Generalversammlung der Bergbahnen der Destination Gstaad in Schönried
Die kritischen Töne werden wieder lauter
Die Bergbahnen der Destination Gstaad wählten mit Hotelier Bruno Kernen aus Schönried und Gemeindeverwalter Beat Zahler aus St. Stephan zwei neue Verwaltungsratsmitglieder. Wiedergewählt wurden auch alle bisherigen Verwaltungsratsmitglieder. Der vom Verwaltungsrat vorgeschlagene Kandidat Dr. jur. Christian Witschi aus Bern erreichte das nötige Quorum nicht, weil ihm die Gemeinde Saanen ihre Stimmen versagte. Der einstündige Wahlakt und einige recht kritische Bemerkungen von Kleinaktionären machten aus der GV einen Marathon.

Das Foto zeigt den neugewählten Verwaltungsrat vor dem Schönrieder Hausberg: Präsident Richard Kummrow, Beat Zahler (neu gewählt), Johny Wyssmüller, BDG-Direktor Armon Cantieni, Bruno Kernen (neu gewählt), Arnold Hauswirth, Vize-Präsident Andreas Hurni und Bruno Hammer. (Es fehlt Erik Söderström.)
68 Personen, die sich zur Hälfte aus GemeindevertreterInnen, den Mitgliedern des Verwaltungsrates, der Geschäftsleitung und von Kadermitgliedern zusammensetzten, nahmen an der ordentlichen Generalversammlung in der Mehrzweckhalle in Schönried teil. Sie wurden von Präsident Richard Kummrow und von Direktor Armon Cantieni ausführlich über das abgelaufene Geschäftsjahr (Verlust von 316000 Franken) und im Speziellen über die abgeschlossenen und laufenden Investitionen informiert (die SZ berichtete in der vergangenen Ausgabe).
Investitionen überlagern betriebliche Probleme
Die BGD hat in den ersten drei Jahren über 70 Millionen Franken (oder fast 44 Prozent) ihres gemäss dem beschlossenen Modell «Konzentration» vorgesehenen 160 Millionen Investitionsprogramms umgesetzt. «Ohne diese Investitionen wäre die BDG kaum an einem ernsthaften Krisenjahr vorbeigekommen, denn vor allem dank der neuen Beschneiungsanlagen konnten noch grössere Einnahmeverluste zu Beginn der Saison weitgehend abgewendet werden. Die BDG ist in der glücklichen Lage, ihr Angebot massiv, langfristig und nachhaltig zu erneuern und gezielt auszubauen. Dass wir dies tun können ist ein Privileg, um das uns viele Mitbewerber beneiden», betonte Richard Kummrow und fuhr fort: «Gemessen am Investitionsprogramm Konzentration liegt der Betriebserfolg trotz gesunkenem Verkehrsertrag über dem geplanten Wert. Hingegen sind Cashflow, Unternehmensergebnis und Eigenfinanzierungsgrad hinter die Planwerte gefallen». Direktor Armon Cantieni informierte, dass mit den vor einem Jahr angekündigten Massnahmen rund 800000 Franken eingespart werden konnten, dass aber jetzt dringend noch rigorosere Sparanstrengungen unternommen werden müssten. Diese Bemerkungen vermochten nicht alle Anwesenden zu überzeugen. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung sahen sich darum zum Teil mit recht harten Vorwürfen konfrontiert.
Kritik von Privataktionären
Es fielen Bemerkungen zum suboptimalen Geschäftsergebnis, zu den schlechten Vergleichszahlen (Benchmarks) und zur mangelnden Transparenz in der publizierten Jahresrechnung. Auswärts wohnende Aktionäre mokierten sich über die kaum existente Aktionärs-Information. Es war von einem Gemischtwarenladen und gar von einer gigantischen Geldvernichtungsanlage die Rede. Die BDG sei de facto eine öffentlich-rechtliche Körperschaft, die besser in eine Stiftung umgewandelt würde. Den Eigentümern (die drei mitbeteiligten Gemeinden Saanen mit 33 Prozent, Rougemont mit 11 Prozent und Zweisimmen mit 9 Prozent besitzen die Aktienmehrheit) wurde eine zukunftsweisende Eignerstrategie völlig abgesprochen. Vergleiche mit anderen Bergbahnunternehmungen zeigten, dass es der BDG an unternehmerischem Geist fehle. Präsident Kummrow konterte diese Bemerkungen: «Alles ist vor drei Jahren in der Strategie aufgegleist, von allen Gemeinden genehmigt und von diesen seither an mehreren Treffen an runden Tischen bestätigt worden. Wir verfolgen eine längerfristige Strategie und sind nicht mit anderen Unternehmungen zu vergleichen. Benchmarks sind darum für die BDG zurzeit Sandkastenspiele mit ungleichen Vorgaben. Die betriebliche Durststrecke war geplant. Wir stecken in einer Erneuerungsphase, schaffen Mehrwerte und wollen nach Abschluss der Arbeiten wieder in der oberen Liga spielen.» Immerhin sicherte man zu, punkto Information und Einladung an die 6000 AktionärInnen über die Bücher zu gehen.
Wahlmarathon
Die Wieder- und Erneuerungswahlen und die Auszählung der Resultate nahmen über eine Stunde in Anspruch. Mit sehr guten Resultaten wurden der Präsident Richard Kummrow, Brent-Montreux, die bisherigen VR-Mitglieder Bruno Hammer, Zweisimmen, Arnold Hauswirth, Saanen, Erik Söderström, Rougemont, Johnny Wyssmüller, Schönried und (neu) Bruno Kernen, Schönried und Beat Zahler, St. Stephan für eine dreijährige Amtszeit gewählt. Einzig Andreas Hurni, Gstaad, fiel gegenüber seinen Kollegen klar ab, schaffte aber die Wiederwahl trotzdem.
Dem vom Verwaltungsrat nominierten Berner Juristen Dr. Christian Witschi versagte die Gemeinde Saanen die Unterstützung, womit er sich seiner Wahlchance beraubt sah. Dass man den ausgewiesenen Steuerexperten «verheizte», spricht nicht gerade für eine gute Vorbereitung der GV und noch weniger für die mehrmals betonte hervorragende Zusammenarbeit zwischen VR und dem runden Tisch der Gemeinden. Aus Altersgründen hatte Werner Haari, St. Stephan demissioniert. Er wurde gebührend verabschiedet. Die Wiederwahl von Richard Kummrow zum Verwaltungsratspräsidenten der BDG (er stellte sich für eine letzte Amtsdauer zur Verfügung) und der Revisionsstelle war eine Formsache. Ernst Hodel

BDG-Haupt-Investition 2010: Der Neubau der Videmanette-Bahn schreitet zügig voran. In den vergangenen Tagen wurden die Masten per Helikopter an ihre Standorte geflogen und montiert.