Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Weitere Informationen

Prof. Richard Bäumlin feiert seinen 80.Geburtstag

rating rating rating rating rating
Prof. Richard Bäumlin feiert seinen 80.Geburtstag

Das Licht der Welt erblickte Richard Bäumlin am 9.9.1927 in Bern. Seine Jugend- und Schulzeit verbrachte er in Erlenbach. In Bern und Göttingen studierte er anschliessend Rechtswissenschaften. 1954 promovierte er zum Thema «Die rechtsstaatliche Demokratie» und erwarb den bernischen Fürsprecher. Bereits drei Jahre später wurde er von der Universität Bern zum Privatdozenten ernannt und 1957 wurde er ausserordentlicher Professor. 1963 war Richard Bäumlin der jüngste ordentliche Professor der Schweiz. Er spezialisierte sich in seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit auf die Gebiete allgemeine Staatslehre, Verfassungsgeschichte der Neuzeit, Staatsrecht, bernische Rechtsgeschichte, Kirchenrecht, Sozialphilosophie und Verwaltungsrecht. In seiner Lehre tauchen aber auch Themen auf wie «Gewissensfreiheit» oder «Lebendige oder gebändigte Demokratie». Zweimal sprang er in turbulenten Zeiten als Direktor ad Interim des Instituts für Soziologie an der Universität Bern ein. Als kritischer und unbestechlicher Wissenschaftler hatte er Richard Bäumlin politisch nicht nur Freunde. Dennoch war seine Meinung gefragt. Er arbeitete regelmässig als gefragter Experte und Gutachter u.a. für die Bundesverwaltung und den Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund.

Als engagierter Wissenschaftler genoss Richard Bäumlin auch im Ausland ein hohes Ansehen. Als die Kapverdischen Inseln nach einem blutigen Befreiungskrieg 1975 die Unabhängigkeit von Portugal erlangten, beriet er die neue Regierung beim Aufbau der jungen Nation. Richard Bäumlin arbeitete auch aktiv mit im «Tribunal permanent du peuple», einer internationalen Vereinigung von Intellektuellen, die sich aus Verfassungsrichtern, Kulturschaffenden, Journalisten und auch Nobelpreisträgern zusammensetzte. Gemeinsam führen sie den weltweiten Kampf gegen schmutzige Kriege, Menschenrechtsverletzungen, Verbrechen gegen die Menschheit oder Genozide. In dieser Funktion führten ihn Missionen u.a. nach Spanien, Mexico und Kolumbien. Die Gedanken und Ideen, die Schriften und Publikationen von Richard Bäumlin finden weiterhin Eingang in wissenschaftliche Arbeiten im In- und Ausland.

Richard Bäumlin gelang es immer, interessante junge Wissenschaftler als Mitarbeiter an sein staatsrechtliches Seminar zur holen. Zu seinen engsten Mitarbeitern gehörten u.a. Nationalrat Peter Vollmer, der Gewerkschafter Andre Daguet oder die Berner Gemeinderätin Regula Ritz. Einer seiner ersten wissenschaftlichen Assistenten war Mani Matter. Dieser verbrachte manches Wochenende mit seiner Familie in Oberwil. Da die beiden jedoch die meiste Zeit zusammen diskutierten und arbeiteten, führte dies immer wieder zu Frustrationen und Unzufriedenheit bei Mani Matters Kindern. Joy Matter erinnert sich in einem biografischen Text: «Die Männer arbeiteten und ich hütete: spielte, erzähle, mahnte zur Ruhe. «Nein» sagte ich immer wieder der 3-jährigen Sibyl und der 2-jährigen Meret (Ueli war noch ein Säugling und, was Oberwil betraf, problemlos), «Papa kommt nicht spielen. Ja, das ist wie Ferien hier, aber Papa muss mit Professor Bäumlin arbeiten. Sie arbeiten, indem sie zusammen sprechen. Ja, wir sprechen auch zusammen, aber das ist nicht arbeiten». Und nach weiteren zwei Stunden: «Also, dann geht halt Professor Bäumlin fragen, ob sie jetzt genug gearbeitet haben. Professor Bäumlin heisst der Mann. «Frässer Bäumlin?» «Nein, PROfessor Bäumlin!». Ab rannten Sibyl und Meret über Stock und Steine des Oberwilschen Alpengartens und riefen: «Frässer Bäumlin, Frässer Bäumlin, Mama hat gesagt, dass Du und Papa sofort mit uns spielen sollt».

