Pro Natura Berner Oberland

Der Laubeggfall soll weiter rauschen dürfen

Der Laubeggfall – darf hier nur noch ein kümmerliches Restwasser-Rinnsal talwärts fliessen?

Der Laubeggfall – darf hier nur noch ein kümmerliches Restwasser-Rinnsal talwärts fliessen?

Pro Natura Berner Oberland hat als Regionalsektion von Pro Natura Schweiz auch im Jahr 2010 ihre Aufgabe als Anwältin der Natur wahrgenommen und sich um die Naturwerte des Berner Oberlandes gekümmert. An der Jahresversammlung am Samstagnachmittag im Hotel Bellevue in Spiez orientierte Präsidentin Nadia Keiser über die Tätigkeit in den Oberländer Tälern im vergangenen Jahr. Die masslose künstliche Beschneiung mit Schneekanonen und -lanzen, die lärmintensive touristische Helikopterfliegerei im Gebirge, immer neue Trendsportarten mit negativen Auswirkungen auf die Tierwelt, Ortsplanungen, in welchen die Naturwerte der Gemeinden zu wenig berücksichtigt werden, mehrere Projekte für Kleinwasserkraftwerke an Bächen und Flüssen in den Oberländertälern und weitere Probleme beschäftigten den Vorstand an seinen monatlichen Sitzungen. Nachdem der Regierungsrat des Kantons Bern am 1. Dezember 2010 den Bau des Kleinwasserkraftwerkes an der Laubegg unterstützte, reichte Pro Natura Berner Oberland zusammen mit der Fischerpachtvereinigung Spiez, dem WWF und der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz Beschwerde beim Verwaltungsgericht ein. Anstatt die letzten noch frei fliessenden Bergwasser der Energiegewinnung zu opfern, müsste endlich konsequent Energie gespart werden. Dies gäbe für ungleich mehr lokale Gewerbebetriebe Arbeit als Kraftwerkbauten, die nur von spezialisierten Unternehmungen ausgeführt werden können.

Vereinskassier Roland Teuscher konnte bekannt geben, dass sich trotz einigen tausend Franken Mehrausgaben immer noch gut 94 000 Franken in der Vereinskasse befinden. Er übergab sein Amt an Silvan Allenbach, der wie Antonio Valsangiacomo, an der Versammlung neu in den Vorstand gewählt wurde. Auch im laufenden Jahr wird die Arbeit für Pro Natura im Berner Oberland nicht ausgehen. Michael Straubhaar und Hans Fritschi bieten für Nachwuchsnaturschützer in der Gruppe «Jugend und Natur Bödeli» ein Jahresprogramm mit zehn Exkursionen und aktiven Pflegeeinsätzen in artenreichen Naturschutzgebieten an.

Im Vortragsteil der Jahresversammlung orientierte Dr. Christoph Böbner, Leiter der Dienststelle Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern, über die Entstehung der UNESCO-Biosphäre Entlebuch. In keiner andern Region der Schweiz sind so viele und grossflächige Moore in zusammenhängenden Moorlandschaften erhalten geblieben wie in der UNESCO-Biosphäre Entlebuch (UBE). Vier Moorlandschaften von nationaler Bedeutung liegen ganz oder teilweise in der UBE, nämlich Habkern/Sörenberg, Hilferenpass, Glaubenberg und Klein Entlen. Sie umfassen rund ein Viertel der Fläche des Entlebuchs und rund ein Zehntel der gesamten Hochmoorfläche der Schweiz. In einer UNESCO-Biosphäre geht es aber nicht allein um die Erhaltung derartiger Naturschönheiten. Ebenso hoch bewertet wird die Erhaltung der Region als Wirtschaftsraum für die einheimische Bevölkerung. Landwirtschaft, Gewerbe und Tourismus werden dadurch nicht behindert. Trotzdem brauchte es einige Jahre mit Diskussionen und Informationsveranstaltungen, bis im Jahr 2000 die acht beteiligten Gemeinden mit 94 Prozent Ja-Anteil der Errichtung der Biosphäre zustimmten. Die Rolle des unrühmlichen Hauptbremsklotzes spielte auch im Entlebuch, wie dies ja leider in anderen Regionen der Schweiz ebenfalls üblich ist, die SVP. Wie kurzsichtig eine derartige Politik ist, zeigt sich etwa darin, dass sich seit der Errichtung der Biosphäre die Erwähnung der Region Entlebuch in sämtlichen Medienarten vervielfacht hat.

Ohne die Region Thun, wo eine eigene Regionalsektion tätig ist, zählt Pro Natura im Berner Oberland gegenwärtig um die 1500 Mitglieder. Pro Natura Berner Oberland verfügt auch im Simmental über eine beachtliche Mitgliederzahl. Zwischen Lenk und Wimmis wohnen immerhin 193 Leute, die mit ihrem jährlichen Mitgliederbeitrag die Tätigkeit dieser seit Jahrzehnten aktiven Naturschutzorganisation unterstützen. Ernst Zbären

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Erstellt:
03.03.2011, 09:53 Uhr
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