Dinu – der Film bei SRF 1
Interview mit Peter Freiburghaus, als Dinus Vater im Fernsehfilm «Dinu»
Der Weg von Peter Freiburghaus führte von der Strasse auf die grossen Showbühnen des deutschsprachigen Raums. Seine Karriere begann der 63-Jährige aus Laupen mit Strassentheater. Als Leiter der Gruppe «Zampanoos Variété», einer freien Theatergruppe, brachte er das Theater dahin, wo die Leute sind: Auf die Gasse. Ende der 80er Jahre erarbeitete Freiburghaus zusammen mit Antonia Limacher die Figuren Ernst und Lilian Fischbach als Strassenmusikanten und Mitglieder von «Haruls Top Service», eine der ersten komischen Kellnertruppen. 1990 zeigte das Duo ihr erstes abendfüllendes Programm «Fischbachs Weihnacht». Mit ihren Folgeprogrammen «Fischbachs Hochzeit», «Fischbachs Kinder» und «Türkischer Honig» tourten sie durch die ganze Schweiz, Deutschland und Österreich. 1998 und 2004 ging das Duo mit dem Zirkus Knie auf Tournee. 2008 eröffnete das Duo mit ihrem aktuellen Programm «Best of» ihr eigenes Theater in Küssnacht am Rigi. 2011 gründeten sie eine eigene Künstleragentur. Freiburghaus konzentriert sich seit einigen Jahren zunehmend auf seine Lieblingstätigkeit: Das Schreiben. Neben «Villa Wahnsinn» und «Engelberg» - zwei Produktionen des TDF, die zurzeit von anderen Theatergruppen inszeniert bzw. gezeigt werden - steht er mit «Der Dilettant» als Protagonist seines eigenen Stücks auf der Bühne.
Wie kommen Sie als bekannter und erfolgreicher Kabarettist zu einem Schweizer Mundartfilm?
Ja, halt einfach, wie die anderen auch, über Corinna Glaus, die für die Besetzung der Rollen im «Dinu» das Casting durchgeführt hat. Sie hat mich angefragt und schon war ich mitten drin.
Es ist ja nicht gerade Ihre Spezialität, einen strengen Bauernvater zu spielen, oder?
In letzter Zeit schon, ich habe gerade den Bauernvater im «Näbugring»oder auch «Der Patient» gespielt und im Tatort einen Bergbauern. Man könnte meinen, ich hätte ein Abonnement auf der Rolle (lacht). Zudem bewohne ich in Vitznau an der Rigi ein Bergheimetli mit 20 Tieren und mit meinem Nachbar zusammen, der Schafe hat, bin ich in der Bauernrolle etwas daheim.
Das heisst, Sie sind ein echter Bauer geworden!
Ich möchte nicht sagen, ich sei Bauer geworden, aber eine gewisse Affinität zum Bauerntum habe ich schon bekommen. Wenn man die Sache selber an die Hand nehmen muss, schaut man die Dinge schon so an, wie sie sind.
Sie spielen im Team «Dinu» unter der Regie von Simon Aeby mit. Wohnen Sie während dieser Zeit auch in Lenk?
Ja, hauptsächlich schon. Über’s Wochenende bekomme ich manchmal Besuch von Freunden. Mir gefällt esin Lenk. Zudem wandere ich gerne in den Bergen.
Sie sind jetzt mitten in den Dreharbeiten, nicht auf der Bühne wie gewohnt. Wie fühlen Sie sich dabei?
Eigentlich habe ich schon immer für den Film gearbeitet, früher in der Serie «Motel», da war ich das ganze Jahr unterwegs. Später dann in kleineren Rollen auch noch beim Film. Dann kam die Zeit «Duo Fischbach». Wir wurden immer strenger engagiert und mussten bald auch absagen. Auch wenn man das nicht gerne tut, alles kann man nicht auf einmal erledigen. So gingen über 20 Jahre ins Land, wir lebten nur für den Fischbach, das war sehr schön, aber auch anstrengend. Zusammen mit meiner Partnerin haben wir uns dann für eine Pause entschieden.
Das heisst, Ihr wolltet eine Pause mit Fischbach machen, oder ganz abschalten und Ferien machen?
Ferien hatten wir in den zwanzig Jahren eigentlich nie. Die Erholung und das Leben hat im Fischbach stattgefunden und man nimmt eigentlich nicht war, dass man nicht in die Ferien gefahren ist. Das Jahr Pause wollten wir uns leisten und kaum wurde unser Vorhaben bekannt, kamen die Anfragen, eine nach der anderen und ich war mitten drin, im «Tatort», im «Näbugring» und jetzt im «Dinu».
Jetzt im «Dinu», brauchten Sie lange, sich in die Rolle einzuleben?
