Der «Hirschen» in Diemtigen schreibt das letzte Kapitel seiner Geschichte

Mit der Schliessung des Gasthofs Hirschen in Diemtigen endet eine Ära. Das 1757 erbaute Ründihaus prägt während Jahrhunderten das Dorfbild und ist ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Gäste. Die letzten Wirtinnen blicken auf erfolgreiche Jahre zurück.

Von Walter Küng

Letzter Besuch im Restaurant Hirschen: Als gastronomischer Treffpunkt sind die Tage gezählt. Der traditionsreiche Gasthof schliesst nach 267 Jahren seine Türen.

Letzter Besuch im Restaurant Hirschen: Als gastronomischer Treffpunkt sind die Tage gezählt. Der traditionsreiche Gasthof schliesst nach 267 Jahren seine Türen.

© Walter Küng

Mit der Schliessung des Gasthofs Hirschen in Diemtigen nach 267 Jahren nimmt die Geschichte des altehrwürdigen Gasthofs ein weiteres Kapitel in Angriff.

Steht man als Betrachter vor dem prächtigen Wohn- und Gasthaus, fragt man sich, wie und warum auch in der Region des Niedersimmentals und des Diemtigtals solch imposante Ründihäuser erbaut wurden.

Zwei Wirtinnen sagen Adieu

Nach dem Neubau und mit der Verschiebung des Schulhauses Diemtigen nach oben entstand im Zentrum ein richtiger Dorfplatz, welcher auch für die verschiedensten Anlässe genutzt wurde. So konnte 1977 der Wackerpreis, 1981 «Direkt us», 1987 «Chumm und Lueg» und der «Donnschtig-Jass» 2003, welcher damals von den Feldschützen Diemtigen organisiert wurde, das einzigartige Dorfbild übers Fernsehen in die weite Welt senden. Was bei Annemarie Stucki, Ehefrau eines aktiven Schützen, den Anstoss gab, den damals geschlossenen Hirschen auf 1. Januar 2004 zusammen mit ihrer Freundin Annerös Neukomm zu pachten. Nach dem Ausstieg von Annerös schloss sich die erfolgreiche Wirtin und Spitzenköchin mit ihrer Schwester Gertrud Klossner zusammen.

Mit grossen Eigenleistungen und viel Geschick gelang es den beiden unter ständiger Mithilfe ihrer Familien, daraus eine weitherum bekannte Gaststätte zu machen. So wurde zum Beispiel der gewölbte Keller zu einem originellen Grotto umgebaut. Oder die Stubenböden im ersten Stock wurden erneuert, was mithalf, den grossen und den kleinen Raum zu gemütlichen Essräumen zu machen. Auch musste ein grösserer leistungsfähiger Kühlraum eingebaut werden. Speziell ist sicher auch, dass die Küche mit einem leistungsfähigen Gastrokochherd versehen war, was betreffend Betrieb und Umgang immer besondere Sorgfalt erforderte.

Ihre gutbürgerliche Küche und zuvorkommende Gastfreundschaft verhalfen ihnen zu einer grossen Stammkundschaft. Gluschtig war ihre Speisekarte von gutbürgerlich, aber auch mit Rosinen gespickt; das sehr beliebte Fondue Chinoise war ein kulinarischer Leckerbissen.

Den Stammtisch für Einheimische mit dem Senioren-Lotto, den Mittagstisch gibts nicht mehr. Auch der Jodlerklub ist auf der Suche nach einem Klublokal. Für das Hirschen-Team galt immer: Wer Gast ist, ist König. Dadurch durften sie Gastgeberinnen für viele Familien- und Vereinsanlässe, aber auch für Geschäftsessen sein.

Der grossen Kundschaft gebührt grosser Dank. Danke sagen möchten sie ihrem ganzen Team, den treuen Küchen- und Servicehilfen und im Hausdienst. Erwähnenswert sind für die beiden auch das gute Verständnis und die gute Zusammenarbeit mit den Eigentümern. Aber auch ihren Lieferanten sei bestens gedankt.

Etwas Wehmut bei allen Beteiligten erweckt, dass es nicht gelungen ist, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden. Geht doch mit der Schliessung auch sehr viel Geschichte zu Ende.

Definitiv geschlossen: Statt Speis und Trank übernimmt die Heilpädagogische Schule die Räumlichkeiten.

Definitiv geschlossen: Statt Speis und Trank übernimmt die Heilpädagogische Schule die Räumlichkeiten.

© Walter Küng

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Erstellt:
23.02.2025, 00:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 18sec
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