Heim-WM im Engadin

Hoffnung auf Top-WM-Platz geplatzt: Noémie Wiedmer nach Kollision raus

Es hätte der sportliche Höhepunkt der Saison werden sollen: Die Heim-WM der Schweizer Snowboardcrosser im Engadin mit Noémie Wiedmer – und einer kleinen, aber doch greifbaren Chance auf eine Medaille. Doch es kam anders als erhofft: Bereits im Viertelfinale des Einzelwettbewerbs am Freitag, 28. März 2025 trafen Wiedmer und ihre Teamkollegin Sina Siegenthaler aufeinander – und kollidierten im letzten Streckendrittel vorn liegend spektakulär. Es resultierte der 13. Rang für Wiedmer.

Olympia-Goldmedaillengewinnerin im Snowboardcross Tanja Frieden (Turin 2006, Mitte) als Unterstützung für die, die dasselbe Ziel haben: Sina Siegenthaler und Noémie Wiedmer.

Olympia-Goldmedaillengewinnerin im Snowboardcross Tanja Frieden (Turin 2006, Mitte) als Unterstützung für die, die dasselbe Ziel haben: Sina Siegenthaler und Noémie Wiedmer.

© Valeria Siegenthaler

Die Vorzeichen für die Heim-WM im Engadin standen für das Schweizer Snowboardcross-Team von vornherein unter keinem guten Stern: Nach dem Lawinentod von Teammitglied Sophie Hediger am 23. Dezember 2024 mussten die Sportler mit diesem Einschnitt lernen umzugehen. Mit guten Saisonleistungen im Gepäck fielen dann bei den Herren die Schweizer Nummer eins Kalle Koblet und bei den Damen Anouk Dörig verletzungsbedingt aus.

Die Hoffnungen auf eine Schweizer Medaille blieben trotz dieser Ausfälle jedoch gewahrt: Mit Siegenthaler, die in der Qualifikation bereits zeigte, dass ihr die Strecke liegt wie keiner anderen und sich den Spitzenplatz sicherte und mit der 17-jährigen Noémie Wiedmer, die als 9. der Qualifikation ungefährdet in die Finalläufe der besten 16 einziehen konnte.

Crash im ersten Heat beendet WM-Ambitionen für Wiedmer

Doch die Hoffnungen sollten nicht lange währen: Bereits im ersten Viertelfinale trafen Wiedmer und Siegenthaler auf die US-Amerikanerin Acy Craig und die Kandadierin Meryeta Odine. Die gewohnt starke Starterin Noémie Wiedmer setzte sich sofort an die Spitze. Gefolgt von Sina Siegenthaler, die im weiteren Rennverlauf gerade noch einen Überholversuch der Kanadierin abwehren konnte, während Wiedmer ihren Vorsprung weiter ausbaute. Bis dahin lief alles nach Plan und dem Wunsch der Schweizer Zuschauer.

Im flacheren unteren Streckenabschnitt dann jedoch die Wende: Während Siegenthaler geradezu magisch an Tempo gewann und im Windschatten von Wiedmer zu einer klaren Schweizer Doppelspitze aufschloss, verlor Noémie Wiedmer nach einem Sprung unerwartet etwas Tempo – Siegenthaler versuchte in der nachfolgenden Steilkurve noch, innen auszuweichen, doch die Kollision liess sich nicht mehr verhindern.

Beide Sportlerinnen versuchten, schnellstmöglich wieder das Rennen aufzunehmen, doch während Siegenthaler, sichtlich mitgenommen, das Rennen hinter Odine beenden und sich somit für das Halbfinale qualifizierte, konnte die Amerikanerin Craig einen Zusammenstoss nicht mehr verhindern und traf Wiedmer an der Schulter und am Kopf. Ein Zusammenprall, den alle Sportlerinnen mit kleineren Blessuren überstanden, für Wiedmer allerdings das Aus und den insgesamt etwas enttäuschenden 13. Platz bedeutete. Doch auch Siegenthaler konnte danach nicht mehr die Leistung abrufen, die man sich von ihr erhofft hatte und sie beendete den Wettbewerb als 8.

Schädelbrummen
und Enttäuschung

Was genau zur Kollision geführt hat, konnte Noémie Wiedmer allerdings auch nicht sagen: «Ich hab schon einen ziemlichen Schlag abbekommen und mein Kopf hat gesummt», beschreibt sie ihre Erinnerungen.

Dennoch war die Enttäuschung riesig. Der Saisonhöhepunkt, das wichtigste Rennen, vor heimischem Publikum und auf der Strecke, die sie aus den Trainingseinheiten sehr gut kannte: «Das ist der Rennsport – so etwas kann halt passieren», klang es sehr abgeklärt nach kurzer Zeit im SRF-Interview – doch ganz so einfach zu verdauen war es dann doch nicht, wie sie später im Gespräch noch verriet.

Und doch, begünstigt auch durch den frenetischen Empfang der mitgereisten Unterstützer aus Familie, Freunden und den Berner SBX-Teamkollegen der vergangenen Jahre, hellte sich Wiedmers Stimmung wieder auf. Und so bleibt, trotz der kleinen, aber eben doch verpassten Medaillenchance, die positive Erinnerung zurück: «In der Qualifikation und bis zum Crash bin ich gut gefahren und konnte zeigen, was möglich ist», so Wiedmer weiter. Und das besondere Erlebnis der Heim-WM mit vielen Zuschauern, Interviews, Fernsehübertragungen und natürlich den vielen bekannten Gesichtern im Zielbereich, kann ihr auch niemand mehr nehmen.

Gute Voraussetzungen für den Weltcup-Abschluss an diesem Wochenende in Kanada also und der anschliessenden Jugendweltmeisterschaft am 12. April im französischen Isola 2000, wo weitere Medaillen möglich sind.

Und dann, im nächsten Jahr, stehen die Olympischen Spiele auf dem Programm. Mit einer weiteren Medaillenchance auf der ganz grossen Bühne.

Erfolgreicher Schweizer Abschluss im Team-Event

Am darauffolgenden Samstag gab es aus Sicht des Schweizer Teams dann aber noch eine Bronze-Medaille zu feiern: Valerio Jud und Sina Siegenthaler konnten sich zur Überraschung der Experten Heat für Heat bis ins Finale vorkämpfen und schliesslich den dritten Platz erreichen. Überragend dabei die Leistung von Siegenthaler, die Rückstände ihres männlichen Teamkollegen von bis zu 2,8 Sekunden aufholte und eindrucksvoll zeigte, wie sehr sie auf dieser Strecke ihre Stärken ausspielen kann.