Februarkonzerte Zweisimmen
Soloabend des Pianisten Patrizio Mazzola
Klaus Burkhalter ist es einmal mehr gelungen, das anspruchsvolle Publikum der Februarkonzerte zu überraschen. Anlässlich eines privaten Konzerts in Bern begegnete er dem Pianisten Patrizio Mazzola. Diese Begegnung blieb nicht ohne Folgen. Der Künstler folgte der Einladung nach Zweisimmen. Nun trat er am dritten Konzert der Reihe in der Kirche auf. Wenn der Künstler die einzelnen Werke persönlich und kenntnisreich vorstellte, war dies wie ein Hauskonzert im Freundeskreis.

Der Pianist Patrizio Mazzola konzertierte in der reformierten Kirche.
© Hansueli Gammeter
Klaus Burkhalter freute sich, den Pianisten vor zahlreich erschienenem Publikum vorstellen zu dürfen. Patrizio Mazzola wurde in Genua geboren. Er wuchs in Luzern auf und erhielt dort am Konservatorium seine musikalische Ausbildung. Im Laufe seiner Karriere wurde er mit zahlreichen Musikpreisen ausgezeichnet. Neben seiner Lehrtätigkeit an den Musikhochschulen Bern und Luzern kann er auf eine reiche Konzerttätigkeit zurückblicken.
Chopin, Debussy, Ravel, Rachmaninoff, Mazzola
Der Pianist hatte sein Programm sorgfältig zusammengestellt. Es gab Musik aus Polen, Frankreich, Russland und der Schweiz. Er begann mit Chopin, dessen Tonsprache noch der Romantik angehört und sich an der klassischen Harmonielehre orientiert. Bei ihm gibt es jedoch bereits Stücke, die an die Grenzen dieser Harmonielehre stossen und in die Zukunft weisen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich spätere Komponisten wie Debussy, Ravel und Rachmaninoff von Chopin inspirieren liessen. Fast alle der dargebotenen Stücke stellen in Bezug auf Technik und Gestaltung höchste Anforderungen an den Pianisten. Patrizio Mazzola scheint in dieser Beziehung keine Grenzen zu kennen, er schritt sozusagen mit leichtem Gepäck vom einen Viertausender zum nächsten.
Patrizio Mazzola begann sein Rezital mit drei Préludes und zwei Etüden von Chopin. Letztere gehören zu den Frühwerken des Meisters. Umso erstaunlicher, dass er damit neue Massstäbe setzte, an denen sich jede später komponierte Etüde bis heute zu messen hat. Diese Etüden dienen alle einem pädagogischen Zweck, sind aber keine trockenen Exerzitien, sondern formvollendete, kraftvolle Konzertstücke.
Rachmaninoff und Mazzola
Patrizio Mazzola verkehrte mit dem Enkel von Rachmaninoff und hatte immer wieder Gelegenheit, auf dem Flügel des Komponisten in dessen Ferienresidenz in Hertenstein am Ufer des Vierwaldstättersees Konzerte zu geben. Der Komponist steht Mazzola offensichtlich sehr nahe. Die drei vorgetragenen Préludes boten sämtliche Ausdrucksmöglichkeiten, die Rachmaninoff zu bieten hat: virtuosen Klangrausch, gefühlvolles Schwelgen, beseelte Melancholie.
Am Schluss trat der bescheidene Musiker vor das Publikum und stellte seine eigene Komposition, die Paganini-Variationen, vor. Das Stück sei von Rachmaninoff inspiriert. Jeder Pianist sollte auch komponieren, dies erweitere seine pianistische Erfahrung. Das Problem bei eigenen Kompositionen bestehe darin, dass man diese ständig zu verbessern suche und beim Vortrag den Überblick über die verschiedenen Fassungen verliere. Darauf zog er für diesen letzten Kraftakt seine Jacke aus und setzte sich ans Klavier. Jeder, der Paganini-Etüden schreibt, muss sich an den grossen Vorbildern messen lassen, die dies auch bereits getan haben: Liszt, Schumann, Brahms. Auch von Rachmaninoff gibt es welche, diese sind mit Orchesterbegleitung. Die Variationen von Mazzola sind an Einfallsreichtum und Brillanz nicht zu überbieten. Sie boten den fulminanten Abschluss eines fulminanten Konzerts. Mazzola braucht den Vergleich mit seinen prominenten Vorgängern nicht im Geringsten zu scheuen.