Oberstufenzentrum Obersimmental
An zwei Informationsveranstaltungen wurden wir, Einwohner von Boltigen, über das zu schaffenden Oberstufenzentrum Obersimmental in Zweisimmen ausführlich informiert. Daraus ergeben sich Vor- und Nachteile, wenn wir uns mit St. Stephan und Zweisimmen zusammenschliessen und unsere Real- und Sekundarschüler ab nächsten Sommer nach Zweisimmen in die Schule schicken. Doch die Vorteile gegenüber einem Alleingang in Boltigen überwiegen ganz klar.
Im OSZ gibt es Jahrgangsklassen. Das heisst, alle Schüler im Klassenzimmer haben den gleichen Bildungsstand und sind so viel besser, effizienter und ohne Ablenkung durch andere Stufen zu unterrichten und die Durchlässigkeit ist auch ohne Problem umsetzbar, von dem alle Schüler profitieren werden. Ebenfalls kann die MittelschulVorbereitung separat unterrichtet werden. Bei einem Verbleib in Boltigen gibt es noch eine Real- und eine Sekundarklasse mit je drei Jahrgängen in einem Klassenzimmer. Dazu kommt noch die Mittelschul-Vorbereitung als viertes Niveau im gleichen Klassenzimmer. Um die Durchlässigkeit anbieten zu können, bedingt dies, dass in beiden Klassen gleichzeitig das gleiche Fach unterrichtet wird. Weil heute die Lehrer nur noch als Spezialisten ausgebildet werden und es keine Allrounder mehr gibt, wird es fast unmöglich sein, die richtigen Lehrpersonen zu finden. Kommt noch dazu, dass Lehrermangel herrscht und eine Anstellung in so einer kleinen Schule sehr unattraktiv ist. Ab dem Jahre 2013 kommt noch die berufsspezifische Ausbildung mit nochmals drei unterschiedlichen Niveaus dazu. Also sind sieben verschiedene Ausbildungsniveaus in einem Klassenzimmer. Der Lehrer, der das unterrichten kann und will, muss erst noch geboren werden!
Ein Nachteil ist sicher der längere Schulweg. Doch bin ich der Meinung, dass auch dieses Problem sehr gut gelöst wird. Der Schulbus in der Gemeinde Boltigen mit den Einsteigeorten bleibt bestehen und die Kinder werden mit diesem zum Bahnhof Boltigen oder Weissenbach geführt. Die kurze Bahnfahrt nach Zweisimmen wird wohl jedes Kind in dem Alter meistern. Der Stundenplan wird dem Bahnfahrplan angepasst und auch die beaufsichtigte Mittagspause wird kurz gehalten, damit die Kinder keine Zeit haben, um unbeaufsichtigt in Zweisimmen herum zu streunen. Die Ängste, dass die Kinder im Bahnhof Zweisimmen mit Drogen in Berührung kommen, sind total überflüssig. Seit Jahren gehen Schüler aus Boltigen ins zehnte Schuljahr nach Zweisimmen und einige absolvieren das neunte im Gymnasium in Gstaad. Mir wurde in den letzten Jahren kein Fall bekannt, dass von diesen Kindern eines in den Drogensumpf abgestiegen ist, zumal das Drogenproblem in Zweisimmen sicher nicht grösser ist als in Boltigen! Ich finde es auch überheblich von Eltern, die ihre Kinder in diese Schulen geschickt haben, gegen ein Oberstufenzentrum zu werben, denn auch alle anderen haben das Recht auf eine Chance zu einer guten Schulbildung! Es ist auch absurd, dass schulpflichtige Kinder in der Freizeit, wie man oft sieht, alleine mit dem Zug nach Zweisimmen oder sogar bis nach Thun reisen können, aber wenn sie nach Zweisimmen in die Schule gehen sollten, angeblich Probleme entstehen!
Die angeblich sozial bessere Schulform, die bei einem Verbleib in Boltigen wäre, geniessen die Kinder schon von der 1. bis in die 6. Klasse mit den 3-teiligen Klassen. Es ist doch eine soziale Weiterbildung, wenn die Kinder ab der 7. Klasse in einer neuen Schulform unterrichtet werden, mit fremden Gleichaltrigen zusammen gemischt werden und mit diesen wieder zu recht kommen müssen. Das gibt eine Vorstufe zur Berufsschule, in der die Schüler, je nach Beruf, aus dem ganzen Oberland, Kanton oder noch weiter vermischt werden und meistens keine Kollegen mehr aus den vor-angegangenen Jahren dabei sind.
Die Gegner des OSZ behaupten auch, dass das Vereinsleben in unserer Gemeinde darunter leiden werde. Dazu sehe ich aber keinen Grund, kommen doch die Kinder unmittelbar nach der Schule wieder zurück nach Hause, und können somit das Vereinsangebot in der Gemeinde Boltigen nutzten. Dass Kinder in Einzelfällen durch Kollegen aus Zweisimmen dort einem Verein beitreten, kann sicher nicht ganz ausgeschlossen werden. Dann werden es sicher meistens Angebote sein, die in Boltigen nicht angeboten werden. Und überhaupt: Es sind ca. vierzig Schüler aus Boltigen, die sich auch kennen. Warum sollten da plötzlich alle Vereinswilligen nach Zweisimmen abspringen? Die Eltern werden in der Freizeitgestaltung sicher auch noch ein Wort mitreden!
Aus diesen Gründen und noch vielen mehr, bitte ich die Einwohner von Boltigen an der Gemeindeversammlung vom 23. September 2010 für die gleiche Chance einer guten Schulbildung für alle einzustehen und ja zum Oberstufenzentrum Obersimmental zustimmen! Es ist ein Ja für unsere Jugend, denn sie sind unsere Zukunft.
An alle Befürworter: Kommt an die Versammlung, wir brauchen Eure Stimme unbedingt. Andreas Vögeli, Schwarzenmatt