Letzte Bäckerei im Diemtigtal schliesst ihre Türen

Die Bäckerei Jenzer in Zwischenflüh schliesst auf Mitte August die Backstubentüre für immer. Mit der Geschäftsaufgabe verschwindet die letzte Bäckerei aus dem Diemtigtal – ein herber Verlust für die regionale Versorgung und Tradition.

Von Walter Küng

Marc Jenzer im Verkaufsladen seiner Bäckerei in Zwischenflüh.

Marc Jenzer im Verkaufsladen seiner Bäckerei in Zwischenflüh.

© Walter Küng

Vor acht Jahren haben die 38-jährige Kati und ihr Ehemann Marc (43) die Bäckerei in Zwischenflüh übernommen. Nun ist endgültig Schluss mit Brotbacken im Diemtigtal. Waren es in früheren Jahren acht Bäckereien, welche meist als Familienbetriebe geführt wurden – fast in jeder Bäuert war mindestens eine Bäckerei – wird in Zukunft der grösste Teil von Brot und Backwaren von auswärtigen Betrieben zugeliefert.

Veränderte Essgewohnheiten
und Ladenschliessungen

Was ist der Grund, dass ein erfolgreiches Bäckerehepaar im besten Alter seinen Betrieb schliesst? Ein Grund ist sicher bei den Einkaufs- und Essgewohnheiten der heutigen Gesellschaft zu suchen. Bei vielen Familien fehlt das Brot auf dem Frühstückstisch fast gänzlich. Wer schickt schon seine Kinder zum Beck um «für nes Füfi Brot», wie es Erika Wiedmer in ihrem Buch so schön beschreibt, zu holen? Damals hatte ihnen der Beck für fünf Rappen eine Scheibe Brot vom Vierpfünder abgeschnitten.

Der Hauptgrund ist aber bei diversen Ladenschliessungen im Tal zu suchen. Nachfolgebetriebe beziehen ihre Backwaren vertraglich bedingt von auswärts. Aber auch die vielen Gaststätten, welche in letzter Zeit ihre Türen geschlossen haben, trugen das ihre dazu bei. Militär, Sommerlager, aber auch die einheimische Schulleitung beziehen immer weniger beim Dorfbeck. Das alles zusammen macht für die Bäckerei einen Umsatzverlust im mittleren sechsstelligen Frankenbereich aus. Mit etwas Wehmut verlassen die beiden ihren Betrieb. Wobei ihnen immer mehr eine gewisse Solidarität und ein Miteinander seitens der Kundschaft fehlten.

Private Hausbäckereien
als Hoffnung für die Regionalität

Ein Schritt zurück zur Regionalität könnten die verschiedenen privaten Hausbäckereien werden. Im Burelädeli Zwischenflüh werden am Samstag/Sonntag nebst vielem anderem Zopf und Brot auf Bestellung angeboten. Zudem kann aus dem Gefrierschrank, soweit Vorrat vorhanden, Brot bezogen werden. Geliefert wird die Ware von privaten Hausbäckereien im Tal.

Bei Rüfenacht Getränke AG wird Dienstag und Donnerstag frisches Brot und samstags feiner Zopf von der Bäckerei Bieri in Erlenbach angeboten. Schon längere Zeit backt Brigitte Meyer-Knutti an der Kileystrasse auf Bestellung dreimal wöchentlich Brot für Einheimische und das Burelädeli im Riedli. Dieses Angebot verzeichnet zunehmende Beliebtheit.

Zudem wird an der Riedern ein weiterer Holzbackofen gebaut, welcher ab November 2025 in Betrieb genommen werden soll. Ein weiteres Angebot besteht – allerdings nur im Winter – alle zwei Wochen im Ofehüsi der Kirchgemeinde in Diemtigen für den Eigenbedarf zu backen.

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Erstellt:
16.08.2025, 00:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 12sec
Kommentare
Wale 17.08.202520:14 Uhr

"Das alles zusammen macht für die Bäckerei einen Umsatzverlust im mittleren sechsstelligen Frankenbereich aus. "
Momol im Diemtigtal wird nicht geklettert.

Wale antwortete am 17.08.202520:17 Uhr

"Das alles zusammen macht für die Bäckerei einen Umsatzverlust im mittleren sechsstelligen Frankenbereich aus. "
Momol im Diemtigtal wird nicht gekleckert.