Konzert mit CD-Vorstellung von Simon Hefti in der Kirche Saanen
«Für d’Heimat» – die Natur und die Heimat als Inspirationsquellen
Vergangenen Samstagabend, 9. November 2024, füllte sich die Saaner Kirche praktisch bis auf den letzten Platz. Die freudige Erwartung galt dem bevorstehenden Jodelkonzert, das vor allem einer Person gewidmet war: Simon Hefti – seines Zeichens Jodler, Dirigent, Juror, aber auch Komponist von eingängigen Jodelliedern und Naturjützen. Gleichzeitig wurde seine CD «Für d’Heimat» öffentlich vorgestellt. Ein Abend voller erzählter Geschichten, gesungener Harmonien und gelebter Emotionen.

Simon Hefti und Elio von Grünigen präsentierten das Büchlein zur CD.
«Jeder, der mich kennt, weiss, dass ich ein sehr heimatverbundener Mensch bin. Ich liebe das Saanenland, seine Berge, Täler und Dörfer, die liebliche Landschaft und vieles mehr in tief empfundenem Masse», mit diesen Worten von Simon Hefti hiess Marianne Kellenberger, die feinfühlig durchs Konzertprogramm führte, das Publikum herzlich willkommen: «Wir stellen euch heute die CD «Für d’Heimat» von Simon Hefti vor. Ihr hört neun Jodellieder und Naturjütze ab dieser nigelnagelneuen CD – alles Kompositionen von Simon Hefti, die noch nie auf einem Tonträger veröffentlicht worden sind. Und sie drücken Simons Verwurzelung und Liebe zum Saanenland aus.»
Die Moderatorin versprach nicht zu viel: Das aufmerksame Publikum erwartete in der Tat ein Abend voll schöner Musik, wunderbarer Klänge und Dichtkunst – Musik, die Simon Hefti und seinem Talent geschenkt worden war und die drei anwesenden Formationen wunderbar zum Klingen brachten. Einzig das Terzett Farbeklang musste aus gesundheitlichen Gründen von einem Auftritt absehen, ist jedoch auf dem Tonträger mit vier klangvollen Kompositionen verewigt.
Emotionaler Abschied von den Horeflue Jutzer
Gesanglich starteten die sechs Frauen und sechs Männer des Jodlerchörlis Abeglanz aus dem Gstaad mit dem stimmigen Naturjutz «Für d’Heimat» in den Abend – gefolgt vom Jodellied «Herbschtzytlose», welches das kleine, unscheinbare, aber giftige Blüemli ebenso besang, wie die Schönheit des goldenen Herbstes, der darin gewürdigt und geehrt wird.
Einen ganz besonderen Auftritt hatten die Horeflue Jutzer, mit denen Simon Hefti unzählige Auftritte in den vergangenen 14 Jahren genoss und an diesem Konzertabend ein letztes Mal mitsang, da er die Formation in aller Freundschaft verlässt. Wie schön klangen die Worte der Jodellieder «Gäge Winter» und «Ds Bärglerbluet» in der Saaner Kirche – wie berührend war der gemeinsame Gesang mit der St. Stäffnerin Sarah Lempen-Scherz als stimmsichere Vorjutzerin und Simons Nachfolgerin Elvira Reichenbach.
Das Publikum klatschte die Horeflue Jutzer zum Abschluss nochmals heraus und sie sangen «Jetz sy wer da» – «Keines passt so wie gerade dieses Lied!», so Simon Hefti. Und so verabschiedete er sich als Jodler sichtlich berührt von seiner langjährigen Formation mit dem allerletzten gemeinsamen Jodellied aus ihrer Mitte – nicht ohne zuvor noch eine Magnumflasche Wein überreicht erhalten zu haben, die er bestimmt mit «seinen» Horeflue Jutzern gemeinsam geniessen wird.
Simon und Anita Heftis gesangliche Leistung an diesem Abend war nebst der persönlichen Präsenz insgesamt beeindruckend: So sang Simon bei sämtlichen zehn Liedern und Jützen mit, während Anita wenigstens bei den Horeflue Jutzern eine kurze Pause gegönnt war.
