Kreisgericht 13 Obersimmental-Saanen ist aufgehoben
Kreisgericht «beerdigt» – 20%teurere Auferstehung in Thun! Kreisgericht 13 Obersimmental-Saanen ist aufgehoben
Die Bergregion Obersimmental-Saanenland lud zur offiziellen Verabschiedung ins Golfhotel Saanenmöser ein. Keiner der Votanten war überzeugt, dass die Zentralisierung Fortschritte bringt, ausser Obergerichts-Präsident Trenkel, der die Professionalisierung/Zentralisierung positiv beurteilt. Die bisherigen Mitarbeiter (siehe Bild) werden nun in Thun tätig sein.Bericht Seite 2

Aussen die beiden Gerichtsschreiber Beat Kämpf und Roland Rieder; Gerichtspräsident Peter Hänni, Saanen, Obergerichtspräsident Christian Trenkel, Regierungsrat Christoph Neuhaus und Gerichtspräsident Hans-Ueli Gammeter, Zweisimmen.
Die würdige Verabschiedung des seit Generationen in der Bevölkerung verankerten und akzeptierten Gerichtes, wurde von Andreas Grünig, Geschäftsführer der Bergregion organisiert. Die «Trauerfeier» gestaltete Co-Präsident der Bergregion, Walter von Siebenthal. Weiter wirkten die beiden Gäste des Kantons mit, alt Gerichtspräsident Martin Krebs sowie die amtierenden Peter Hänni und Hans-Ueli Gammeter. Von den letzteren drei werden wir ihre Referate/Geschichten als separate Artikel in den folgenden Nummern bis Ende Januar veröffentlichen. Dies in Würdigung einer bisher kaum wegzudenkenden Institution. Infolge der Justizreform des Bundes und des Kantons, müssen wir im Kanton Bern (bisher 13 Gerichts-Kreise) ab 2011 mit nur noch vier zentralisierten Regionalgerichten auskommen (siehe Kasten).
Die «Abdankungs-Rede» von
Walter von Siebenthal
«Die letzte Institution Obersimmental/Saanenland wird uns verlassen. Das Handelsregisteramt, Grundbuchamt, Untersuchungsrichteramt und Zivilstandsamt wurden uns bereits genommen – und jetzt noch das Kreisgericht 13.
Ein Gericht, welches seit Jahrzehnten, ja Menschengedenken im westlichen Berner Oberland für Verordnung und Recht gesorgt hat. Es war in der Region stark verankert, akzeptiert und konnte daher wahrscheinlich auch massgeschneiderte Urteile fällen. Vielleicht könnte jetzt der Gedanke aufkommen, dass dadurch eigenes Recht angewendet wurde. Dem ist sicher nicht so, aber sicher ist, dass die Gerichtsbarkeit hier oben ihre Pappenheimer auch kannten und daher die Sache aus anderem Gesichtswinkel anschauen konnte. Ab nächstem Jahr wird eine spezialisierte Institution über Recht und Unrecht im Oberland richten. Es ist ja nicht eure Schuld, dass dies so passiert. Vielleicht bin ich an diesem Umstand auch etwas Schuld. Seinerzeit war ich im bernischen Grossrat. Ich warnte aber schon zu Annonis Zeiten vor diesem zu erwartenden Schritt. Auch davor, dass es nicht günstiger werde. Man hat uns aber immer versichert, dass es noch besser und professioneller würde. Was bis heute nicht erbracht wurde, ist der Beweis, dass es billiger würde. Mit dem Auszug dieser Institution gehen nicht nur die Amtsstuben verloren, sondern wertvolle Menschen, die in der Öffentlichkeit tätig waren, die integriert waren und nicht nur als Steuerzahler da waren. Sie fehlen uns im so genannten Mix von Wissen und Stabilität, die man in den Regionen hat. Die Menschen haben auch eine wichtige Funktion ausserhalb dem Arbeitsfeld. Als Berater in Vereinen, Botschafter von unseren allgemeinen Befinden in den Regionen. Sie werden am 1. Januar verschwinden und übrig bleiben wird uns im Saanenland ein Amtshaus mit Statthalter mit ihren Leuten. Ich frage mich, wie der neue Kreis sich konsolidieren will, wenn die ganze Verantwortung zentralisiert wird. Es ist nun so und ich glaube, dass wir nicht weiter klagen, sondern ich hoffe, dass das Pendel wieder einmal zurückschlägt und das eine oder andere der Region wieder zurückgegeben wird. So könnte man wieder einen gewissen Ausgleich finden.
Wir hätten natürlich einen Weg zu einem eigenen Gericht zu kommen. Wenn wir uns zurückerinnern anno 1555, wo wir von den Grafen von Greyerz abgelöst wurden und zu Bern kamen. Damals mit dem Versprechen, in der Landschaft Saanen einen eigenen Kanton zu machen und damit hätten wir auch wieder eine eigene Gerichtsbarkeit. Spass beiseite, dies sei übrigens auch ein Auslaufmodell – die Bergregion und ich auch. Ich möchte euch ganz herzlich danken für die Arbeit, die ihr jahraus jahrein geleistet habt. Ihr habt dies ohne grosse Medienpräsenz und ohne Medienspektakel getan. Ihr habt meine Anerkennung für euer Wirken.»
Er überreichte den beiden Gerichtspräsidenten eine Wappenscheibe und den beiden Gerichtschreibern für ihre noch grössere Schreib-Arbeit ebenfalls ein Geschenk.
Regierungsrat Neuhaus: Abdankung und Zuversicht
Auch Regierungsrat Neuhaus sprach sinnigerweise von einer Abdankung, fügte dem aber bei, dass dem Saanenland wenigstens ein Statthalteramt bleibe. Er habe angefangen als Regierungsrat mit 89 Standorten, jetzt habe er noch 32. Wenn er so weiter mache, habe er nächstes Jahr nicht mehr viel zu tun. Er hoffe aber, dass nach der heutigen Abdankung wieder Zuversicht herrsche.
Obergerichts-Präsident Trenkel verspricht: Wir werden bessere Justizdienstleistungen erbringen!
Auch der Obergerichts-Präsident äusserte unter anderem, dass die Vorgaben des Bundes hätten von Grund auf neu umgesetzt werden müssen. Die Anforderungen an die Verwaltung und Justiz würden laufend zunehmen. Da bleibe keine Wahl, schlank organisieren heisse die Parole. Er ist überzeugt, dass das neue Regionalgericht und die Schlichtungsbehörde jetzt bessere Justizdienstleistungen erbringen können, als mit der heutigen Behördenstruktur möglich gewesen wäre.
Grossrätin Bethli Küng gab den beiden Richtern Hänni und Gammeter ein Saanengeissli in süsser Form mit auf ihren weiteren Weg für eventuelle lange Zeit in Thun. Dann lud Walter von Siebenthal ein zu Fondue und Beisammensein.
Eine Jahrhundert-Epoche gehört der Vergangenheit an. Josef Kopp