Dinu – der Film bei SRF 1

Interview mit Jonathan Loosli, Hauptdarsteller im Fernsehfilm «Dinu» und mit Selma Knecht, Dinus Schwester Silvie.

Jonathan Loosli ist ein Kind der Stadt, geboren (1979) und aufgewachsen in Bern. Nach Jahren im Nachbarland Deutschland ist er in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Nach der Matura studierte er Schauspiel an der Universität der Künste in Berlin. Neben verschiedenen Stückaufträgen an Stadttheatern und in der freien Szene war er ab der Spielzeit 2005/06 Ensemblemitglied am Deutschen Nationaltheater in Weimar. Dort initiierte und kuratierte er neben seiner Arbeit als Schauspieler eine Veranstaltungsreihe unter dem Motto «Studenten, wir kriegen Euch!». Er war in der Spielzeit 2007/08 in der Titelrolle in «Ali Baba und die 4… zig Räuber» und im Theaterspektakel «Der Fremde ist nur in der Fremde fremd» zu sehen. Seit der Spielzeit 2008/09 war er festes Ensemblemitglied am Berner Stadttheater. In den Vidmarhallen war er Innitiator der Veranstaltungsreihe «Spiel mit uns». Neben dem jungen Schauspieler arbeitet eine Schülerin als Silvie, die Schwester von «Dinu» eng mit dem Hauptdarsteller zusammen. Selma Knecht ist derzeit in der siebten Klasse und hat neben dem Film Pensum auch die Schule nachzuarbeiten. Selma Knecht wird liebevoll von ihren Eltern begleitet.

Jonathan Loosli, Sie hatten Erfolg am Deutschen Nationaltheater in Weimar, seit 2008 sind Sie Ensemble-Mitglied am Berner Stadttheater und jetzt treffe ich Sie in der Hauptrolle als «Dinu» im gleichnamigen Schweizer Mundart Film. Wie kommt das?

Jonathan Loosli: Ich war bei Corinna Glaus auf der Liste und sie meldet mir, wenn sich etwas Interessantes auf dem Markt zeigt. Sie hat mich zu einem Casting für den Schweizer Film «Dinu» eingeladen. Beim zweiten Casting war auch Simon Aeby dabei und wir sind uns dann schnell einig geworden. Ich durfte seither kleinere Rollen wie bei «Dällenbach Kari», in einem Kinofilm und bei verschiedenen Kurzfilmen spielen und ich hatte sicher auch Glück, dass man sich für mich entschieden hat. «Dinu» ist meine erste Hauptrolle in einem Film.

Nach dem langen Aufenthalt in Deutschland in Berlin und in Weimar haben Sie gutes Deutsches Theater gespielt. Finden Sie sich jetzt in einem Mundart Film zurecht?

Jonathan Loosli: Ja, absolut. Ich wurde nicht zuletzt ausgewählt, weil ich Berner bin und «Bärndütsch» spreche, ich bin auf dem Land aufgewachsen und ich habe mich im Drehbuch sofort wieder erkannt. Allerdings bin ich weder ein «Buregiel» noch ein Schwinger, aber ich habe meine Kinderzeit häufig bei meinen Nachbarn auf dem Bauernhof verbracht, habe dort den Umgang mit Mensch und Tier auf dem Bauernhof kennen gelernt. Auch wenn beim Nachbar geschwungen wurde, hat das aus mir noch keinen Schwinger gemacht, aber das Interesse hat es damals schon geweckt. Die Vorbereitungen haben in mir die Liebe zum Schwingen geweckt und ich könnte mir vorstellen, vielleicht später einmal zu schwingen. Bis heute weiss ich, dass ich als Schwinger noch nicht viel kann, aber ich bin dabei zu lernen.

Das Umfeld zum Film stellt die Iffigenalp an der Lenk dar. Hatten Sie früher schon eine Beziehung zur Lenk?

Jonathan Loosli: Zum Berner Oberland sicher, ich besuchte oft Adelboden und «Adelbode Länk – dänk» ist für mich nicht nur ein Schlagwort sondern mein langjähriges Skigebiet. So habe ich die Lenk kennen gelernt. Ich wandere auch gerne und liebe das Berner Oberland sehr. Schliesslich bin ich mit der Gantrisch Kette vor den Augen aufgewachsen und ich fühle mich im Oberland zu Hause.

Fordert Sie der Film als Schauspieler?

