Eigenmietwert abschaffen = Abzüge abschaffen = Gewerbe schwächen und Arbeitsplätze gefährden – Nein!

Von Marina Janzi, Zweisimmen

Die Abschaffung des Eigenmietwerts wird oft nur als steuerliche Frage für private Eigentümer diskutiert. Wer jedoch genau hinschaut, erkennt: Es geht weit darüber hinaus. Mit der Initiative fallen auch wichtige Abzüge – Hypothekarzinsen, Investitionen und Sanierungen – weg. Das trifft besonders das Kleingewerbe, Handwerker, Bauunternehmen und deren Angestellte – also einen Grossteil unserer Region.

Gerade unsere kleineren Betriebe, die nicht auf grosse Bau- oder Spekulationsobjekte spezialisiert sind, werden diese Einbrüche deutlich spüren.

Bisher konnten Hauseigentümer grössere Renovationen, Unterhaltsarbeiten und energetische Sanierungen steuerlich geltend machen. Diese Anreize haben Investitionen angeregt, Arbeitsplätze gesichert und das Handwerk belebt. Ohne sie werden viele Renovationen verschoben oder gar nicht durchgeführt. Das bedeutet weniger Aufträge, weniger Arbeit für unsere Betriebe und gleichzeitig sinkende Immobilienwerte bei unsanierten Häusern – Käufer müssten hohe Anfangsinvestitionen stemmen.

Gerade kleine und mittlere Unternehmen, die auch auf kleinere Aufträge angewiesen sind, spüren das besonders. Die steuerlichen Abzüge waren für sie eine indirekte, aber sehr wichtige Unterstützung. Die geplante Abschaffung der Eigenmietwert-Abzüge reduziert diese Unterstützung drastisch.

Zwar wird neu der versteuerte Eigenmietwert für Sanierungen frei, doch in der Praxis reicht dieser Betrag in der Regel nicht aus – denn davon müssen noch die Hypothekarzinsen/Amortisationen abgezogen werden, wodurch der freigewordene Betrag für Erneuerungen weiter sinkt. Daher ist dieses Argument nicht stichhaltig.

Die zusätzlichen kleinen Beträge, die über zehn Jahre noch geltend gemacht werden könnten, reichen meist selbst zusammen mit den freigewordenen Eigenmietwerten nicht aus: Renovationen, Dämmungen, neue Fenster, Dächer, Küchen oder Bäder kosten oft weit mehr. Ausserdem sind nach zehn Jahren meist noch längst nicht alle notwendigen Sanierungen abgeschlossen.

Für die Region bedeutet das: Weniger Aufträge für Bauunternehmen und Handwerker, weniger Arbeitsplätze, schlechterer Wohnungsstandard für Mieter/-innen. Es bedeutet aber auch höhere Hürden für Käufer älterer Immobilien, die dringend saniert werden müssten.

Kurz gesagt: Die Initiative «Systemwechsel bei der Wohneigentumsbesteuerung» betrifft nicht nur einzelne Eigentümer, sondern das gesamte regionale Handwerk und Mittelstandsbauunternehmen. Sie könnte die Investitionsbereitschaft in private Immobilien massiv dämpfen – und damit unsere lokale Wirtschaft spürbar schwächen.

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Erstellt:
11.09.2025, 00:00 Uhr
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