Gstaad Vorstellung der Maturaarbeiten am Gymnasium
Einen grossen Schritt gemeistert
Mit den mündlichen Präsentationen ihrer Maturaarbeiten haben die neun Gymnasiastinnen und fünf Gymnasiasten einen grossen Schritt auf dem Weg zur Matur hinter sich gebracht – die schriftlichen und mündlichen Prüfungen stehen ihnen jedoch im kommenden Jahr noch bevor.

Die erleichterten Gymnasiasten: (hinten, von links) Oliver Hofmann, Marc Egger, Yves-Etienne Brand, Timo Behrend, Nicolas Reichenbach und Klassenlehrer Martin Grünig, (vorne, von links) Lisa Zeller, Valerie Zumbrunnen, Nadine Wehren, Sabrina Grünenwald, Tabea Kallen, Roxana Gobeli, Angela Schläppi, Salome Oberli und Rahel Klossner.
Das Erarbeiten einer Maturaarbeit ist keine leichte Aufgabe: Vom Finden des richtigen Themas über das Erstellen einer schriftlichen Fassung bis hin zur Präsentation ist eine Menge Arbeit nötig. Umso zufriedener können die zukünftigen Maturanden/innen sein, dass sie diesen bedeutenden Teil ihrer «Gymer-Karriere» – wie Christoph Däpp, Schulleiter der Filiale Gstaad, zu sagen pflegt – am vergangenen Dienstag abschliessen konnten. Eine Vietelstunde hatten die Jugendlichen Zeit, um ihre Arbeit den Anwesenden vorzustellen. Beliebtestes Hilfsmittel hierbei war die Powerpoint-Präsentation, aber auch Whiteboards und Plakate kamen zum Einsatz. Danach lag es am Publikum, die Redner «mit Fragen zu bombardieren», wie es Angela Schläppi nach ihrer Präsentation ausdrückte. Nach einer halben Stunde war das Ganze auch schon wieder vorbei und die Erleichterung dementsprechend gross.
Unterstützung oder Unterdrückung?
Während es um viertel nach drei in der Aula des Oberstufenzentrums laut wurde, als Nicolas Reichenbach während seinem Vortrag «Effizient üben – ein Selbstversuch am Xylophon» zeigte, wie gut er das Instrument nach seinem Training beherrschte, wurde es bei Sabrina Grünenwald historisch. «Mittelalter: Ein faszinierendes und spannendes Thema», leitete sie ihre Präsentation ein. Am Beispiel der Herrschaft Mannenberg-Reichenstein hatte sie erforscht, ob die Untertanen im so genannten «dunkeln Zeitalter» von ihren Burgherren unterstützt oder doch unterdrückt wurden. Dafür musste sie zuerst den gesellschaftlichen Aufbau des Mittelalters analysieren: Die alpine Gesellschaft sei aufgrund ihrer schweren Erschliessbarkeit, der Selbstversorgung und der daraus resultierenden Solidarität und Wehrfähigkeit nicht mit der Gesellschaft des schweizerischen Mittellandes vergleichbar gewesen. «Zudem konzentrierte sich die alpine Gesellschaft auf die Viehzucht und hatte eine relativ konservative Haltung. Um über sie zu herrschen, mussten die Adeligen also mit den Untertanen zusammenarbeiten, woraus sich eine unterstützende Herrschaft ergab.»
Sabrina Grünenwald stützte sich bei ihrer Arbeit auf historische Schriften, welche sie in der Universitätsbibliothek Bern fand. Von 1270 bis 1336 fand man bei Mannenberg-Reichenstein eine unterstützende Herrschaft. Danach folgten zwei unterdrückende Herrscher: die Herren von Thüdigen und die Stadt Freiburg – beide hielten sich jedoch nicht lange. Freiburg entzog der Bevölkerung ihre Rechte und rief somit einen Aufstand hervor. Ab 1494 gehörte das Gebiet dann zu Bern und die Bauern erhielten ihre Rechte zurück – wiederum eine unterstützende Herrschaft. Das Fazit der Gymnasiastin: «Eigentlich war ich davon überzeugt, dass die meisten Herrschaften im Mittelalter ihre Bürger unterdrückten, nach dieser Arbeit hat sich meine Meinung jedoch geändert.»
«Männer sind selbstverliebter als Frauen!»
