Heimann ist nach elf Läufen in zehn Ländern Worldloppet-Master
Der Oberwiler Ruedi Heimann hat sich einen Traum erfüllt. Zum 50. Geburtstag hat der Nidersimmentaler im Rahmen des Saisonwettbewerbs Worldloppet-Tour in zehn Ländern elf Skilanglauf-Langstreckenläufe absolviert.

In der Berner Ausdauersportszene gilt der Oberwiler Ausdauersportler Ruedi Heimann schon seit jeher «als zäher Hund». Jetzt hat der 50-jährige Kantonspolizist in der abgelaufenen Wintersaison eine sportliche Parforceleistung vollbracht, die den vorausgegangenen Ruf nur bestätigt. Heimann hat sich mit der Teilnahme an sämtlichen Worldloppet-Prüfungen einen Traum erfüllt, den er schon lange hegte. «Zu meinem 50. Geburtstag wollte ich für mich ein besonderes Abenteuer erleben. Es gibt Leute, die nehmen sich bei einem runden Geburtstag vor, den New York-Marathon zu laufen, den Kilimandscharo zu besteigen oder am Iron Man von Hawaii teilzunehmen. Ich wollte einmal in einer Wintersaison sämtliche Worldloppet-Prüfungen unter die schmalen Latten nehmen,» verkündet der polysportive Ausdauerathlet. Das bedeutet in der Zeitspanne vom 9. Januar (Jizerska Padesatka CZE) bis zum 19. März (Birkenbeiner NOR) in zehn Ländern mit einer Gesamtdistanz von 586 Kilometer elf Worldloppet-Läufe zu absolvieren. Davon waren sieben Läufe klassisch ausgeschrieben. An vier Rennen wurde in der freien Technik (Skating) gelaufen. Er habe sich dafür in beiden Stilarten vorbereiten müssen. «Ich bin technisch in beiden Stilarten gleich gut. Wie bei den Norwegern und Finnen, schlägt auch mein Herz aber eher für die klassische Technik.» Im hohen Norden im Diagonalschritt, Einschritt und Doppelstock durch die einsamen unendlichen Schneelandschaften zu gleiten, sei schon ein einmaliges Gefühl, schwärmt der ausgebildete Langlauflehrer. Er könne deshalb nicht verstehen, dass in der Schweiz nur noch beim Mara klassisch gelaufen wird, bedauert Heimann. Beim Marcialonga (Südtirol), dem stimmungsvollen Klassiker über 70 Kilometer, habe es unter den zahlreichen Norwegern nur noch wenige Schweizer, hat der Niedersimmentaler am 30. Januar festgestellt. Er sei kein Filigrantechniker, eher ein Stösser. Seine ganz grosse Stärke sei ganz eindeutig der Kopf. «Ich kann beissen und ziehe etwas mit meinem unbändigen Willen durch. Aufgeben gibt es bei mir nur, wenn ich nicht wegen eines Materialschadens dazu gezwungen bin,» sagt der leidensfähige Ausdauerathlet. Er versuche die Ausdauerprüfungen immer so anzugehen, dass er gegen Schluss noch etwas Reserven habe. Beim legendären Vasalauf, der über 90 Kilometer von Sälen nach Mora führt, habe er schon früh gemerkt, dass seine Skis schlecht gleiten. Nach den Motto «aufgeben gibt es nicht!» habe er sich mit den stumpfen Skis noch nach Mora ins Ziel durchschlagen können. Dass Heimann unter diesen Umständen noch unter den schnellsten Zweitausend klassiert werden konnte, zeigt auf, was für ein mental starker Langläufer er ist. Beim Gatineau-Loppet (54 km) und dem American Birkebeiner über 50 Kilometer schaute gar ein Kategoriensieg heraus. Über weitere Top-Six-Plätze konnte sich der vor Kraft strotzende Oberländer beim Dolomitenlauf (42 km), beim König-Ludwig-Lauf (42 km), beim Transjurassienne (42 km) und beim zweiten Gatineau-Loppet (3. Rang) freuen. Den Engadiner hat Heimann zum 25. Mal bestritten und beim abschliessenden norwegischen Birkenbeiner mit einem 3,5 kg schweren Rucksack laufen müssen. «Ich habe Glück gehabt, dass ich wegen der grossen Reisestrapazen (unter anderem Zeitverschiebung und Jet-Lag), die mir auf der World-Loppet-Tour arg zu schaffen machten, nie krank geworden bin,» freut sich der frisch gebackene Wordloppet-Master. Worldloppet-Master ist, wer in seinem Worldloppetpass von zehn verschiedenen Läufen die Stempeleintragung vorweisen kann. Jetzt hat der vielseitige Ausdauersportler und frühere Divisionsmeister als Patrouillenführer der Gren Kp 17 wieder Sportpreise. Die zahlreichen Sportpreise in seinem Zimmer in der von einer Brandkatastrophe heimgesuchten Güggeli-Farm Oberwil-Steini, seien ein Tag vor seinem 50. Geburttag ein Raub der Flammen geworden. An dieser Tragödie, an der seine Eltern und die Familie seines Bruders Fredi alles verloren haben, hat der nun in Belp wohnende frühere Zimmermann noch lange zu nagen. Peter Russenberger