Richard Bäumlin war ein leidenschaftlicher Politiker. Sein politisches Credo als Nationalrat von 1982 bis 1992 lautete «Immer der auf Seite der Schwachen». Er war ein anerkannter Sozialpolitiker mit nationaler und internationaler Ausrichtung und Ausstrahlung. Er engagierte sich auch für Themen wie Agrar- und Wirtschaftspolitik, Asyl- und Ausländerpolitik oder Menschenrechte. Sein kompromissloser Kampf gegen das menschenverachtende Apartheitsystem in Südafrika, seine Gegnerschaft zum Export von Kriegsmaterial in Krisengebiete oder sein Einsatz für die Religionsfreiheit in Bulgarien sind nur einige Beispiele seines politischen Wirkens. Mit seinen parlamentarischen Voten schaffte er sich auch politische Feinde. 1990 versuchten rechtsbürgerliche Kreise, seine parlamentarische Immunität aufzuheben, was jedoch im Stände- wie auch im Nationalrat kläglich scheiterte.

Typisch für den «Querdenker» Bäumlin war sein Engagement für die Landwirtschaft. Allein schon die Vorstellung, dass sich ein Linker für die Landwirtschaft einsetzt, war damals vielen politischen Gegnern suspekt. Ein Bauernvertreter hatte schleunigst einen Stumpen zu rauchen, und nicht die Pfeife wie Richard Bäumlin. Als Enfant Terrible der Agrarpolitik stieg er regelmässig auf die Barrikaden für die Anliegen und Interessen der Kleinbauern und für ökologische Landbaumethoden, womit er sich bei den Herren aus Brugg und ihren Lobbyisten im Bundeshaus nicht immer nur beliebt machte. Dieses Engagement entsprang nicht etwa einer Trotzreaktion eines Simmentalers. In seinem Wirken hatte er immer die Tatsache vor Augen, dass die Zerstörung der Landwirtschaft weltweit den denselben Ausbeutungsmechanismen folgt, sei dies nun bei uns, oder in der Dritten Welt. Der schleichende Untergang der Landwirtschaft schmerzt Richard Bäumlin weiterhin.

Nach wie vor liebt Richard Bäumlin das Simmental. Hier verbrachte er bis heute über 30 Jahren. 14 Jahre lebte er als Jugendlicher in Erlenbach. Seit 1982 wohnt er, mit einigen Unterbrüchen, in seinem geliebten Haus hoch oben im Riedmaad mit einer herrlichen Aussicht auf Oberwil und das obere Simmental. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Christine Bäumlin-Soltermann, heutige Präsidentin der SP Oberwil, geniesst er das Leben in seinem kleinen Paradies, umgeben von vielen Blumen, Kräutern, Obstbäumen und neuerdings einem kleinen Schwimmbecken. Nach seinem 1994 erlittenen Schlaganfall ist Richard Bäumlin nach wie vor aktiv. Er verfolgt aufmerksam das politische Tages- und Weltgeschehen. Der steile Bergpfad, der zu seinem Haus führt und den er, wenn möglich, täglich unter die Füsse nimmt und die beiden Sennenhunde «Dina» und «Bello» halten ihn fit.

Lieber Richard Bäumlin, wir gratulieren dir zu deinem 80.Geburtstag. Du hast unser Dorf mitgeprägt. Dafür danken wir dir. Wir wünschen dir und deiner Ehefrau Christine für die Zukunft alles Gute, Gesundheit und Zufriedenheit in Oberwil (und) im Simmental. Bewohnerinnen und Bewohner

von Oberwil im Simmental

Erstellt am: 06.09.2007

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare

Die Kommentarfunktionalität wurde für diesen Artikel deaktiviert.
Interessante Artikel