Im folgenden Dreierblock kam Angela Schläppi zum Zug, welche anhand einer Befragung herausfinden wollte, ob Männer narzisstischer sind als Frauen. Im Laufe ihrer Arbeit «Narzissmus – Sind Männer oder Frauen selbstverliebter?» bestätigte sich ihre Vermutung, dass dem so ist. Sie betonte jedoch, dass ihre Studie aufgrund der wenigen Probanden nicht repräsentativ sei: «Die Männer müssen also keine Angst haben.»
Gleichzeitig hielt Rahel Klossner ihr Referat über die «Körperliche Leistungsfähigkeitssteigerung auf dem Fahrrad durch eine vierwöchige Eisentabletteneinnahme» und Lisa Zeller sprach über «Schokolade geniessen – Kinderarbeit unterstützen?». Wie gewohnt waren die Themen auch dieses Jahr wieder sehr vielfältig: Roxana Gobeli untersuchte «Wie verändern sich die Wünsche von Kindern im zunehmenden Alter?», Tabea Kallen befasste sich mit dem Thema, ob «der Geschmackssinn unter Einfluss von Nikotin» abnehme, und Marc Egger hielt einen anspruchsvollen Vortrag über «Collision Detection». «Wie die Werbung unsere Kinder beeinflusst», fragte sich Salome Oberli, und Valerie Zumbrunnen referierte zum Thema «Leistungssteigerung in Mathematik durch ein gezieltes Ausdauer- oder Gleichgewichtstraining».
Wohn- und Hotelzone gesucht
Mit der «Zonenplanrevision der Gemeinde Saanen» hatte Nadine Wehren ein besonders anspruchsvolles Thema gewählt. Sie wollte herausfinden, weshalb die Revision noch nicht abgeschlossen werden konnte. Die Revision eines Zonenplanes sei eine «komplexe und zeitaufwendige Arbeit, bei der viele Gesetzgebungen berücksichtigt werden müssen», so Wehren. Um die Problemfelder der Gemeinde Saanen zu analysieren, führte die Gymnasiastin mehrere Interviews mit verschiedenen Interessenvertretern und stiess so auf vier grundlegende Schwierigkeiten: die allgemeinen Probleme, die Planungszone Gstaad, die Zonen für Einheimische sowie die Hotelzonen. Auf die beiden letzteren ging sie während ihrem Vortrag genauer ein und betonte dabei, wie wichtig es einerseits sei, dass Wohnungen für Einheimische zu einem bezahlbaren Preis erstellt werden und wie andererseits dem Zweitwohnungsmarkt mit mehr Hotelbetten entgegengewirkt werde. Selbst eine Lösung für diese Probleme zu finden, war für Nadine Wehren aus Zeitgründen allerdings nicht möglich. Sie sei jedoch der Meinung, dass «die Gemeinde auf einem guten Weg ist und bereits eine zufriedenstellende Lösung gefunden hat.»
«Du sollst nicht facebooken!»
Der letzte Durchgang gehörte den Männern: Oliver Hofmann ging der Frage auf den Grund, ob man «durch mentales Training bereit für optimale Leistung» sei und Yves-Etienne Brand erläuterte die «Mathematischen Prinzipien des RSA-Kryptosystems».
Besonders eindrücklich war auch Timo Behrends Referat, bei welchem er anhand des Beispiels Facebook über «den Umgang mit persönlichen Daten im Internet» sprach. Sein Ziel war es, die Besucher zum Nachdenken anzuregen: «500 Millionen Menschen vertrauen Facebook, ohne zu wissen, dass ihre Daten dauerhaft gespeichert und an Dritte weitergegeben werden.» Er kam zum Schluss, dass die meisten Jugendlichen nicht über die Folgen Bescheid wissen, welche auftreten können, wenn man persönliche Daten ins Internet stellt. Dies konnte er beweisen, indem er zehn Probanden einen Fragebogen austeilte, auf dem diese angeben mussten, was ihrer Meinung nach alles über sie im Internet zu finden sei. Danach begab sich Timo Behrend auf die Suche im World Wide Web. Fazit: Nur eine Person wusste, was wirklich alles über sie im Internet stand – ein erschreckendes Ergebnis. «Natürlich kommt es auch immer auf die persönliche Einstellung zum Internet an: Einige geben mehr an, andere weniger.» Aus seiner Arbeit schliesst der Schönrieder, dass es nötig sei, Jugendliche besser über die Risiken des Internets zu informieren. Schliesslich müsse jedoch jeder selbst entscheiden, wie viel er von sich preisgeben wolle. «Und falls man auf Nummer sicher gehen will, sollte man den Worten eines amerikanischen Pfarrers folgen, der neulich sagte: ‹Du sollst nicht facebooken!›» Sheila Matti, «Anzeiger von Saanen»