Bergwaldprojekt in St. Stephan:

Eine Brücke zwischen Stadt und Land

Seit zwanzig Jahren säubern Freiwillige des Bergwaldprojekts Alpweiden und leisten Hilfe bei Forstarbeiten und in der Schwellenkorporation. Die Diskussionen und Gespräche mit den Einheimischen eröffnen dabei neue Perspektiven auf Menschen und Landschaft.

Von Charlotte Engstad

Bergwaldprojekt

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Von links nach rechts: Gemeinderat Hansjürg Gobeli, Projektleiterin Pauline Zene...
Von links nach rechts: Gemeinderat Hansjürg Gobeli, Projektleiterin Pauline Zenetti und Geschäftsführer des Bergwaldprojekts Martin Kreilinger.

© Charlotte Engstad

Die Haufen von geräumter Vegetation liessen sich sehen.
Die Haufen von geräumter Vegetation liessen sich sehen.

© Charlotte Engstad

Nico säuberte das Terrain mit der Motorsense.
Nico säuberte das Terrain mit der Motorsense.

© Charlotte Engstad

Dank vieler fleissiger Hände schritten die Räumungsarbeiten schnell voran.
Dank vieler fleissiger Hände schritten die Räumungsarbeiten schnell voran.

© Charlotte Engstad

Marc Aegerter und Christina Burri leiteten die Arbeiten auf der Alp Gandlauenen.
Marc Aegerter und Christina Burri leiteten die Arbeiten auf der Alp Gandlauenen.

© Charlotte Engstad

Die Freiwilligen leisten einen grossen Einsatz. Von links nach rechts: Geschäfts...
Die Freiwilligen leisten einen grossen Einsatz. Von links nach rechts: Geschäftsführer Martin Kreilinger, die Freiwilligen Wolfram und Nico und Projektleiterin Pauline Zenetti.

© Charlotte Engstad

Das 1987 gegründete Bergwaldprojekt ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Trin (GR). In den fast vier Jahrzehnten haben über 100000 Freiwillige an mehr als siebzig Einsatzorten unzählige Arbeitsstunden geleistet. Seit zwanzig Jahren ist das Bergwaldprojekt auch in St. Stephan tätig. Am Dienstag, 30. September, war Geschäftsführer Martin Kreilinger eigens angereist, um sich bei der Gemeinde für die gute Zusammenarbeit zu bedanken und um sich einen Eindruck der Freiwilligenarbeit vor Ort zu machen.

Leben und arbeiten mit der Natur

Gemeinderat Hansjürg Gobeli nahm bei der Gemeindeverwaltung in Empfang: «Der Gemeinderat unterstützt und schätzt die Arbeit des Bergwaldprojekts sehr. Wir haben viele Alpbetriebe in unserer Gemeinde und merken, dass der Druck der Verbuschung durch die wärmeren Temperaturen stärker geworden ist. Wir wollen die Weideflächen offenhalten, hier gibt es keine Äcker für Gemüseanbau. Wir sind deshalb sehr dankbar für die ausgesprochen wertvolle Zusammenarbeit mit dem Bergwaldprojekt, die uns ermöglicht, arbeitsintensive Aufgaben erledigen zu können. Bei jeder Gruppe ist immer eine einheimische Person dabei, sei es ein Älpler, ein Landwirt oder jemand von der Schwellenkorporation. Die Teilnehmenden haben oft kein Verständnis dafür, warum man Alpenrosen mäht, die ja eine geschützte Art sind. Hier sind sie teilweise eine Plage und tragen massiv zur Vergandung bei. Daraus entwickeln sich interessante Gespräche – man entdeckt, wie wir mit der Natur arbeiten und leben.»

