Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete
Medizinische Grundversorgung neu konzipieren
Die medizinische Grundversorgung ist in den Berggebieten und ländlichen Räumen akut gefährdet. Gleichzeitig steigen die Kosten des Gesundheitswesens laufend weiter an. Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) fordert deshalb, dass die medizinische Grundversorgung neu konzipiert wird. Im Zentrum sollen die Patientinnen und Patienten stehen, welche in den Regionen eine umfassende Versorgung erhalten müssen. Dazu sind regional integrierte Versorgungsstrategien erforderlich.
Die Kosten im Gesundheitswesen steigen immer weiter an. Gleichzeitig schliessen gerade in den Berggebieten und ländlichen Räumen Hausarztpraxen und Regionalspitäler. Die Schere zwischen steigenden Kosten und abnehmender medizinischer Grundversorgung öffnet sich immer weiter. Ohne gute medizinische Grundversorgung verlieren die Berggebiete und ländlichen Räume an Attraktivität.
Umfassende Versorgung der Patientinnen und Patienten
Die SAB zeigt in einem aktuellen Positionspapier auf, wie die medizinische Grundversorgung neu konzipiert werden kann. Im Zentrum müssen die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten stehen. Dazu gehören gerade in den Ferienorten auch die Touristinnen und Touristen mit entsprechenden saisonalen Spitzenbelastungen. Sie müssen einen möglichst umfassenden Zugang zu Leistungen der medizinischen Grundversorgung erhalten.
Die Kantone müssen deshalb integrierte Versorgungsstrategien erarbeiten. Dabei werden alle medizinischen Leistungen gemeinsam betrachtet und mögliche Synergien genutzt. Der Ansatz von Gesundheitsregionen wie jener im Unterengadin hat sich bewährt und muss aktiv gefördert werden. Auch der Bund kann seinen Beitrag dazu leisten, indem er innovative Versorgungsmodelle ergebnisoffen fördert. Innovative Ansätze können über einen verstärkten Erfahrungsaustausch besser bekannt gemacht werden.
Chancen der Digitalisierung nutzen
Steigende administrative Lasten führen dazu, dass medizinische Berufe immer unattraktiver werden. Die Digitalisierung würde es eigentlich ermöglichen, diese administrativen Lasten zu reduzieren und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Leistungsträgern zu vereinfachen. Das Elektronische Patientendossier bietet dazu eine Chance. Es ermöglicht einen raschen Zugriff auf Patientendaten, was gerade auch bei wechselnder medizinischer Betreuung oder in Notfällen entscheidend ist. Nur hinkt die Schweiz im Vergleich zum Ausland weit hinter der Entwicklung her. Die Schweiz ist zu klein, um verschiedene digitale Lösungen zu entwickeln. Das Elektronische Patientendossier muss national einheitlich und möglichst benutzerfreundlich ausgestaltet werden. Ebenso müssen bundesseitig Standards für den Datenaustausch definiert werden.
Dem Fachkräftemangel entgegnen
Die Schweiz bildet viel zu wenige Hausärzte aus. Rund drei Viertel der Hausärzte stammen aus dem Ausland. Die Schweiz lagert somit die Ausbildungskosten ins Ausland aus. Die Abschaffung der Zulassungsbeschränkungen über den Numerus Clausus war schon lange überfällig. Nun müssen auch die entsprechenden Studienplätze an den Universitäten bereitgestellt sowie die Tarifmodelle und Berufsfelder so ausgestaltet werden, dass ein Anreiz für junge Hausärzte besteht, sich in den Berggebieten und ländlichen Räumen nieder zu lassen. Ebenso muss die Pflegeinitiative rasch umgesetzt werden, um dem Fachkräftemangel bei den Pflegeberufen zu entgegen.
Fachtagung vom 29. August 2025
Der Bund erarbeitet aktuell eine «Agenda medizinische Grundversorgung». Die SAB ist in den Arbeiten beteiligt. Das aktuelle Positionspapier beinhaltet die Anliegen der SAB an diese Agenda. Diese Anliegen wurden auch an der Fachtagung der SAB vom 29. August 2025 in Delémont mit Fachleuten aus der ganzen Schweiz diskutiert.