Die Revisionsfirma KPMG hat keine fehlerhaften Geschäfte ausgemacht:

Valiant Bank – operativ top, Kurs flop

Der Kurseinbruch der Valiant-Aktien um rund 30 Prozent seit dem 18. Oktober 2010 hat auch im Obersimmental zu Spekulationen angeregt. Vor ziemlich genau zwei Jahren hatten sich über 98 Prozent der Genossenschafter der Obersimmentalischen Volksbank für eine Fusion mit der grössten Schweizer Regionalbank entschieden. Trotz dem Kurssturz der Valiant-Aktien liegt der aktuelle Wert der ehemaligen OVB-Anteilscheine weiterhin mehr als 100 Prozent über dem seinerzeitigen maximalen Einstandspreis.

Trotz Kurs-Baisse: Aufgestellte Kundenberaterinnen Andrea Cantaluppi und Pia Hörler an den Arbeitsplätzen in der neuen Filiale der Valiant Bank in Zweisimmen.

Trotz Kurs-Baisse: Aufgestellte Kundenberaterinnen Andrea Cantaluppi und Pia Hörler an den Arbeitsplätzen in der neuen Filiale der Valiant Bank in Zweisimmen.

Einer Mitteilung der Valiant Bank zufolge hatte am Montag, 18.10.2010 ein grösserer Verkaufsauftrag massive Kursveränderungen ausgelöst, ohne dass unternehmensrelevante Nachrichten vorlagen. Der Schluss lag nahe, dass die Aktienkursbewegungen im Zusammenhang mit der am 19.10.2010 veröffentlichten Verkaufsempfehlung der Bank Vontobel mit Kursziel 160 Franken stand. Nach einer zwischenzeitlichen Stagnation des Kurses zwischen 155 und 150 Franken scheint sich der Kurs nun bei rund 140 Franken einzupendeln.

Keine Kursmanipulationen betrieben

Im Zusammenhang mit diesen negativen Kursentwicklungen waren verschiedene Fragen aufgetaucht. Im Vordergrund standen vor allem das Aktienrückkaufs- und das Mitarbeiter-Beteiligungsprogramm. In einer von Valiant in diesem Zusammenhang extra in Auftrag gegebenen «Aufsichtsrechtlichen Beurteilung» kommt die Revisionsgesellschaft KPMG nun zum Schluss, dass weder Kursmanipulationen noch manipulative Kurspflege betrieben worden sind. Das Aktienrückkaufs- und das Mitarbeiter-Beteiligungsprogramm der Valiant seien nach den Vorgaben von «Best Practice» erfüllt worden. Das bestätigte Daniel Senn von der Revisionsgesellschaft KPGM am vergangenen Donnerstag vor den Medien und in Anwesenheit eines FINMA-Vertreters.

Mangelnde Transparenz

Valiant-Verwaltungsratspräsident Kurt Streit musste eingestehen, dass die Kommunikation der Abläufe nicht gelungen sei: «Aus heutiger Sicht und unter den geänderten Voraussetzungen würden wir die Optionsprogramme und die Kapitalrückzahlungen anders gestalten. Aus damaliger Sicht haben wir die richtigen Massnahmen getroffen. Leider ist es uns aber nicht gelungen, die Botschaften verständlich zu überbringen und darum blieb die Glaubwürdigkeit auf der Strecke. Die Valiant- Grundwerte, Transparenz und Vertrauen bleiben bestehen. Valiant hat in der 13-jährigen erfolgreichen Geschichte immer von diesem Vertrauen gelebt». VR-Präsident Kurt Streit bedauerte weiter, dass nun leider die Mitarbeitenden mit Vorwürfen eingedeckt würden, die er selber einzusacken hätte.

Wir werden Boden gutmachen

«Valiant ist die gleiche Bank wie vor dem 18. Oktober 2010. Wir sind riskobewusst, bereit für weitere Partnerschaften und legen den Fokus auf den Ausbau der Vermögensverwaltung», sagte Valiant CEO Michael Hobmeier. Er ist fest überzeugt, dass Valiant in Sachen Kursentwicklung wieder Boden gutmachen werde: «Der Geschäftsverlauf und die Kursentwicklung verlaufen glücklicherweise nicht identisch. Wir sind ein kerngesundes Unternehmen. Das operative Geschäft läuft bestens. Jede einzelne der Übernahmen war mittelfristig erfolgreich. Wir beschäftigen heute über 1000 Mitarbeitende und sind in über 100 Geschäftsstellen (in elf Kantonen) tätig, ohne irgerdwo die Nummer eins zu sein. Diese Tatsache stellt uns überall vor eine «David-gegen-Goliath-Herausforderung» und wir müssen feststellen, dass wir offenbar angesichts der erfolgreichen Strategie auch Neider haben.

Reaktionen im Obersimmental

Zu (vorläufigem?) Schaden gekommen sind auch alle ehemaligen Genossenschafter der Obersimmentalischen Volksbank, die ihre Papiere nicht verkauft haben. Ihnen waren bei der Fusion vor zwei Jahren pro OVB-Stammanteilschein (Wert 500 Franken) zwanzig Valiant-Aktien zu 200 Franken (Total 4000 Franken) angeboten worden. Vor dem Zusammenschluss waren die OVB-Papiere zu maximal 1850 Franken gehandelt worden, der Steuerwert lag 2008 um 1900 Franken. Nach dem Kursrückgang der Valiant-Aktien um 30 Prozent liegt der aktuelle Gegenwert für einen OVB-Stammanteil noch bei 2800 Franken und damit rund 1000 Franken über dem Steuer- beziehungsweise maximalen Einstandswert. Die Mitarbeitenden in den Filialen Zweisimmen und Lenk sahen sich in den vergangenen Wochen mit verschiedenen Fragen von ehemaligen Genossenschaftern und verunsicherten Kunden konfrontiert. OVB-Gebietsleiter Werner Ziörjen, Zweisimmen, stellt aber erfreut fest, dass seine Kunden eine Trennung zwischen Kursverlauf und operativem Geschäft machen können: «Einzelne Aktionäre haben sich in den letzten Tagen zum Verkauf ihrer Valiant-Aktien entschieden; andere haben den aktuellen Preis zum Ankauf von Valiant-Papieren genutzt. Im alltäglichen Kunden-Geschäft haben wir keine Zurückhaltung festgestellt». Ernst Hodel

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Erstellt:
18.11.2010, 08:01 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
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