Gempeler für eine Beteiligung am Lenker Erlebnisbad stark.

Nicht zuletzt für ihre Kinder machen sich Christina Bittig, Gaby Schmocker und Cornelia Gempeler für eine Beteiligung am Lenker Erlebnisbad stark.

Drei junge Mütter aus der Gemeinde Zweisimmen wollen in dieser Angelegenheit nicht mehr nur die Faust im Sack machen. Gaby Schmocker und Cornelia Gempeler aus Blankenburg haben zusammen mit Christina Bittig, Reichenstein, eine Gemeinde-Initiative vorbereitet. Diese verlangt, dass die Stimmbürgerinnen und -bürger – und nicht der Gemeinderat – über einen Beitrag an das Lenker Erlebnisbad entscheiden. Sie sehen eine Beteiligung als wichtigen Beitrag zugunsten der kommenden Generation.

Erlebnisbad: Ergänzung statt Konkurrenz

Möglichst schon an der Frühjahrs-Gemeindeversammlung sollen die Stimmberechtigten von Zweisimmen über die vom Gemeinderat abgelehnte Beteiligung am Ausbau des Erlebnisbads in Lenk entscheiden. Für Gaby Schmocker ist die Absage der Behörde nicht verständlich: «Wir sind auf die Zusammenarbeit im Tal angewiesen und müssen uns in Zukunft über die Gemeindegrenzen hinaus gegenseitig noch mehr unterstützen und zusammenraufen. Das Erlebnisbad ist keine Konkurrenz für vorgesehene Investitionen in Zweisimmen, sondern eine Ergänzung in der Region. Gerade bei schlechtem Wetter bieten sich hier für Familien mit Kindern nicht viele Sport-Möglichkeiten.»

Wichtiger Bestandteil des Sportangebotes

Christina Bittig, brevetierte SRLG-Retterin und regelmässige Lenker Hallenbadbenützerin, unterstützt als Lehrerin das Ansinnen auch aus der Sicht der Schule: «Der Schwimmsport ist auch in Zweisimmen ein fester Bestandteil des Lehrplans. Wir befürchten, dass die Zweisimmer – nachdem sich die meisten Simmentaler Gemeinden finanziell beteiligen – hinten anstehen müssen und das Lenker Bad nur in Randzeiten und zu erhöhten Tarifen benützen können.

Entsprechende Auswirkungen sind nach der Absage aus Zweisimmen schon heute feststellbar.» Hansjörg Schneider, Lenker Gemeinderat und Präsident der Baukommission Erlebnisbad bestätigt diesen Umstand: «Für die Bewohner der finanziell beteiligten Simmentaler Gemeinden gelten fortan die Einheimischen-Tarife und den Schulklassen gewähren wir Spezialpreise.»

In Gstaad kein Einheimischen-Tarif

Für Cornelia Gempeler macht eine Beteiligung in Lenk umso mehr Sinn, als die Zweisimmer auch im Hallenbad in Gstaad nicht als «Einheimische» angesehen werden: «Nur wer über ein Saison-Skiabonnement verfügt, erhält in Gstaad von November bis Ende April eine Ermässigung. Als Begründung müssen wir hören, dass Zweisimmen seinerzeit eine finanzielle Beteiligung am Gstaader Bad abgelehnt habe, weil man sich in Lenk engagiere. Eine Absage Richtung Lenk hätte für alle Zeiten nachteilige Folgen.»

Eingabe auf Ende März erhofft

Christina Bittig und Cornelia Gempeler sind Mitglieder des Zweisimmer Elternrats. «Wir wollten aber bewusst nicht politisch agieren und ergriffen deshalb die Initiative in eigener Regie. Die Gemeinde Zweisimmen ist informiert und der Initiativtext mit der Gemeindeverwaltung abgesprochen worden». Die drei Frauen wollen die nötige Unterschriftenzahl bis Ende März zusammenhaben. Der Gemeinderat hätte dann gemäss Reglement acht Monate Zeit, um das Anliegen vor eine Gemeindeversammlung zu bringen. Das Trio hofft aber, dass ein Entscheid schon der Frühjahrs-Gemeindeversammlung vorgelegt werden kann: «Es gibt dazu ja nicht mehr viel abzuklären. Es gilt festzuhalten, dass man sich mit der Unterschrift zur Initiative nur soweit bindet, als das Geschäft den Bürgern überhaupt zur Abstimmung vorgelegt wird. Der Gemeinderat hätte diese Abstimmung schon im vergangenen Herbst durchführen und nicht in eigener Kompetenz entscheiden sollen», ist man unisono der Ansicht.

Zweimal abgeblitzt

Anfragen von Stimmberechtigten an den Gemeindeversammlungen vom vergangenen September und Dezember waren von Gemeinderatspräsidentin Anne Speiser abgeblockt worden. Das mit dem Hinweis auf die Absage aus Lenk in Sachen Oberstufenzentrum und mit der Begründung, dass eine Gemeindebeteiligung am Erlebnisbad Lenk wohl mit späteren Defizitbeiträgen verbunden wäre. Unter der Voraussetzung, dass die notwendigen 230 Unterschriften beschafft werden können, wird also das Volk über den 300 000 Franken-Beitrag befinden. Nicht nur in Zweisimmen, auch in Lenk, dürfte man über das Resultat dieser Abstimmung gespannt sein. Ernst Hodel