Scherenschnittausstellung im Hüsy Blankenburg
65 Jahre Präzision und Leidenschaft
Hans-Jürgen Glatz begann vor 35 Jahren mit der Scherenschnittkunst und Marc Schweizer entdeckte vor 30 Jahren seine Leidenschaft für das Papierschneiden. Im Hüsy stellen die beiden Zweisimmner noch bis zum 27. April gemeinsam ihre Bilder aus.

Hans-Jürgen Glatz schneidet seit 35 Jahren mit der Schere. Die Details wie Menschen, Tiere oder Äste entstehen erst beim Schneiden.
«Vor sechs Jahren habe ich zum ersten Mal von einem Stern erzählt, der am Firmament aufgetaucht war», mit diesen Worten eröffnete Hans-Jürgen Glatz am vergangenen Sonntag, 19. Januar, die Scherenschnittausstellung im Hüsy. Damit begrüsste er Marc Schweizer, der mit ihm zusammen seine Werke ausstellt. Es ist eine Jubiläumsausstellung. Hans-Jürgen Glatz schneidet seit 35 Jahren und Marc Schweizer seit 30 Jahren faszinierende Werke.
Eine Kuh, ein Baum, eine Ziege…
Hans-Jürgen Glatz weiss noch genau, wie er mit den Scherenschnitten begann, er hat seinen ersten Scherenschnitt immer noch im persönlichen Archiv. Als junger süddeutscher Koch kam er nach Gstaad. In seiner ersten Arbeitsstelle – beim Chlösterli – waren die Wände der Gaststube geschmückt mit zahlreichen Scherenschnitten, vorwiegend von Christian Schwizgebel. Hans-Jürgen Glatz kannte das bisher nicht, aber jedes Mal, wenn er davor stand – und das tat er oft – war er hin und weg.
Eines Tages sagte er sich: «Das probiere ich auch.» Mit einer kleinen, krummen und unscharfen Nagelschere machte er seine ersten Versuche – eine Kuh, ein Baum, eine Ziege. Sein Herz schlug jedes Mal höher, wenn wieder ein kleines schwarzes Ding erkennbar wurde. Doch als sein Patron hinter seine Versuche kam, sagte er zu Hans-Jürgen: «Das wird nichts, lass es sein.» Zum Glück hörte er nicht auf und schnitt einfach weiter. Auch seine Frau Marianne bestärkte ihn. Und so schneidet er seit nunmehr 35 Jahren.
Von der Schere zum Messer
Marc Schweizer kann sich nicht mehr an seinen ersten Scherenschnitt erinnern. Er war acht Jahre alt, als seine Mutter einen Scherenschnittkurs besuchte. Das faszinierte ihn so sehr, dass auch er mit dem Schneiden begann, während seine Mutter aufhörte. Marc hatte es richtig «gepackt». Hans-Jürgen Glatz erinnert sich noch gut an die beiden ersten Werke, die er von Marc Schweizer im Hüsy ausstellen durfte. Marc war damals 16 Jahre alt und schon damals erkannte Hans-Jürgen Glatz seine besondere Gabe. Wie er vermutete, war es kein kurzfristiges Aufflammen wie bei einer Sternschnuppe, sondern ein leuchtender Stern, der seinen Glanz bis heute nicht verloren hat. «Und ich bin überzeugt, dass er noch lange am Schweizer Scherenschnitt-Himmel strahlen wird», begrüsste der Gastgeber seinen Kollegen.

Marc Schweizer vor seinem neusten Werk: Mit Hilfe von kleinsten Löchern entstand ein Scherenschnitt mit Grautönen.