Zum Bericht «ein prächtiger Friedhof von Richard Wiskin», erschienen am 8. April 2010

Die Bibel beweisen

Die Schweizer Alpen seien während der biblischen Sintflut entstanden, die Fossilien, die man überall in den Bergen findet, seien die Opfer der Sintflut, die von Schlamm zugedeckt wurden, bevor dieser Schlamm zu den Gebirgen aufgefaltet wurden. Darum wären die Alpen eben ein «prächtiger Friedhof».

Die These von Richard Wiskin widerspricht eigentlich allem, was ich einmal in der Schule über die langen Zeiträume der Erdzeitalter und über die Entwicklung des Lebens bis zum Menschen gelernt habe. Doch Hauptsache, die These widerspricht der Bibel nicht. Das jedenfalls ist das klare Ziel des Referenten: Die Übereinstimmung der biblischen Berichte mit der geologisch und biologisch erfassten und erklärbaren Wirklichkeit zu beweisen. Es ist eindrücklich, wie viel Energie in diese Beweisführung gesteckt wird. Denn es geht dem Referenten um nicht weniger als die Zuverlässigkeit der Bibel als das irrtumslose und widerspruchsfreie Wort Gottes.

Wiskins Argumente vermochten den aufgeklärt denkenden Zuhörer nicht zu überzeugen. Allzu offensichtlich war das kreationistisch-fundamentalistische Vorverständnis, wonach jede naturwissenschaftliche Erkenntnis, die dem Wortlaut der Bibel widerspricht, falsch sein muss. Mit anderen Worten: Wiskin kennt das Resultat seiner naturwissenschaftlichen Forschung bereits aus der Bibel, noch bevor er überhaupt ernsthaft zu forschen beginnt. Solche Forschung ist aber alles andere als wissenschaftlich und darum leider nicht ernst zu nehmen.

Mit dem Versuch, die Bibel zu beweisen, erweist man ihr ohnehin einen Bärendienst. Im Christlichen Glauben geht es gerade nicht um Dinge, die naturwissenschaftlich oder historisch beweisbar sind. Es geht vielmehr um die grundlegenden Fragen des Lebens, um das Ringen der Menschen mit Gott, um die Suche nach Sinn, um den Grund der letztlich trägt, um Vertrauen zu Gott, zum Leben, zum Mitmenschen, zu sich selbst. Es geht um Hoffnung und um Liebe, um Gerechtigkeit und Friede. Man kann es auch frommer ausdrücken: Es geht um Vergebung des der Sünde anheim gefallenen Menschen durch die rettende Liebestat Jesu Christi am Kreuz. Und weil der letzte Satz viel zu abstrakt und für nicht theologisch geschulte Menschen rätselhaft ist, hat die Bibel zahlreiche Gleichnisse und Geschichten bereit, die in bildhafter Sprache vom Ringen des Menschen mit Gott zeugen und dem Menschen Hoffnung zusprechen. Diese Kraft der Bibel geht leider komplett verloren, wenn man ihre Zuverlässigkeit krampfhaft an der naturwissenschaftlichen Korrektheit aufhängt. Es ist eben doch so: Man kann die Bibel wörtlich nehmen, oder man kann sie ernst nehmen. Matthijs van Zwieten de Blom,

Pfarrer in Diemtigen

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Erstellt:
14.04.2010, 21:50 Uhr
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