Feriendorf in der Hohliebi, Lenk
Als langjährige und treue Stammgäste mit Wohneigentum mit lauwarmen Betten in der Hohliebi können wir leider unsere Meinung über das am 13. Juni zur Abstimmung stehende Landal-Feriendorf nicht direkt einbringen. Deshalb versuchen wir auf dem Wege eines Leserbriefes unsere Sichtweise für Interessierte bekannt zu machen. Wir vertreten natürlich als Wohnungsbesitzer in der Hohliebi auch Eigeninteressen, versuchen aber unsere Argumente so sachlich und realistisch wie möglich zu formulieren. Die positiven Argumente, und solche gibt es natürlich, sind ja bereits zur Genüge in verschiedenster Form und mit viel Druck dargelegt worden. Wir wollen uns also aus diesem Grunde auf die zum Teil etwas vernachlässigten negativen Aspekte konzentrieren.
Unsere Argumente gegen das aus unserer Sicht überdimensionierte Landal-Projekt sind zweigeteilt.
1. Die Bauphase
In Anbetracht der Grösse des Bauvorhabens mit circa 17–18 Chalets und 120 Wohnungen sowie aufgrund der Tatsache, dass die Baustelle hinter dem Dorf positioniert sein wird, muss während zwei bis drei Jahren mit massiven Beeinträchtigungen gerechnet werden. Das Dorfzentrum mit den vielen Läden und Garten-Restaurants wird über längere Zeit vom Schwerverkehr dominiert werden. Dies wird einerseits den Tourismus generell und andererseits die Bevölkerung wie folgt beeinflussen:
Intensiver Baulärm in der Region Hohliebi, sowie Umgebung;
Staubbelästigungen im Sommer während den Aushubarbeiten;
Verkehrslärm und Abgasprobleme im Dorfzentrum. Gäste werden während der Bauphase kaum in den Gartenwirtschaften verweilen wollen;
Verkehrsstaus durch den Schwerverkehr bei der Zufahrt zum Dorf, im Dorf selber, sowie innerhalb der touristischen «Flaniermeile»;
Zufahrtsprobleme über die Hohliebistrasse. PKW und LKW können nicht kreuzen;
Zudem Sicherheitsprobleme für Fussgänger (kein Trottoir);
Langjährige Lenker Stammgäste könnten die Segel streichen.
Fazit: Es ist realistischerweise zu erwarten, dass Tages- und Wochenend-Ausflügler sowie Touristen aus der Schweiz die Lenk nach ersten negativen Erfahrungen während der Bauphase meiden werden. Diese Information wird sich wie üblich sehr schnell verbreiten. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie Touristen, in Kenntnis der neuen Verhältnisse, Ferien in den Hotels innerhalb der Hohliebi Peripherie während der Bauphase buchen werden. Zugegeben, die finanziellen Verluste sind aus jetziger Sicht nicht verlässlich quantifizierbar. Und trotzdem mahnen wir zur Vorsicht. Oben beschriebene Auswirkungen werden vermutlich weit herum unterschätzt oder gar ignoriert.
2. Nach der Bauphase
Es stört zudem, dass das Zielpublikum ausschliesslich Käufer aus den Beneluxländern sein sollen. Warum sollen es denn keine Schweizer sein? Schweizer will man nicht, weil diese aufgrund des kurzen Anfahrtsweges kaum nur einen Monat im Jahr in der eigenen Wohnung Ferien machen möchten. Der Lenker Gemeinderat freut sich offensichtlich, dass kein finanzieller Beitrag zum Projekt geleistet werden muss. Dabei müssen wir leider bei der Realisierung des Feriendorfes mit permanenten Überbelastungen der limitierten Dorf-Infrastruktur rechnen (z.B. Verkehr, Einkaufsmöglichkeiten wie Coop, Restaurants und lange Warteschlangen bei Bergbahnen und Skilifts etc.).
Wir müssen uns auch Gedanken machen über den Einfluss dieses Projektes auf das mit viel Aufwand aufgebaute touristische Image der Lenk als eine «OASE DER RUHE» sowie als erholsames «FAMILIENPARADIES».
Zusammengefasst ist nach unserer Meinung das holländische Landal-Projekt einige Schuhnummern zu gross für die Lenk, vor allem wenn man bedenkt, dass in Stosszeiten bis zu 25 Prozent mehr Leute (gemessen an der permanenten Dorfbevölkerung) im Dorf anwesend sein werden.
Bei allem Verständnis für das absolut legitime und auch notwendige Bedürfnis der Gemeinde, weiterhin ein nachhaltiges Wachstum anzustreben, sollte weder Gier, Gigantismus noch kurzfristiges Profitdenken eine solch fundamentale Entscheidung bestimmen. Möglicherweise wird der teure Schweizerfranken im Verhältnis zum Euro, zusammen mit der grassierenden europäischen Finanzkrise, die Machbarkeit des Projektes noch zusätzlich belasten und relativieren. Deshalb wünschen wir uns für den 13. Juni 2010: LENK – BITTE DENK! Hans Lüthi, Hohliebi Lenk.