Simmewehr in Wimmis soll wegen Grimselprojekt zurück gebaut werden

Wie dem Infobericht der BKW Energie AG zu entnehmen ist, soll die Simmewehr in der Port Wimmis zurückgebaut werden. Als Ausgleich für den Bau des Trift-Stausees und die Staumauererhöhungen an Grimsel- und Oberaarsee wurden Nutzungsverzichte an 53 Fliessgewässern im ganzen Kanton vereinbart.Der Rückbau in Wimmis würden Kosten von 55 Mio. Franken verursachen, und die Stromproduktion würde sich um etwa 5 GWh pro Jahr verringern.

Von Walter Zeller und Walter Küng

Simmewehr in Wimmis; links der Abflussstollen für das Kraftwerk Spiez.

Simmewehr in Wimmis; links der Abflussstollen für das Kraftwerk Spiez.

Die Diskussion um die Revitalisierung der Simme ist nicht aus dem Simmental heraus entstanden. Sie ist Teil einer übergeordneten energiepolitischen Auseinandersetzung, ausgelöst durch den geplanten Ausbau der Wasserkraft im Hochgebirge, insbesondere bei den Projekten Vergrösserung Grimsel und Neubau Trift in den Kraftwerken Oberhasli. Um diese Grossvorhaben politisch abzusichern, forderten Umweltorganisationen ökologische Kompensationen. Diese sollten nicht in den hochalpinen Projektgebieten selbst, sondern in tiefer gelegenen Talräumen umgesetzt werden. Die Simme und Emme werden so zum Ausgleichsraum.

Wenn die BKW
mit Naturschützern dealt

Neben dem Kanton und der Stromproduzentin KWO nahmen der WWF, Pro Natura, Aqua Viva, die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, der Schweizer Alpen-Club (SAC), der Fischerei-Verband sowie die Gemeinden Guttannen und Innertkirchen am Dialog teil. Die Vereinbarung wurde am Montag, 8. Dezember 2025 unterzeichnet.

Die Verbände erklärten sich bereit, auf Einsprachen gegen zentrale KWO-Projekte zu verzichten. Im Gegenzug wurden zusätzliche ökologische Massnahmen zugesichert, unter anderem Beiträge zum Rückbau oder zur ökologischen Aufwertung von Bauwerken an Simme und Emme. Diese Vereinbarung schuf Planungssicherheit für die Hochgebirgsprojekte – verlagerte aber die Auswirkungen der Kompensation in andere Regionen. Das könnte man Sankt-Florian-Politik nennen.

Auffällig ist dabei, dass jene Akteure, die von möglichen Massnahmen an der Simme direkt betroffen wären, nicht Teil dieser Verhandlungen waren. Gemeinden, Landwirtschaft, Tourismus und die lokale Bevölkerung im Simmental waren nicht am Dialog beteiligt, obwohl sie die Konsequenzen im Tal zu tragen hätten. Diese Asymmetrie prägt die heutige Diskussion und erklärt einen Teil der wachsenden Skepsis im Simmental.

Warum kein Fischlift
wie in Mühleberg?

Als Alternative zum Rückbau sind bereits erprobte technische Fischwanderhilfen wie Fischtreppen oder Fischlifte geprüft worden, weil sie kaum Betriebsunterbrüche fordern und nur einen Bruchteil der Kosten verursachen. Ein solcher Fischlift wurde im Sommer 2021 in Mühleberg in Betrieb genommen und ermöglicht den Fischen die Wanderung von der Aare flussaufwärts über das rund 20 Meter hohe Wehr in den Wohlensee. Sie können die Fischgängigkeit weitgehend verbessern, ohne die Wehr zu entfernen und ohne das Simmenfluh Kraftwerk stillzulegen. Diese Lösung würde geringere Eingriffe in das bestehende System bedeuten. Umweltschutzkreise bemängeln jedoch die nur begrenzten ökologischen Effekte und daher wird es als unzureichend beurteilt.

Stromproduktion kontra Ökoreservat?

Damit stellt sich die Kernfrage: Was gewinnt das Simmental mit solch politischen Ränkespielen? Eine grossflächige Renaturierung inklusive Kraftwerk Rückbauten würde wohl ökologische Verbesserungen bringen, gleichzeitig aber in ein funktionierendes Energiesystem massiv eingreifen.

Das Simmental hat einen Beitrag zur Energiewende mit heimischer Wasserkraft, mit einem starken Netz, mit lokalen Solarlösungen und mit einer gewachsenen Kulturlandschaft bereits geleistet.

Es ist kaum zu verstehen, dass man eine stabile Talversorgung aufs Spiel setzen will, wenn Alternativ-Lösungen vorhanden sind, die weniger in die Funktionen einer Talschaft eingreifen und nur einen Bruchteil der Kosten verursachen.

Die Entscheidung über die Zukunft der Simme kann nicht eine rein ökologische Fisch- und Schutt-Lösung sein. In Anbetracht, dass Bewohner in der Talschaft der Simme und ihr gesundes Wohlbefinden auch ein Teil der Natur sind, kann die Lösung nur ein Kompromiss sein, der von allen Betroffenen getragen werden kann.

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Erstellt:
18.12.2025, 00:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
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