Spitalstandort – Überlegungen eines unbefangenen Beobachters
Als langjähriger Abonnent der Simmental Zeitung verfolge ich seit Monaten die Publikationen bezüglich des Standortentscheides des Simmentals und des Saanenlandes in der Spitalfrage. Einmischen in dieses Sachgeschäft will ich mich nicht, das ist euer Problem. Ich hoffe, dass zum Wohle der Bevölkerung und des Zusammenlebens in euren Regionen eine einvernehmliche Lösung gefunden wird. Die Zeit, wo der Slogan galt «jedem Tälchen sein Spitälchen», ist eindeutig vorbei. Was bei all dieser Flut von Meinungsäusserungen und Standortbestimmungen auffällt, ist eine Streitkultur, die in euren Gegenden wohl Tradition hat. Es ist aus meiner Sicht unerhört, wie ihr teilweise mit einander umgeht. Im Fussball ist das Spielen auf den Mann nicht gerade eine positive Spielweise. Bei euch ist diese Gangart aber offensichtlich üblich. Wie da Leute in einer Art persönlich angegangen, zum Teil diffamiert und auch verletzt werden, ist wirklich im negativen Sinne einzigartig. Es erstaunt mich, dass gerade in euren doch engen geographischen Räumen, wo jeder jeden kennt, enge verwandtschaftliche Bande und Beziehungen bestehen, so dreingeschlagen wird. Sind da nicht Zerwürfnisse und Fehden über Generationen hinweg geradezu vorprogrammiert? Grundsätze für erfolgreiche Verhandlungen sind: Schaffen eines Vertrauensverhältnisses, Respekt gegenüber dem Verhandlungspartner, würdigen seiner Position, Kompromissbereitschaft. Eine solche Strategie kann mit aller Härte verfolgt werden und hat nichts zu tun mit nachgeben und dergleichen. In einem solch sensiblen Bereich, wie dem Gesundheitswesen, ist ein Agieren mit Panzerfaust und Morgenstern fehl am Platz. Erfolgreicher ist der kluge Taktiker und Kämpfer mit dem Florett, der das Optimum sucht und nicht das Maximum. Nach meinen Beobachtungen beharren die Simmentaler auf dem Standort Zweisimmen, die Saanenländer auf Saanen. Ich kann es wirklich nicht mehr hören resp. lesen, diese «tonnenweisen» sachlichen Argumente, diese Rechtfertigungen und schulmeisterlich aufgezogenen Richtigstellungen, diese Repliken und Dupliken, diese Rücktrittsforderungen an jeden, der etwas sagt, entscheidet oder nicht entscheidet, was dem andern nicht passt. Alle haben ja, je nach Standort, die Sachlichkeit und das Demokratieverständnis für sich gepachtet. Es ist auch so typisch, dass in den federführenden und lautstarken Organisationen Politiker Schlüsselstellungen einnehmen. In der Tat ist das ganze Problem zu einer rein politischen Angelegenheit geworden. Beide Standorte haben je 50% Chance und Risiko. Der Weg zurück, wo möglichst wenige das Gesicht verlieren, dürfte verbaut sein. IG-Spitalversorgung Simmental-Saanenland. Wie viel Simmentaler resp. Saanenländer hier vertreten sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber die Anschrift wirkt verbindend und signalisiert Willen nach gemeinsamen Lösungen. Ich hoffe deshalb, dass es unter diesem Markenzeichen, trotz sehr ungünstigen Vorzeichen, noch zu einem echten, verbindenden Shakehands kommt. Urs Riklin, Port