Zur Meldung «Kritik an Jagdinspektorin» in Ausgabe 31

Von Andres Christen, Küssnacht

Herr Knutti scheint noch Anfang des letzten bzw. im vorletzten Jahrhundert zu leben – alle Wildtiere werden am besten abgeschossen, entweder für auf den eigenen Teller (Rehe, Gämsen, Hirsche usw.) oder aus Futterneid (Wolf, Luchs – und neuerdings Gänsegeier … – diese Tiere könnten ja Rehe und Gämsen reissen, die man dann nicht mehr für den eigenen Teller schiessen kann… in Bezug auf den Gänsegeier ein ohnehin komplett lächerliches Argument für den Abschuss…).

Wie zynisch ist da schon der Name ihres Vereins: «Vereinigung zum Schutz von Wild- und Nutztieren vor Grossraubtieren»: Die Wildtiere sollen also vor Luchs und Wolf geschützt werden, damit man sie selber abknallen kann …. Dabei brachte die Jägerschaft über Jahrzehnte das Argument vor, Jagd werde nicht etwa aus Spass betrieben, sondern sei zur Regulierung der Wildbestände erforderlich, da es keine natürlichen Feinde mehr gäbe (ausser natürlich den Menschen, der jedes Jahr über 20000 Rehe, Gämsen, Hirsche mit dem Zug oder Auto überfährt und weitere Zehntausende abschiesst).

Regulierungsjagd war sicherlich notwendig vor der Wiederansiedlung der Luchse bzw. eigenständigen Rückkehr der Wölfe und ist es wohl heute noch in reduzierterem Umfang. Mit der heutigen Rückkehr dieser Raubtiere und der Forderung eines Teils der Jägerschaft nach dem Abschuss möglichst aller Wölfe und Luchse (das zeigt sich auch durch die Wilderei bzw. den illegalen Abschuss von Wölfen im Wallis und in Graubünden), entlarvt sich aber das Hegeargument als billiges Scheinargument, um den eigenen Jagdtrieb zu «rechtfertigen».

Auch dass schon lange bevor Luchs und Wolf wieder auftauchten, jährlich einige tausend Tiere auf der Alp mangels Beaufsichtigung durch Krankheit, Blitzschlag oder Unfälle umkommen, wird von Scharfmachern wohlweislich verschwiegen – denn es könnte ja die Wolfs-/Luchsrisszahlen in Bezug auf Haustiere in ein anderes Licht setzen…

Als Berner-Oberländer-Wähler würde mich im Übrigen beunruhigen, dass Herr Knutti als Nationalrat offenbar keine gravierenderen Probleme sieht, wie z.B. Wiederaufbau der Wehrfähigkeit, nachhaltige Sanierung der Sozialversicherungssysteme und nicht finanzierte 13. AHV-Rente oder Einzelrente statt Ehepaarrente, die alle zulasten unsere Kinder gehen, oder ein gesundes Verhältnis zur EU (z.B. durch Bilaterale Verträge) insbesondere jetzt, da das Verhältnis zu einem weiteren wichtigen Handelspartner massiv gestört ist – seine weitaus meisten Beiträge in der Simmental Zeitung scheinen sich auf den bösen Wolf und Luchs zu beziehen und seit neuerem auch auf den Gänsegeier.

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Erstellt:
07.08.2025, 00:00 Uhr
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