Zuerst im «Näbugring» habe ich den alternden und kranken Bauern gespielt, der eigentlich aufhören müsste, dann im Tatort als Wirt und Bauer, der seiner Tochter die Verantwortung übergeben sollte. Damit war ich mental sehr gut auf Dinus Vater vorbereitet. Einmal in der Rolle des Vaters, der den Hof übergeben möchte, aber den Sinn in der «Schwingerei» nicht einsieht. Für die Rolle bin ich heute bereit, das Alter stimmt, die Einstellung vielleicht auch. Man nimmt mit zunehmendem Alter viele Dinge einfacher war, man versteht dem alternden Bauer seine Probleme besser. Man wird müde und mag nicht mehr so, dann versteht man auch die Gebresten des Bauern. Weil ich mich jetzt auch mit Tieren abgebe, kommt mir der Vater von Dinu innerlich immer näher. Ich fühle mich für die Rolle sehr gut vorbereitet.
Heisst das, dass Sie sich in ihrem Leben auf die Rolle eingespielt haben oder haben Sie eine Rolle gefunden, die ihrem Leben entspricht?
Eigentlich beides ein wenig. Seit dem Casting weiss ich, dass ich wieder einen Bergbauern spiele, der seine Probleme mit dem Nachfolger, immer zu wenig Geld für das Leben hat und nicht weiss, wie er die Probleme lösen soll. Das kenne ich von meinem Nachbarn, der zwölf Stunden auf dem Hof arbeitet und noch einem Nebenjob nachgehen muss. Innerlich verspüre ich aber auch, dass ich für die Rolle bereit bin und ich lebe im Film die Rolle von Dinus Vater sehr gerne. Ein Nachbar von mir ist ein wenig mein Vorbild. Ein «ghäderiger» Mann, wie ich, immer ruhig aber auch verschwiegen und zeigt seine Probleme nicht so nach aussen, aber er meistert sie.
Viele kennen Sie vom Fischbach als frischen, aber freundlichen Zyniker, jetzt spielen Sie die Rolle eines strengen Vaters. Wie gehen Sie damit um?
Der Film ist ein Spiel. Das Nachfühlen einer Situation ist aber wichtig für mich, damit ich die Rolle spielen kann. Vor Vitznau haben wir in einem alten Bauernhaus gewohnt und wir hatten vor, mindestens 10 Jahre dort zu wohnen. Leider gerieten sich die Bauersleute, Vater und Sohn, so in die Haare, dass wir das Bauernhaus verlassen mussten. Wir haben über eine lange Zeit beide Seiten mitverfolgen können und mussten feststellen, dass die Argumente verständlich waren, welche Seite man auch anhörte. Eigentlich hatten beide auf ihre Art Recht. Deshalb kann ich mich sehr gut in die Situation des Bauernvaters hineinleben und mit Überzeugung im Film zeigen. Ich will im Film nicht spielen, sondern ich will im Moment der Szene den Vater «sein». Wenn ich auf dem Traktor sitze und er springt nicht an, dann werde ich echt zornig, weil das Ungeheuer nicht anspringt. Dann spiele ich mit Überzeugung den wütenden Bauer. Dann schätze ich die Zusammenarbeit mit dem Team, mit dem Regisseur, wenn der Wortlaut dann etwas anders herauskommt, als er im Textbuch steht. Im Moment der Szene muss ich mich als Peter Freiburghaus in die Rolle versetzen könne, es könnte ja auch mich sein in der Situation. Dann gelingt es rasch, die gewollte Situation in den Kasten zu bringen.
Sie identifizieren sich zuerst mit der Rolle, bevor Sie sie spielen?
Unbedingt! Wenn ich das Geringste spüre, dass ich in der gespielten Situation anders fühle, muss man mit einem guten Regisseur reden können. Zum Glück haben wir einen tollen Regisseur, der auf die Situation eingeht und nötigenfalls den Text und oder die Situation anpasst, oder er hat Argumente, die ich verstehen kann. In meinen vier Filmen hatte ich das Glück, mit starken Teams und mit kooperativen Regisseuren zusammen zu arbeiten. So macht es Spass, die Rolle von Dinus Vater zu spielen. Was man gerne macht, bringt einem zum Erfolg.
Wie ich das spüre, bleiben Sie dem «Duo Fischbach» weiterhin treu, willen aber auch in der Filmszene bleiben, es macht Ihnen offensichtlich Spass.
Ja sicher bleibe ich unserer langjährigen Arbeit treu im «Duo Fischbach» schliesslich schreiben wir alle Inszenierungen selber und ich arbeite dann und wann auch in einem Textbuch für einen Film mit. Mir passt aber auch die Mundartfilm-Situation sehr und ich werde hoffentlich in naher Zukunft wieder in einem Schweizer Film mitmachen. Ein konkretes Projekt habe ich aber noch nicht in Sicht.
Herzlichen Dank für Ihre offenen Antworten. Hals und Beinbruch für die weiteren Arbeiten im Film «Dinu».
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