Brennpunkt Altersversorgung

Der demografische Wandel führt auch in unserer Bergregion zu einer zunehmenden Überalterung. Der Anteil der Rentner/-innen wird in den nächsten zwei Jahrzehnten um knapp 40 Prozent ansteigen. Die Versorgung insbesondere dieser Personengruppe stellt an die regionalen Dienstleister sehr grosse Anforderungen im Hinblick auf genügend qualifiziertes Pflegepersonal und eine ausreichende ärztliche Begleitung.

Ein Akutspital leistet als Berufsbildungsinstitution für Pflege- und Fachkräfte einen sehr hohen Beitrag und versorgt die Region fortlaufend mit dringend notwendigem Personal. Diese Pflegekräfte bleiben im Akutspital, übernehmen leitende Aufgaben in Pflegeheimen, wirken dort als Berufsbildende oder pflegen in herausfordernden Palliativsituationen am Pflegebett.

Die ambulanten und stationären Pflegeinstitutionen in unserer Bergregion schaffen allein diese zentral wichtige Bildungsaufgabe nicht. Sollte uns das Akutspital als Ausbildungsstätte nicht erhalten bleiben, werden wir dies nicht sofort spüren, jedoch in wenigen Jahren mit kaum zu stemmenden Folgen. Denn unsere Region ist für Pendler unattraktiv und wir müssen den Fokus selbst auf die Ausbildung und den Erhalt unserer dringend notwendigen Pflegekräfte legen.

Viele betagte Menschen bedürfen nach erfolgter Diagnose und Erstversorgung im Akutspital eine weiterführende medizinische und pflegerische Begleitung im Pflegeheim. Wir stellen einen klaren Trend in der zunehmenden Pflegeintensität fest und die Pflegesituationen werden komplexer bis hin zur anspruchsvollen Begleitung sterbender Menschen.

Diese Aufgaben können nur durch eine engmaschige ärztliche Begleitung sichergestellt werden. Hierbei werden wir von unseren Hausärzten, aber auch von den Ärzten des Akutspitals unterstützt. Es ist richtig, dass nicht mehr jeder medizinische Eingriff an einem multimorbiden Menschen sinnvoll ist, jedoch bedarf jede medizinische Situation eine diagnostische Abklärung, damit die treffenden Behandlungsmassnahmen definiert werden können. Sind dies zum Schluss auch Massnahmen zur Schmerzlinderung und Komfortpflege, dann hat der Hausarzt oder das Akutspital für uns genau den notwendigen Beitrag im Behandlungspfad geleistet.

Ohne diese dringend notwendige ärztliche Unterstützung können wir unsere Leidenschaft in der Begleitung von pflegebedürftigen und sterbenden Menschen nicht in würdiger Form ausleben.

Ein Akutspital mit zumutbaren Anfahrtswegen gehört zu einer bedarfsgerechten Altersversorgung in der Peripherie Simmental-Saanenland und soll im Brennpunkt bleiben. Gelingt ein zukunftsträchtiges Versorgungsmodell mit einem Akutspital, wird der zentrale Wertschöpfungszweig «Gesundheit» gestärkt und beeinflusst somit angrenzende Zweige wie den Tourismus positiv, schafft Arbeitsplätze und wirkt somit der Abwanderung entgegen.

Unter diesem Blickwinkel sind finanzielle Zusatzbelastungen der Gemeinden vertretbar.

Andreas Kurzen, St. Stephan,

Leitung Chalet Dorfmatte

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Erstellt:
17.08.2023, 00:00 Uhr
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