Vernissage des Buchs Erlenbach: Gross- und Kleindorf im Laufe der Zeit
Erlenbach erhält sein erstes Buch über die Ortsgeschichte. Behandelt werden die beiden Bäuerten Gross- und Kleindorf. Das Werk ist ein zeitgeschichtliches Dokument über den Wissensstand von heute.
Die drei Autoren Ueli von Niederhäusern, Esther Andres und Hans Hofer mit dem neuen Erlenbach-Buch beim Apéro der Vernissage in der Pfrundscheune.
Als 2024 der Themenweg in Erlenbach eröffnet wurde, gab es einen digitalen Führer dazu. Schon damals wünschten sich mehrere Leute eine gedruckte Ergänzung, die dann im Oktober in Form einer Broschüre erschien.
Der Treiber des neuen Werks ist Ueli von Niederhäusern. Schon beim Themenweg versuchte er die Arbeitsgruppe zu überzeugen, dass Erlenbach ein Buch brauche. Zwar gibt es viele Informationen über die Kirche und das Agensteinhaus, «aber über die Geschichte des Dorfes und über den Marktflecken im Niedersimmental gibt es kein Werk, in dem die Geschichte festgehalten wird», erklärte die Mitautorin Esther Andres. Sie wohnt seit 35 Jahren in Erlenbach und ist Mitglied der Kulturkommission. Darum ist sie froh, dass Ueli von Niederhäusern nicht locker liess, und anfangs dieses Jahres Hans Hofer überzeugen konnte, dass sein Wissen und seine Erkenntnisse in einem Buch festgehalten werden sollten. So begann das Trio mit der Erarbeitung des Buches ohne Gemeindeauftrag.
Vernissage in der Kirche
Der spezielle Abend in der Kirche Erlenbach wurde vom Autor und Musiklehrer Hans Hofer und seinem Schüler Louis Gafner musikalisch eröffnet.
Gemeindepräsident Markus Messerli begrüsste die Anwesenden im Chäsrock und dankte den Autoren für ihr Werk. Dann übergab er das Wort an Esther Andres, die das Entstehen des Buches vorstellte: «Bei der Erarbeitung des Themenwegs wurden von der Arbeitsgruppe sehr viele Dokumente gesammelt, die noch nicht veröffentlicht wurden», erklärte sie.
In einem Buch sollten aber nicht nur alte Fotos abgebildet werden, sondern sie sollten einen Vergleich zu heute zeigen. Darum war Ueli von Niederhäusern im letzten Jahr häufig mit dem Fotoapparat unterwegs und machte Bilder in der Gemeinde. Schnell zeigte sich, dass das viele Material nicht einfach so verwendet werden konnte. Darum begann Hans Hofer die Dokumente neu zu sortieren und die Texte passend für das Buch umzuschreiben und zu kürzen.
Esther Andres war für die Koordination des Buches zuständig und leitete das Projekt. Sie behielt stets den Überblick und war Ansprechpartnerin für die verschiedenen Personen, die beim Buch mitwirkten. Das war gar nicht immer so einfach: «Wir hatten Berge von Bildern und Texte und wechselten die Reihenfolge vor- und rückwärts, tauschten aus und sind manchmal fast ‹ertrunken›», erklärte Esther Andres an der Vernissage. «Die Arbeit im Team machte aber viel Spass und schweisste uns drei zusammen», blickte sie zurück.
Wie alt ist dieses Foto und
wie wird dieses Haus genannt?
Der in Erlenbach gebürtige Hans Hofer ist historisch sehr interessiert und machte bereits viele Dorfführungen in Erlenbach. Darum kennt er das Dorf wohl am besten. Er war für die Texte und Bildlegenden verantwortlich. Trotz seines grossen Wissens und den vielen Personen, die er zum Teil noch persönlich kannte, war es auch für ihn nicht immer ganz einfach, alle Bilder genau zu datieren. Anhand von einigen Beispielen zeigte Hans Hofer in seinem Vortrag am Abend, wie er von Details wie Telefonmasten oder Stromleitungen auf den Aufnahmezeitpunkt schliessen konnte.
Die ersten Aufzeichnungen wurden in einer Chronik von Johannes Karlen aufgeschrieben. Er lebte von 1751 bis 1829, führte die Chronik aber nur während 24 Jahren. Selber wohnte er im Brunnenhaus. Bei den Häusern war die Benennung oft nicht so eindeutig, denn wenn diese von einer Familie während mehrerer Jahre bewohnt waren, wurde es nach dieser Familie benannt. So wurde z.B. das Brunnenhaus zum Rebmannhaus, dann zum Vépyhaus und zum Grimmhaus. Im Buch wird aber immer der ursprüngliche Name der Häuser verwendet, denn es ist das Brunnenhaus von 1766.
Hotel mit Badi
Im Jahr 1900 wurden über 10 000 Stück Vieh im Bahnhof Erlenbach verladen. Das bedeutete, dass quasi in jedem Haus Gäste schliefen. Darum wurde mit dem Bau der Eisenbahn ein neues Hotel gebaut – das Alpina. Das von der Familie zum Wald geführte Hotel hatte sechs Stockwerke, einen grossen Tanzsaal und einen eigenen Badweiher. Die älteren Dorfbewohner mögen sich noch an diesen Weiher erinnern, für die anderen ist er nun im Buch festgehalten.
Vergleich früher und heute
Für Ueli von Niederhäusern war es wichtig, dass die Bilder im Buch gross abgedruckt wurden. Denn sonst gehen die Details unter. Das Buch enthält nun Aufnahmen aus drei Jahrhunderten. Um die Geschichte des Dorfes auch visuell zu zeigen, refotografierte er die Bilder. Das bedeutet, dass er ein altes Foto von früher möglichst genau am gleichen Ort, mit gleichem Bildausschnitt, gleicher Perspektive und ähnlichen Bedingungen erneut aufnahm, um Veränderungen über die Zeit sichtbar zu machen.