Jonathan Loosli: Ja, sehr. Vor Beginn der Dreharbeiten war ich aus Schwinger Sicht «äs brings Bürschdeli». Ich musste an Kraft und an Gewicht (zwölf Kilo) zulegen, damit ich auch physisch ins Bild passte. Ich habe Schwingunterricht erhalten und habe die Spielregeln hart erarbeiten müssen. Das breite Stimmungsfeld über den ganzen Film hinweg fordert mich als Schauspieler sehr. Die Herausforderung ist aber auch eine Lust und meine Chance, meine Schauspielerischen Fähigkeiten zu zeigen, mich in der Rolle auszuleben. So Tage wie heute sind für mich Bewährungstage, wenn sechs verschieden Szenen am gleichen Tag durchgezogen werden. Ich muss mich in sechs verschiedenen Situationen rasch hintereinander zu Recht finden. Ich schätze es, wenn ich gefordert werde, so erreicht man die besten Leistungen.

Sie können sich sehr rasch umstellen in den Szenen, entspricht das ihrem Temperament, oder ist das schauspielerisches Können?

Jonathan Loosli: Ich glaube, es braucht beides, sich innerlich auf die Situation einzustellen und mit schauspielerischem Können die Situation zu beherrschen. Schliesslich macht mir gerade die Vielfältigkeit der Situationen Spass; einen Menschen zu spielen und das zu zeigen, was im Drehbuch steht, was sich der Regisseur vorstellt.

Hatten Sie Mühe mit den «Kraftakten», die man von Dinu zeigen will?

Jonathan Loosli: Nein, überhaupt nicht. Ich habe den Bauernhof erlebt und musste manches Mal zusehen, wenn es hart auf hart ging. Es ist fast einfacher, sich in einem Kraftakt gehen zu lassen, als in einer besonnen Szene die Beherrschung nicht zu verlieren (lacht). Die Szenen in der Scheune waren Herausforderung und Beherrschung in Einem.

Sie scheinen in der Rolle aufzugehen. Was zieht Sie mehr, das Theater oder der Film?

Jonathan Loosli: Beide Seiten haben Vorteile. Der Film ist ein attraktives Arbeitsfeld, aber wenn kein Film gedreht wird, sind die Arbeitsaussichten für einen Schauspieler schwierig. Daher schätze ich es, dass ich nach den Dreharbeiten am Stadttheater in Bern zum Ensemble gehöre.

Das heisst, dass Sie mittelfristig beim Film bleiben wollen?

Jonathan Loosli: Bestimmt. Die Rolle im «Dinu» hat mich gefordert und wird mich noch weiterhin fordern, aber sie ist Genugtuung und macht enormen Spass. Es ist auch toll in den beiden Gebieten Film und Theater parallel zu arbeiten, sie beissen sich nicht, sie ergänzen sich.

Wenn das Theater zu Ende ist, kommt die Antwort vom Publikum sofort, beim Film fallen viele Schauspieler in ein Loch, weil die Antwort und damit auch der Erfolg vom Film sich erst Monate nach der Premiere zeigen.

Jonathan Loosli: Ich empfinde das eigentlich nicht so stark und wenn man das Theater und den Film hat, kann man sich leichter in der Situation zu Recht finden.

Selma Knecht, wie bist Du zum Film gekommen?

Selma Knecht: Eigentlich gleich wie Jonathan Loosli, über die Agentur Corinna Glaus. Auf ein Ausschreiben habe ich mich gemeldet und nach zwei Castings wurde ich als Darstellerin bestimmt. (Vom Regisseur Simon Aeby wissen wir, dass aus einigen Dutzend junger Frauen Selma Knecht schon bald im Vordergrund stand. Gratulation an die junge Schauspielerin.)

Bist Du zum ersten Mal als Schauspielerin tätig?

Selma Knecht: Ja und das Schauspielern passt mir sehr. Ich möchte auch gerne Schauspielerin werden und hoffe, dass alles in diesem Film gut klappt.

Wie kommst Du zurecht, sind der Film und die Schule nicht recht viel für Dich?

Der Film macht mir Spass, ich lerne gerne Texte auswendig und spiele gerne andere Rollen. Die Schule schaffe ich mit Nachholen. Übers Wochenende muss ich dann nacharbeiten, was ich die Woche durch verpasse, aber ich bekomme von allen Seiten Unterstützung.

Wie kommt Ihr zwei als Dinu und Silvie miteinander zurecht?

Jonathan Loosli: Sehr gut, wobei die langen Szenen mit Text und Zusammenspiel erst noch kommen, aber bis jetzt arbeiten wir ausgezeichnet miteinander.
Selma Knecht: Was ich ganz toll, aber auch anspruchsvoll finde: Ich habe erst im Film einen «Brüetsch» bekommen.
Jonathan Loosli: Ja und ich habe endlich eine «Schwoscht», das ist etwas Neues.

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Erstellt:
10.09.2012, 00:00 Uhr
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