Erstes Weltcup-«Big Final» für Diemtigtaler Snowboarderin

Herausforderin für die Weltbesten: Noémie Wiedmer übertrifft bereits die Saison-Erwartungen

Bei den beiden Snowboardcross-Weltcuprennen im georgischen Gudauri konnte die 17-jährige Diemtigtalerin Noémie Wiedmer ihre Top-Form bestätigen und das erste Mal in ihrer Karriere das Finale der besten vier Athletinnen erreichen. Auch wenn die leise Hoffnung auf einen ersten Podestplatz nach einem frühen Sturz bereits endete: Wiedmer hat bereits alle Erwartungen in ihrer ersten Weltcupsaison weit übertroffen.

Das Duell der Zukunft? Die 19-jährige Lea Casta (FRA) und die 17-jährige Noémie Wiedmer (vorn) trafen bereits bei den Youth Olympic Games in Gangwon und den Jugendweltmeisterschaften 2024 aufeinander – und fordern nun die etablierten Weltcup-Fahrerinnen heraus.

Das Duell der Zukunft? Die 19-jährige Lea Casta (FRA) und die 17-jährige Noémie Wiedmer (vorn) trafen bereits bei den Youth Olympic Games in Gangwon und den Jugendweltmeisterschaften 2024 aufeinander – und fordern nun die etablierten Weltcup-Fahrerinnen heraus.

© zvg

Eigentlich ist Noémie Wiedmer eine starke und zuverlässige Quali-Fahrerin. Mit den Qualifikationsplätzen 5 in Cervinia, Plätze 2 und 3 in China und den Plätzen 5 und 8 in der Türkei hat sie nicht nur sich selbst, sondern auch den etablierten Sportlerinnen des Weltcups gezeigt, dass sie den Speed und die Nerven hat, um ganz nach vorn zu fahren.

Doch am 7. März 2025 in Gudauri war es ausgerechnet Platz 10 im ersten Qualifikationslauf – ein nervenaufreibender Platz, denn es ist der letzte, mit dem sich eine Sportlerin im ersten Anlauf für die Finalläufe qualifiziert. Ein Platz, auf dem Noémie Wiedmer etliche bange Minuten warten musste, bevor klar war: Es kommt niemand mehr an ihr vorbei.

Bei ungewöhnlich warmen Temperaturen im über 2200 Meter hoch gelegenen Crosspark wollte keine Athletin den zweiten Qualifikationslauf freiwillig auf sich nehmen, um sich einen der letzten sechs Startplätze zu sichern: Selbst die weltcupführende Britin Charlotte Bankes verpasste im sulzigen Schnee auf diese Weise den Wettbewerb. Für Wiedmer ging es jedoch gut aus: «Da war ich wirklich am Zittern die ganze Zeit… Du hoffst einfach, dass du drin bist. Zum Glück hat es gelängt.»

Anspruchsvolles Rennen
in Georgien

Für Spannung in den Heats bis ins Finale sorgten am Renntag, dem 8. März 2025 vor allem die Duelle zwischen Wiedmer und der 19-jährigen Französin Lea Casta, die sich vor einem Jahr an gleicher Stelle bei der Jugendweltmeisterschaft schon herausforderten – damals mit Gold für Casta und Silber für Wiedmer.

Während Wiedmer sich diesmal im Viertelfinale durchsetzen konnte, gewann Casta den Halbfinallauf nach einem knappen und hart umkämpften Heat. Beide konnten die anderen beiden Konkurrentinnen jedoch jeweils deutlich distanzieren und sicherten sich so den Einzug ins Big Final der besten vier.

Mit dem ersten Weltcup-Podestplatz in Reichweite startete das Big Final mit der späteren Siegerin Julia Pereira de Sousa (FRA), Lea Casta (FRA), Michela Moioli (ITA) und Noémie Wiedmer, doch musste die Diemtigtalerin ihre Hoffnungen schon kurz nach dem Start bei einem Sturz begraben und konnte sich das Missgeschick selbst nicht recht erklären: «Ich weiss nicht, was ich gemacht habe. Ich glaube, vor Aufregung, vor Nervosität, zu wenig Erfahrung…»

Der vierte Platz war dennoch ein Erfolg – ihre beste Platzierung im Weltcup: «Im Nachhinein muss ich sagen, eigentlich bin ich sehr zufrieden und ich kann wirklich stolz sein auf mich. Es ist eben die erste Weltcup-Saison. Mit so einem Ergebnis habe ich am Anfang der Saison nicht gerechnet», so Wiedmer rückblickend.

Guter Rückhalt im neuen Team

Für die Europacupgewinnerin der Saison 2023/24 veränderte sich zur neuen Saison viel: Ein neues Team mit älteren Teamkolleginnen, längere und weitere Reisen, ein anderer Rhythmus und nicht zuletzt ein deutlich höherer sportlicher Anspruch: Trainingslager in Australien, Wettkämpfe im chinesischen Beidahu, im türkischen Erzurum und nun im georgischen Gudauri.

Sicher auch ein Grund für den überraschenden Erfolg: Der gute Zusammenhalt: «Im neuen Team ist das schon anders als früher, wo alle ziemlich gleich alt waren. Ich bin jetzt die Jüngste, aber wir sind im Kopf auch alle ein bisschen gleich und wir haben eine coole Zeit zusammen», lautet Noémie Wiedmers Fazit nach einer halben Weltcup-Saison.

Dieser Rückhalt zeigte sich dann auch nach der Enttäuschung über den Sturz beim Rennen in Gudauri: «Ich habe mich sehr, sehr genervt, als ich im Ziel war und rausgelaufen bin. Und ich war froh, als meine Teamkollegen mich in den Arm nahmen.»

Unerwartet starke Ergebnisse
in erster Weltcup-Saison

Mit Platz 5 im Weltcuprennen in Cervinia, zwei etwas unglücklichen 13. Plätzen in Beidahu, einem 6. Platz in Cortina d’Ampezzo, einem 8. Platz in Erzurum und den Plätzen 4 und 7 an den beiden Rennen in Gudauri steht Noémie Wiedmer derzeit als beste Schweizerin auf Platz 6 der Weltcup-Gesamtwertung und hat damit ganz hervorragende Chancen, bereits ihre erste Weltcupsaison in den Top 10 abzuschliessen.

Es folgen noch die Weltcuprennen in Montafon (Österreich) am kommenden Wochenende und der Saisonabschluss mit zwei Rennen am kanadischen Mount St. Anne am 11. und 12. April.

Der unbestrittene Saisonhöhepunkt wird jedoch am Mittag des 28. März 2025 in der Schweiz stattfinden. Dann nämlich wird die Heim-Weltmeisterschaft im Engadin ausgetragen: ein besonderes Highlight für das gesamte Schweizer Team.

Zum Weltfrauentag am 8. März gab es in Gudauri rote Rosen für das Schweizer Damenteam mit Noémie Wiedmer (links) und Sina Siegenthaler.

Zum Weltfrauentag am 8. März gab es in Gudauri rote Rosen für das Schweizer Damenteam mit Noémie Wiedmer (links) und Sina Siegenthaler.