Simon blieb von Anfang bis Ende voll bei der Sache, gab vor jeder Strophe den Einsatz durch, so wie es seine Jodlerinnen und Jodler von ihm seit jeher gewohnt sind. Auch diejenigen des Jodlerklubs Gruss vom Wasserngrat, der seit 2017 von Simon Hefti geleitet wird. Das Jodellied «Am Bärgbach» nahm das Publikum stimmig mit durch die Jahreszeiten, gefolgt vom «Abesitz-Jutz», der so herrlich vertraut nach Sommer roch.
Berührende Ehrung durch Überraschungsgast
Und danach folgte die mit Spannung erwartete Ehrung des Turbachers Simon Hefti. «Für diesen besonderen Moment möchte ich jemanden nach vorne bitten, der Simon schon seit manchem Jahr wichtig ist. Als Bub schaute er zu ihm hoch, später liess er sich von ihm inspirieren und schliesslich wurde er für Simon zu einem Wegbegleiter und mittlerweile zu einem guten Freund», stellte Marianne Kellenberger den Überraschungsgast vor. Kein geringerer als der St. Stäffner Ueli Moor kam aus den Tiefen der dunklen Kirche durch den Mittelgang zum beleuchteten Kirchenschiff nach vorne: Das Strahlen der beiden Jodel-Koryphäen war berührend und ging den Anwesenden mitten ins Herz: Wie war die wohl gehütete Überraschung gelungen – wie sehr freute sich Simon, dass ihm Ueli die Ehre erwies.
«Was du mit deinem schönen Projekt ‹Für d’Heimat›, den wunderschönen Texten und den zum Teil herzergreifenden Melodien uns Zuhörern und der ganzen Jodlerschaft bedeutest, kann man fast nicht in Worte fassen. Man spürt, was dir deine Heimat bedeutet. Es gibt Menschen, die sich dank deinen Liedern und Jützen wieder besser zurechtfinden im Leben und einen Haufen Trost finden, wenn sie deinen schönen Texten zuhören dürfen. Das ist eine wunderbare Gabe, die du mitbekommen hast und ich spüre, dass du eine grosse Ehrfurcht davor hast, dass du derjenige sein darfst, dem die Melodien und Texte zufliegen. Geniesse es!», so Ueli Moor, der über diese Jodler-Freundschaft dankbar ist, und hofft, dass diese ein Leben lang bestehen bleibt. Nach grossem Applaus hatte Ueli Moor die Ehre, Simon Hefti die erste CD und das erste Büchlein – als sein eigentliches Lebenswerk zu übergeben. «Du darfst stolz auf dieses Werk sein und ich möchte allen, die dazu beigetragen haben, ganz herzlich gratulieren – was ihr hier geschaffen habt, ist wunderschön – und ihr alle dürft euch darauf freuen», richtete sich anschliessend auch Produzent Walter Fölmli ans Publikum.
«Nicht Asche, sondern Feuer weitergeben!»
Nach dem einzigartigen Konzert fand rund die Hälfte des Publikums noch den Weg in die Mehrzweckhalle Schönried, die schön geschmückt zum zweiten Teil einlud. Nach einem reichhaltigen Apéro, das die Gemeinde Saanen offeriert hatte, gab es weitere Vorträge der drei Formationen zu hören. Und natürlich wurde auch noch das Büchlein präsentiert, welches Simon Hefti mit der Unterstützung von Elio von Grünigen herausgegeben hat. In diesem werden die 18 Lieder und Jütze auf der CD mit entsprechenden Gedanken von Simon präsentiert. Elio zeigte sich von der ersten Idee bis zur Herausgabe dieses Büchleins schwer beeindruckt: «Es war ein Riesenprozess!», herausgekommen ist ein ergänzendes Büchlein, das von den beiden in einem spannenden Interview vorgestellt wurde und vielen Jodelnden wunderbar dienen wird.
Der 42-jährige Hefti wurde in die Kultur des Jodelns hineingeboren – seine ganze Familie hat immer schon gejodelt – und so lebt er schon seit jeher mit Melodien und Harmonien: «Ich will nicht Asche, sondern Feuer weitergeben», ist sein Credo. Das spürt man. Oder wie es Jodelkamerad Michael von Grünigen treffend formuliert: «Simon transportiert in seinen Liedern und Jützen, was wesentlich ist!»