Auf der Alp Gandlauenen sassen vier Freiwillige auf einer Blache und genossen ein Znüni im Sonnenschein. Leonie und Fiona, 15 und 16 Jahre alt, sind Schülerinnen am Langzeitgymnasium Rämibühl in Zürich. Sie absolvierten ihre Sozialwoche beim Bergwaldprojekt: «Es ist anstrengend, aber es gefällt uns sehr.» Wolfram, ein politisch engagierter Mittvierziger aus Deutschland stimmte zu: «Ich mache zum vierten Mal mit und zum zweiten Mal in der Schweiz. Die Landschaft ist ganz speziell! Ich geniesse das Zusammenkommen mit anderen Menschen, die im Urlaub etwas Sinnvolles tun wollen. Die Begegnung mit den Alpbauern ist mir wichtig, ich schätze die interessanten Gespräche – und natürlich den guten Käse. Alle Achtung vor dem, was die Alpbauern das ganze Jahr durch leisten.»

Nico ist Masterstudent in Umweltwissenschaften an der Universität Köln. Als Gruppenleiter unterstützt er die Projektleitung, ist Ansprechperson für die Freiwilligen und erklärt die Arbeiten im Feld. Er hantierte geübt die Motorsense. «Vor acht Jahren hatte ich meinen ersten Einsatz, diesen Frühling habe ich die Ausbildung zum Grupppenleiter gemacht. Ich schaue, dass es allen gut geht, und leiste eventuell erste Hilfe», erzählte er.

Grosse Bedeutung für die Alppflege

Landwirt Christian Burri hielt die Motorsäge in der Hand: «Am Anfang waren viele skeptisch und meinten, das werde nichts mit diesen Städtern. Aber es ist unglaublich, was wir in nur zwei Tagen schon geräumt haben! Es ist wichtig, dass wir unsere Sicht auf die Natur geben können, das ist fast wichtiger als die Alpputzete. Es tut ihnen jeweils leid, wenn wir einen Vogelbeerbaum fällen, die seien ja für die Vögel. Dabei hat es genug von dieser Art. Dies und andere landwirtschaftliche Themen diskutieren wir mit ihnen. Am Schluss sagen sie dann meistens, das hätten sie gar nicht gewusst. Ich gebe ihnen immer Käse von hier zum Znüni und erkläre, dass er hier aus diesem Gras entstanden ist. Das schätzen sie sehr.»

Landwirt Marc Aegerter hilft seit fünf Jahren in den Projektwochen mit. «Wir sind ein Team. Diese Arbeiten sind für die Alppflege sehr wichtig. Wenn wir die Bergwaldleute in diesen vierzehn Tagen nicht hätten, könnten wir die Alpen fast nicht pflegen. Sie sind alle topmotivierte Leute, die arbeiten wollen.»

Bergwaldprojekt

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Von links nach rechts: Gemeinderat Hansjürg Gobeli, Projektleiterin Pauline Zene...
Von links nach rechts: Gemeinderat Hansjürg Gobeli, Projektleiterin Pauline Zenetti und Geschäftsführer des Bergwaldprojekts Martin Kreilinger.

© Charlotte Engstad

Die Haufen von geräumter Vegetation liessen sich sehen.
Die Haufen von geräumter Vegetation liessen sich sehen.

© Charlotte Engstad

Nico säuberte das Terrain mit der Motorsense.
Nico säuberte das Terrain mit der Motorsense.

© Charlotte Engstad

Dank vieler fleissiger Hände schritten die Räumungsarbeiten schnell voran.
Dank vieler fleissiger Hände schritten die Räumungsarbeiten schnell voran.

© Charlotte Engstad

Marc Aegerter und Christina Burri leiteten die Arbeiten auf der Alp Gandlauenen.
Marc Aegerter und Christina Burri leiteten die Arbeiten auf der Alp Gandlauenen.

© Charlotte Engstad

Die Freiwilligen leisten einen grossen Einsatz. Von links nach rechts: Geschäfts...
Die Freiwilligen leisten einen grossen Einsatz. Von links nach rechts: Geschäftsführer Martin Kreilinger, die Freiwilligen Wolfram und Nico und Projektleiterin Pauline Zenetti.

© Charlotte Engstad

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Erstellt:
11.10.2025, 20:57 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 52sec
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