Yara Burkhalter dreht ihren ersten eigenen Kurzfilm im Simmental
Zwischen Jurte und Kameralinse
Der Forellensee dampft in der Augusthitze – doch in der Jurte des gleichnamigen Restaurants herrscht Hochbetrieb ganz anderer Art. Dreizehn junge Filmemacher haben ihre Kamera, Lichter, Stative und drei Autoladungen voller Technik aufgebaut. Mittendrin: Yara Burkhalter aus Zweisimmen, 23 Jahre alt, graue Kappe, konzentrierter Blick. Sie dirigiert ihren ersten kurzen Spielfilm.

Dreharbeiten zum Film «Fremde Heimat» in der Jurte vom Forellensee in Zweisimmen: Filme machen ist mit viel Arbeit und Koordination verbunden – damit das Servieren eines Kaffees auf dem Tresen stimmig mit den restlichen Szenen zusammenpasst, muss auf jedes Detail geachtet werden.
© Armin Berger
«Es ist eigentlich ein Film gegen Diskriminierung», erklärt die Regisseurin zwischen zwei Takes. Zehn bis zwölf Minuten soll der Kurzfilm werden, der im fiktiven Dorf Tanntal spielt – benannt nach dem See, an dem noch weitere Szenen entstehen werden. «Es spielt nicht in Zweisimmen, es könnte irgendein Dorf sein», sagt Burkhalter. Der Bahnhof Blankenburg wird für die Dreharbeiten kurzerhand zu «Bahnhof Tanntal» umgetauft.
Die Geschichte? Ein junger Mann kehrt nach ein paar Jahren in der Grossstadt zurück in sein Heimatdorf, wo er sich mit der vermeintlich stärkeren Alltagsdiskriminierung abfinden und sich seinen Platz wieder finden muss. Studium in der Stadt, andere Gewohnheiten, alte Freunde wiedertreffen. Dazu eine kleine Liebesgeschichte…
Vom Auslandssemester zur eigenen Produktion
Dass Burkhalter überhaupt Regie führt, ist ein Traum, der sich im vergangenen Jahr immer mehr verfestigt hat. Eigentlich studiert sie Multimedia Production in Chur – mit einem Fokus auf dokumentarische und journalistische Formate. «Aber ich interessiere mich eigentlich mehr für Fiktion», gesteht sie. Im Auslandsemester lernte sie Patricia und Marvin kennen, die bereits mehr Erfahrung in dem Bereich haben. Gemeinsam entstand die Idee: «Lass uns einen Kurzfilm machen in der Schweiz, Berge, ...»
Aus der Spass-Idee wurde Ernst – und aus dem Ernst ein logistisches Puzzle. Freunde müssen zwischen eigenen Projekten und Jobs koordiniert werden. Teilnehmende düsen zwischen Winterthur, Basel, Zürich, Zug, Schwyz, Köln und Stuttgart hin und her, nur um am nächsten Morgen wieder auf der Matte zu stehen. «Eine Idee haben und über das Projekt sprechen ist toll und kann man schnell – aber dann wirklich mit vollem Elan dabei sein, ist eine andere Sache», meint Burkhalter zwischen Regieanweisungen.
Von Zweisimmen bis Därstetten
Die Jurte am Forellensee ist nur einer von mehreren Schauplätzen. Auch im Dorf Zweisimmen selbst wird gedreht – schliesslich soll das fiktive Tanntal authentisch wirken. Für die Aussenaufnahmen führte der Weg ins Weissenburgbad nach Därstetten. Die Simmentaler Landschaft wird so zur Kulisse für eine Geschichte über Heimkehr, Fremdsein und den entstehenden Vorurteilen.
Erst Sponsoren machen’s möglich: Eine Filmproduktion kostet
Bezahlung? Fehlanzeige. Als Studierendenprojekt arbeiten alle dreizehn Crew-Mitglieder ohne Entschädigung – aus purer Leidenschaft für das Projekt. Trotzdem summieren sich die unvermeidlichen Kosten schnell: Reisen, Transporte, Equipment, Unterkunft und Verpflegung. Ein mittlerer vierstelliger Betrag kommt da zusammen.
«Ohne unsere Sponsoren, ohne sie – viele auch aus dem Simmental – kann das Projekt nicht angegangen werden», betont Burkhalter dankbar.
Besonderer Dank geht an ihre Eltern, die das Team inkl. Schauspielenden während der gesamten Dreharbeiten beherbergt haben und damit das Ganze erst möglich gemacht haben.
Das Projekt ist ja aber noch nicht fertig. Während der ganzen Nachbearbeitung will sie noch weitere Unterstützung für das Projekt gewinnen.

Sofort werden die Aufnahmen am PC geprüft und bei Bedarf wiederholt: Hier Aufnahmeleiterin Vanessa Andermatt mit Regisseurin Yara Burkhalter.
© Armin Berger