Amstutz genügt nicht

Ein Leserbrief vertrat hier die Ansicht, dass nur Amstutz für die Bauern wählbar sei. Da wären doch noch einige Gedanken dazu am Platz. Im Ständerat, wo ein völlig anderer und anständiger Umgang unter den Parteien gepflegt wird, wäre Amstutz mit seiner Motorsäge ein isolierter Fremdkörper und für den Kanton Bern wenig handlungsfähig. In der Chambre de Reflexion wird in einer Weise miteinander diskutiert, die Amstutz mit seinen eingeschränkten und einfachen didaktischen Möglichkeiten wohl auch in Zukunft verschlossen bleibt. Sein Auftritt in der Arena, wo er eine gewählte Bundesrätin im ordinärsten Biertischstil beleidigte, zeigt seine politischen Manieren auf. Er pflegt eine politische Diskussionskultur aus der Zeit der Neandertaler, wo man noch mit Keulen aufeinander los ging. Er verwechselt seinen grobschlächtigen Umgang mit politisch anders Denkenden mit volksnaher Sprache. Er könnte sich ein Beispiel an Willi Ritschard nehmen, der die Sprache des Volkes trefflich beherrschte, ohne je einen politischen Gegner zu beleidigen. Ritschard war gelernter Sanitärmonteur, Amstutz ist gelernter Maurer, der im Gegensatz zu Ritschard die ruppige Bauplatzsprache in die Politik trägt, weil er etwas anderes nicht kennt.

Nach seinen Ausfällen in der Arena wollte er uns dann in einer Sendung «Club» des Fernsehens weis machen, in der berndeutschen Sprache sage man einer «Lugi» eben «Seich». Meine Muttersprache ist auch berndeutsch. Eine Lugi bleibt eine Lugi, und ein Seich ist zum Beispiel das, was uns Amstutz im Club über die Semantik des Berndeutschen aufbinden wollte. Anständige Politische Kultur ist ihm immer fremd geblieben. Das allerdings ist ein allgemeines Problem der bernischen SVP. Dass sie einen Milliardär aus Herrliberg herankarren musste, um den Emmentalern ihren Gotthelf zu erklären ist ein Armutszeugnis erster Güte, das die dünne Personaldecke kulturell kompetenter Leute in der SVP bloss legt. Quintessenz für die Wähler: Amstutz genügt für den Kanton Bern nicht. René Bucher, Niederwangen

Zum Artikel

Erstellt:
19.01.2011, 17:27 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 59sec
Kommentare